Inhalt des Artikels:

  • Staatssekretär im Infrastrukturministerium: "enorme Verkehrsbelastung"
  • Sperrung schränkt Autos, Straßenbahnen, Radfahrer und Fußgänger ein
  • Studie zu Kosten für Behelfsbrücke an Hauptverkehrsader durch Landeshauptstadt
  • Behelfsbrücke bis zu den Sommerferien fertig?

Am Dienstag enden die Osterferien. Dann geht in den Schulen Sachsen-Anhalts der Unterricht wieder los und viele Menschen nehmen nach ihrem Urlaub die Arbeit wieder auf. In Magdeburg wird sich der eine oder andere fragen, wie er dort am besten hinkommt: Denn seit knapp einer Woche ist die Brücke des Magdeburger Rings über den Damaschkeplatz vollständig gesperrt. Das heißt, niemand darf mehr darüber oder darunter hindurch. Ein provisorischer Ersatzbau soll möglichst schnell entstehen.

Stichwort: Der Magdeburger Ring

Der Magdeburger Ring ist eine Schnellstraße, die durch die Stadt führt. Sie wird auch Tangente genannt und ist kein Ring im eigentlichen Sinne, sondern eine Nord-Süd-Verbindung. Der Bau begann 1970, mitsamt Autobahnanschluss wurde die Trasse 1975 fertiggestellt. Nach dem Einsturz der Dresdner Carolabrücke war in Magdeburg veranlasst worden, dass das Material an drei Spannbetonbrücken des Rings geprüft wird.

An den Brücken wurde laut Stadt sogenannter Hennigsdorfer Spannstahl verbaut, bei dem das Risiko einer sogenannten Spannungsrisskorrosion besteht. Dieser Spannstahl wurde auch an der Carolabrücke verbaut.

Staatssekretär im Infrastrukturministerium: "enorme Verkehrsbelastung"

Bis es so weit sein wird, müssen Verkehrsteilnehmer mit großen Einschränkungen zurechtkommen. Da ab Dienstag wieder mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen zu rechnen ist, sollten Autofahrer mehr Zeit einplanen. Die Stadtverwaltung empfiehlt für den Durchgangsverkehr eine weiträumige Umleitung über die Autobahn 14. Die letzte Ausfahrt vom Magdeburger Ring in der nördlichen Fahrtrichtung ist die Abfahrt Liebknechtstraße, in der Gegenrichtung der Anschluss an die Bundesstraße 1 / Albert-Vater-Straße.

Karte zur Sperrung der Brücke am Damaschkeplatz: Das sind die Umleitungen

Sven Haller, Staatssekretär im Infrastrukturministerium von Sachsen-Anhalt, sprach bereits in der vergangenen Woche von einer "enormen Verkehrsbelastung" für die Magdeburgerinnen und Magdeburgern. Er betonte, die Sicherheit gehe aber vor. Man sei mit der Stadt im Gespräch, die innerstädtischen Verkehre, aber auch die aus dem Umland so zu organisieren, dass Bürger an ihre Zielorte gelangten.

Sperrung schränkt Autos, Straßenbahnen, Radfahrer und Fußgänger ein

Die neue Verbindung zwischen Stadtfeld-Ost und Hauptbahnhof war kurzfristig eingerichtet worden.Bildrechte: MDR/Isabell Hartung

Weil die Sperrung am Damaschkeplatz zunächst immer wieder von Radfahrern und Fußgängern ignoriert worden war, gibt es seit Donnerstag eine zusätzliche Querung über den Magdeburger Ring. Diese verläuft zwischen dem Adelheidring auf der Westseite und der – für den Kfz-Verkehr gesperrten – Ringausfahrt "Zentrum" auf der Ostseite. Eine schnellere und bessere Umleitung hatte zuvor unter anderem der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) gefordert. Besonders eine gute fußläufige Anbindung an den Hauptbahnhof sei wichtig.

Radfahrer und Fußgänger können laut Stadtverwaltung zusätzlich auch die Brücke in den Glacisanlagen oder die Albert-Vater-Straße nutzen.

Fußgänger- und Radfahrer-Brücke in den GlacisanlagenBildrechte: MDR/Manuel Mohr

Neuer Fahrplan für die Straßenbahnen

Unterdessen haben sich auch die Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) mit der neuen Situation arrangiert: Wie die MVB mitteilten, fahren Straßenbahnen seit Karsamstag wieder nach Fahrplan. Seit Betriebsbeginn am Dienstag waren fünf Linien umgeleitet worden. Die seit der Brückensperrung umgeleiteten Linien 1, 3, 4, 5 und 6 waren übergangsweise ohne konkrete Abfahrtszeiten unterwegs. Das habe nun ein Ende.

Die Fahrpläne sind laut MVB online abrufbar. Auch die Digitalanzeigen an den Haltestellen zeigten wieder verlässliche Abfahrtszeiten und Routen an. Aushänge an den Haltestellen würden nach Ostern aktualisiert, erklärten die Verkehrsbetriebe.

So leiten die MVB die Straßenbahnen um

– Die Straßenbahnlinie 1 ist zwischen Kannenstieg und Olvenstedter Platz über Leiterstraße, Hasselbachplatz, Südring, Westring und Damaschkeplatz unterwegs.
– Die Straßenbahnlinie 3 ist zwischen Klinikum Olvenstedt und Diesdorf über Olvenstedter Platz, Damaschkeplatz und Westring im Einsatz. (ca. 20-Minuten-Takt) – Die Straßenbahnlinie 4 fährt zwischen Klinikum Olvenstedt und Cracau über Europaring, Westring, Südring, Hasselbachplatz, Verkehrsbetriebe und Hauptbahnhof/ Willy-Brandt-Platz.
– Die Straßenbahnlinie 5 ist zwischen Diesdorf und Messegelände über Westring, Südring, Raiffeisenstraße und S-Bahnhof Buckau im Einsatz. (ca. 20-Minuten-Takt) – Die Straßenbahnlinie 6 fährt verkürzt nur zwischen Herrenkrug und Hauptbahnhof/Willy-Brandt-Platz.

Die Haltestelle Hauptbahnhof/Kölner Platz wird demnach derzeit gar nicht bedient. Fahrgäste sollen die Haltestelle Hauptbahnhof/Willy-Brandt-Platz nutzen.

Auch der Straßenbahnverkehr am Kölner Platz ist gesperrt.Bildrechte: MDR/Sören Thümler

Sonderprüfung nach Einsturz von Carolabrücke

Grund für die Sperrung der Brücke über den Damaschkeplatz sind laut Stadtverwaltung massive Schäden an dem Bauwerk. Sie waren bei einer Sonderprüfung festgestellt worden. Es gebe zahlreiche Risse an den Spanngliedern, teils seien sie sogar bereits gebrochen. Größtes Risiko ist nach Aussage des Magdeburger Baubeigeordneten Jörg Rehbaum (SPD) dabei das Eigengewicht der Brücke. Die festgestellten Schäden sind den Angaben zufolge so gravierend, dass eine Reparatur nicht mehr möglich ist – ein Abriss der Brücke gilt nach Einschätzung der Stadt als unausweichlich.

Studie zu Kosten für Behelfsbrücke an Hauptverkehrsader durch Landeshauptstadt

Die Kosten, die nun durch den Bau einer Behelfsbrücke entstehen, hätte man sich sparen können, indem man die desolaten Brücken viel früher saniert hätte, kritisierte die Umweltorganisation "Transport and Environment". Die Organisation rechnet vor, dass viermal mehr Brücken in Deutschland baufällig sind, als es der Bund bisher einräumt. Benedikt Heyl von "Transport and Environment" sagte dem MDR: "Es sind eben nicht 4.000, sondern eher 16.000 Brücken allein in Bundesverwaltung, die auf jeden Fall modernisiert werden müssen." Und es gebe noch einen sehr großen Bedarf bei den Brücken auf den Landesstraßen und auf den Staatsstraßen. "Da wird die Größe des Problems noch nicht anerkannt."

