• Die Gesetzlichen Krankenkassen stehen weiterhin unter enormem finanziellen Druck.
  • Die Bundesregierung will die Krankenkassen mit kurzfristigen Maßnahmen und Strukturreformen entlasten.
  • Im kommenden Jahr könnten die Beitragssätze dennoch erneut steigen.

Die Gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland haben im ersten Halbjahr 2025 einen Milliardenüberschuss erzielt – befinden sich aber weiterhin in einer finanziell angespannten Lage. Im ersten Halbjahr sind die Leistungsausgaben der Krankenkassen um 12,2 Milliarden Euro und die Verwaltungskosten um 327 Millionen Euro gestiegen, wie das Bundesgesundheitsministerium am Freitag in Berlin bekannt gab.

Die gesetzliche Krankenversicherung stehe "finanziell massiv unter Druck", sagte die Bundesgesundheitsministerin Nina Warken. Die Ausgaben der Kassen stiegen insgesamt viel schneller als ihre Einnahmen. Der CDU-Ministerin zufolge klafft bei der gesetzlichen Krankenversicherung im kommenden Jahr ein Loch von vier Milliarden Euro, bei der Pflege sind es zwei Milliarden.

Entlastungen der Krankenkassen geplant

"Wir brauchen dringend kurzfristige Maßnahmen und langfristige Strukturreformen", betonte Warken. Deswegen will die Bundesregierung die gesetzlichen Krankenkassen kurzfristig mit einem neuen Darlehen und der verzögerten Rückzahlung eines bestehenden Darlehens entlasten. Zusätzlich soll eine Hälfte des für die Krankenhausreform benötigten Transformationsfonds nicht aus den Mitteln der Kassen, sondern aus Steuermitteln finanziert werden. Hierzu sind 25 Milliarden Euro über zehn Jahre geplant.

Außerdem soll zeitnah eine Expertenkommission Vorschläge zu Stabilisierung der Krankenkassenbeiträge erarbeiten und dies, anders als ursprünglich vorgesehen, bereits bis Anfang 2026. Konkret soll unter anderem in den anstehenden Beratungen zum Haushalt 2026 nach Lösungen gesucht werden, wie Warken deutlich machte. Im Etat 2025 stellt die schwarz-rote Koalition kein zusätzliches Geld über die bisherigen Pläne hinaus bereit, um drohende neue Anhebungen der Krankenkassenbeiträge zu verhindern, wie die Fraktionen von Union und SPD mitteilten.

Beiträge sind unter Druck

Die Reformen sollen dazu führen, dass ab 2027 die Beiträge stabilisiert würden. Im kommenden Jahr dürften die Beitragssätze laut Warken allerdings "wieder unter Druck geraten". Erst Anfang 2025 hatte es eine Welle kräftiger Beitragserhöhungen gegeben.

Der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz entsprach Ende Juni 2,92 Prozent und lag damit deutlich oberhalb des im Oktober 2024 bekanntgegebenen Ziel-Beitragssatzes von 2,5 Prozent.

Ökonom mit einfacher Rechnung: Am Ende zahlen die Patienten

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Die Ausgaben der Krankenkassen steigen laut dem Spitzenverband der Gesetzlichen Kassen weiter. Warum ist das so und müssen die Beiträge angehoben werden? Einschätzung vom Gesundheitsökonom Heinz Rothgang.

MDR AKTUELLFr05.09.202512:48Uhr05:30 min

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Gesundheitsökonom Heinz Rothgang hat darauf hingewiesen, dass jede Kostensteigerung im Gesundheitssystem am Ende die Patienten zahlen müssten. Rothgang sagte dem MDR, auf steigende Kosten müssten steigende Einnahmen folgen. Wenn Versicherungsbeiträge nicht erhöht und die Ärzte-Honorare nicht gesenkt werden sollten, müssten die Eigenanteile für Gesundheitsleistungen angehoben werden.

KNA/epd/dpa/AFP(jst)

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