Vielen Schülern gehe es nicht gut, berichtet Quentin Gärtner, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz. Die Politik müsse sie endlich ernst nehmen und auch mit an den Tisch holen - etwa bei der Debatte über ein Social-Media-Verbot.

Der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Quentin Gärtner, hat mit Blick auf das neue Schuljahr seelische Nöte von Schülern beklagt und mehr Investitionen in die Bildung gefordert. "Wir erleben eine Krise der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Gärtner ist 18 Jahre alt, hat selbst gerade Abitur gemacht und vertritt als Generalsekretär rund 7,5 Millionen Schülerinnen und Schüler in Deutschland. 

Im Interview mit dem RND beklagt er, dass Millionen Schülerinnen und Schülern betroffen seien. "Viele von ihnen schaffen es nicht mehr, dauerhaft am Schulleben teilzunehmen. Mittlerweile beschreibt mehr als jeder vierte Schüler seine eigene Lebensqualität als gering. Schulen sind keine Orte, die das auffangen, ganz im Gegenteil", so Gärtner.

Weniger Faust, mehr KI-Kompetenz

Die Schülerinnen und Schüler würden strukturell von Staat und Gesellschaft vernachlässigt. So fehle es flächendeckend an Schulpsychologen und Schulsozialarbeitern. Zudem seien Lehrpläne erforderlich, "die sich an den Bedürfnissen der Schüler orientieren und nicht einfach Bulimie-Lernen verordnen". Die Schule müsse sich "mehr am realen Leben ausrichten. Wir brauchen weniger Faust und Hexenverbrennung, mehr KI-Kompetenz und Demokratiebildung", sagte der 18-Jährige.

Die Politik müsse junge Menschen endlich mit ihren Sorgen und Nöten ernst nehmen, sie einbeziehen und in sie investieren. "Wir brauchen 100 Milliarden für die Schulen", so Gärtner.

Gärtner gegen Social-Media-Verbot unter 16

Gärtner lehnte die aktuell diskutierten Social-Media-Einschränkungen für Schüler ab. "Die richtige Antwort wäre eine altersgerechte Medienbildung in den Schulen", sagte er. "Aber Bildungsministerin Karin Prien holt uns nicht mal mit an den Tisch, wenn sie dazu eine Expertenkommission einsetzt." Gärtner appellierte an die Verantwortlichen: "Fragt uns doch mal, was wir brauchen, um vernünftig mit Sozialen Medien umzugehen! Wir sind die Experten für unser Leben."

Am Donnerstag hatte Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) 18 Mitglieder für die "Expertenkommission Kinder- und Jugendschutz in der digitalen Welt" berufen, unter anderem aus den Bereichen Bildungsforschung, Kinder- und Jugendmedizin, Medienrecht und Medienpädagogik. Kinder und Jugendliche sind nicht in dem Gremium vertreten, sollen laut Prien aber über verschiedene "zeitgemäße Beteiligungsformate" eingebunden werden.

Grünen-Chefin für Altersgrenze

Über ein Social-Media-Verbot bis 16 Jahren wird seit längerem diskutiert, nachdem etwa in Australien ein solches Gesetz beschlossen wurde. In einigen Bundesländer wurden bereits Handyverbote an Schulen beschlossen. Auch Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) ist offen dafür. Organisationen aus dem Bildungsbereich sprachen sich wiederum gegen solche pauschalen Regelungen aus.

Aus der Opposition kommt aber Zustimmung für Social-Media-Beschränkungen. So sagte Grünen-Chefin Franziska Brantner der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten: "Ich befürworte eine Altersgrenze von 16 Jahren für Social Media ausdrücklich." Jede und jeder, der Kinder im Teenageralter oder auch jünger habe, wisse, da sei etwas außer Kontrolle geraten, sagte sie. "Diese unsozialen Medien machen unsere Kinder süchtig. Davor müssen wir sie schützen."

Eventuell noch besser als eine Altersgrenze für Social Media sei es, die Anbieter zu zwingen, nur "suchtfreie Algorithmen" einzusetzen. "Klar ist: Es braucht endlich eine Durchsetzung unserer Regeln im digitalen Raum", sagte die Grünen-Vorsitzende.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke