Nach Reform der Pflegeausbildung: Branche erwartet Korrekturen
- Azubis bemängeln Praxis-Defizite in den drei Jahren Ausbildung.
- Leipziger VMBK: Es gibt weniger Anmeldungen und viele Abbrecher.
- Pflegeausbilderin würde gern Kinderkrankenpflege wieder ausklammern.
Unterricht bei den Pflegeschülerinnen und -schülern an einer Privaten Berufsschule in Leipzig: Die meisten Azubis hier sind noch nicht sicher, wohin es für sie mit der breit aufgestellten Pflegeausbildung geht. Zwei aus der Abschlussklasse haben sich jedoch schon auf die Altenpflege festgelegt und starten in wenigen Wochen in den Berufsalltag. Sie haben an ihre Pflegeausbildung gemischte Erinnerungen.
Azubis bemängeln Praxis-Defizite
Die Ausbildung umfasst die Kinderpflege, Erwachsenenpflege und Altenpflege. Dadurch sehen die Azubis gute Jobchancen danach. Doch praktische Erfahrungen in der Kinderpflege und in der Psychiatrischen Einrichtung habe man "sehr wenig" gemacht. Die Theorie in der schulischen Ausbildung sei "eigentlich ganz okay" gewesen, aber die Praxis fehle halt einfach.
Und das sagen fast alle der Pflegeschülerinnen und -schüler an der Schule in Leipzig. Gleichzeitig habe sich das Lernpensum erhöht, was es einigen schwer mache, die Ausbildung zu schaffen.
Weniger Anmeldungen – viele Abbrecher
Für den Einbruch der Anmeldezahlen um ein Drittel gibt es mehrere Gründe. So startete die generalisierte Ausbildung während er Corona-Pandemie. Außerdem gibt es beim Image der Pflegeberufe offenbar noch immmer viel Luft nach oben, trotz gestiegener Löhne.
Auch die Abbrecherquote in der Schule sei mittlerweile um ein Drittel gestiegen, sagt Susanne Zeidler MDR AKTUELL. Sie leitet die generalisierte Pflegeausbildung an der Schule vom Verein für Motivation, Kommunikation und berufliche Bildung, kurz VMKB, in Leipzig: "Wenn ich jetzt zum Beispiel starte mit zwei Klassen pro Jahrgang, dann habe ich im dritten Ausbildungsjahr meistens nur noch eine Klasse, die dann tatsächlich auch zum Abschluss geht."
Zahl der Abschlüsse insgesamt gestiegen
Dabei haben sich die Zahlen der abgeschlossenen Pflegefachausbildungen in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht, wie Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. 2023 beendeten demnach 33.600 Auszubildende die generalistische Pflegefachausbildung. Im vergangenen Jahr kamen knapp 3.000 dazu, und auch in diesem Jahr gibt es wieder eine deutliche Steigerung.
VMBK würde Kinderkrankenpflege gern wieder ausklammern
Natürlich könne der Pflegenachwuchs in den drei Jahren nicht für alle Pflegeschwerpunkte umfassend vorbereitet werden, sagt Susanne Zeidler. Sie würde darum die Kinderkrankenpflege gerne aus der generalisierten Ausbildung wieder ausklammern, auch weil bisher noch keine Pflegekraft ihrer Schule in die Kinderkrankenpflege eingestiegen ist. Sie fühlten sich darauf einfach nicht gut genug vorbereitet, wird ihr von der Schülerschaft immer wieder rückgemeldet.
Alexander Daniel, vom Berufsverband für Pflegeberufe macht noch einmal klar, dass es unmöglich sei, die Spezialisierungen in den drei Jahren Ausbildung vollumfänglich abzudecken. Für die hochkomplexen Versorgungsprozesse der pädiatrischen Pflege seien Weiterbildungen notwendig, erklärt Daniel: "Genauso wie es Weiterbildungen für die Intensiv- oder die Anästhesiepflege oder die psychiatrische Pflege gibt." Nur so könne das Qualitätsniveau in der Versorgung unseres Nachwuchses gesichert werden.
Und Susanne Zeidler hofft, dass "die Ausbildung bundesweit noch einheitlicher wird. Das wäre für uns als Schulen schon hilfreich".
Die Schulen müssen einheitliche Vorgaben haben. Wie sieht ein Kurrikulum aus, wie sieht eine Zwischenprüfung aus?
Im November wird der Bundesregierung ein erster Gesetzentwurf zur Vereinheitlichung der generalisierten Pflegeassistenzausbildung vorgelegt. Die Branche hofft, den Eintritt in einen Pflegeberuf damit deutschlandweit noch zugänglicher machen zu können.
MDR AKTUELL
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