Das Bundesverkehrsministerium entgegnete, man könne diese Zahlen nicht nachvollziehen. Man wolle in den nächsten zehn Jahren 4.000 Brücken sanieren – und das je nach Dringlichkeit. Prüfingenieure würden die Bauwerke regelmäßig kontrollieren und deren Zustand bewerten. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die Menschen in Deutschland grundsätzlich auf die Tragfähigkeit der Brücken verlassen können. Steffen Marx vom Institut für Massivbau der TU Dresden sagte dem MDR: "Es ist heute eher wahrscheinlich, dass eine Brücke mal ein bisschen eher aus dem Verkehr gezogen wird, als dass sie zu spät aus dem Verkehr gezogen wird. Wir sind heute sicherer als vor dem Einsturz der Carolabrücke."

Behelfsbrücke bis zu den Sommerferien fertig?

Als Reaktion auf die Sperrung soll in Magdeburg nun eine Behelfsbrücke bis zum Bau einer neuen Brücke für Entlastung sorgen. Wie der Baubeigeordnete Rehbaum vergangene Woche sagte, soll sie auf den Unterbau der jetzigen Brücke gesetzt werden. Zunächst solle aber der Abriss der jetzigen Brücke "im Rahmen der Gefahrenabwehr" relativ zügig erfolgen. Damit könnte der Verkehr zumindest unter der Brücke in absehbarer Zeit wieder fließen.

Die Behelfsbrücken bekomme man relativ schnell geliefert, die Montage dauere dann rund zehn Wochen, sagte Rehbaum weiter. Man hoffe, dass der Magdeburger Ring mit den Behelfsbrücken bis zu den Sommerferien wieder hergestellt sei.

Die Brücke ist irreparabel beschädigt.Bildrechte: MDR/Manuel Mohr

Allein die Ausschreibung könnte Jahre dauern

Für den Bau der neuen Brücke ist Rehbaum zufolge ebenfalls noch kein genauer Zeitpunkt klar. So würden die Ausschreibungen derzeit zwischen fünfeinhalb bis 15 Jahren dauern. Die Stadt wolle das Verfahren auf dreieinhalb bis neun Jahre verkürzen. Den Worten von Rehbaum kann das allerdings auch nicht reichen, um die marode Infrastruktur zeitnah zu erneuern.

Nach Angaben von Oberbürgermeisterin Borris wird auch geprüft, welche anderen Baustellen möglicherweise vorübergehend ruhen können, um einen Verkehrskollaps in Magdeburg zu verhindern.

Es führt sonst zum Verkehrskollaps – und das wollen wir alle nicht.

Simone Borris, Oberbürgermeisterin Magdeburg

Rettungskonzept entwickelt – Stadt ruft Bevölkerung zu Mithilfe auf

Die Stadtverwaltung hat in der Zwischenzeit auch ein Konzept für die Rettungskräfte entwickelt. Demnach wird ein zusätzlicher Rettungswagen im Westen der Stadt stationiert, damit Rettungskräfte in Stadtfeld, Diesdorf und den umliegenden Gebieten schneller zu den Einsätzen kommen können. Zudem würden die Freiwilligen Feuerwehren Olvenstedt und Diesdorf stärker eingebunden. Auch die Leitstelle soll aufgerüstet werden. Die Stadt Magdeburg bittet außerdem die Bevölkerung um Mithilfe: Bürger sollen darauf achten, frühzeitig Rettungsgassen zu bilden und Feuerwehreinfahrten nicht zuzuparken.

Der Damaschkeplatz ist derzeit für alle Verkehrsteilnehmer tabu.Bildrechte: MDR/Manuel Mohr

Auch anderen Brücken des Magdeburger Rings droht Sperrung

Wie es derweil mit den Brücken über die Halberstädter Straße und die Brenneckestraße weitergeht, ist offen. Auch an diesen Spannbetonbrücken entlang des Magdeburger Rings soll es nun weitergehende Untersuchungen geben. Stadtsprecher Michael Reif sagte MDR SACHSEN-ANHALT vor Ostern, es sei nicht auszuschließen, dass auch diese Brücken voll gesperrt werden müssten. Auf den beiden Brücken gilt derzeit Tempo 30 und nur eine Spur kann genutzt werden.

dpa, MDR (Susanne Ahrens, Linus-Benedikt Zosel, Maximilian Fürstenberg, Kalina Bunk, Felix Fahnert) | Erstmals veröffentlicht am 14.04.2025

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