• Steigende Durchschnittslöhne erhöhen die Hürde für Rentenpunkte, was Geringverdiener benachteiligt.
  • Der VdK kritisiert, dass das Rentensystem Brüche im Erwerbsleben bestraft und Ausgleichsmaßnahmen zu schwach sind.
  • Linken-Politikerin Sarah Vollath fordert ein höheres Rentenniveau, höheren Mindestlohn und Tarifbindung gegen Altersarmut.

Wie viel Rente man im Alter bekommt, basiert auf einer gesetzlich festgelegten Formel. In die Berechnung fließen unter anderem die sogenannten Entgeltpunkte ein – umgangssprachlich Rentenpunkte genannt. Je mehr man davon im Laufe des Erwerbslebens sammelt, desto höher fällt die Rente aus. Wer so viel verdient wie der Durchschnittsdeutsche, bekommt pro Jahr einen Entgeltpunkt.

Katja Braubach, Sprecherin der Deutschen Rentenversicherung, erklärt, dass das Durchschnittsentgelt von allen Versicherten genommen wird, die in Deutschland beschäftigt sind: "Auch die Arbeitslosengeld-1-Empfänger sind mit dabei". Dann werde der Durchschnitt berechnet: "Das Durchschnittsentgelt in diesem Jahr liegt bei 50.493 Euro. Wer also in diesem Jahr genau diese Summe verdient, würde einen Punkt bekommen", sagt Braubach.

Steigende Durchschnittslöhne

Da die Löhne und Gehälter in der Regel von Jahr zu Jahr steigen, wird auch die Schwelle für einen Rentenpunkt höher. So musste man 2024 nur rund 45.000 Euro verdienen, um einen Punkt zu erwerben. Benachteiligt das nicht Menschen, die wenig Lohn bekommen?

Diesen Eindruck könne sie nachvollziehen, sagt Katja Braubach. Aber: "Das kann die Rentenversicherung nicht ausgleichen, wenn es schon zu wenig Gehalt gibt – aus welchen Gründen auch immer. Ob man jetzt Teilzeit arbeitet, der Arbeitgeber zu wenig zahlt oder der Tarifvertrag zu wenig Lohn hergibt – wir sind immer nur Spiegelbild des Berufslebens", so Braubach.

Ausgleiche der Politik

Michael Popp ist beim Sozialverband VdK für das Thema Alterssicherung zuständig. Er sagt, es sei durchaus ein Problem, dass sich das deutsche Rentensystem gnadenlos am Lohn orientiere. Er macht es plastisch: "Der typische Mann, der zwischen 22 und 67 ununterbrochen Vollzeit arbeitet und immer Karriere macht. Ein niedrigerer Stundenlohn, Teilzeit, Erwerbslücken im Lebenslauf wegen Krankheit, Arbeitslosigkeit, Kindererziehung, Pflegeverpflichtungen – all das wird bei der Rentenberechnung schon immer knallhart bestraft".

Allerdings: Die Politik versucht solche Brüche zu berücksichtigen: Es gibt zum Beispiel Entgeltpunkte für die Kindererziehung und seit 2021 den sogenannten Grundrentenzuschlag. Er soll denen zugutekommen, die lange gearbeitet und trotzdem unterdurchschnittlich verdient haben.

Popp findet, dass diese Elemente ausgebaut werden müssten: "Aber das kostet Geld und zwar vorrangig erstmal Steuermittel. Und wir wissen, wie die Rente aktuell diskutiert wird. Sie wird leider oft als Kostenfaktor diskutiert und nicht als Versicherung für ein gutes Leben im Alter".

Rentenniveau wird immer niedriger

Sarah Vollath ist rentenpolitische Sprecherin der Linken im Bundestag. Auch das Rentenniveau sei inzwischen zu niedrig, sagt sie. Also das Verhältnis zwischen Rente und Einkommen: "Das Rentensystem ist aus unserer Sicht im Ganzen unterfinanziert. Zum Beispiel die Absenkung des Rentenniveaus auf 48 Prozent ist ursächlich dafür, dass es so viel Altersarmut gibt. Das müsste sofort ausgeglichen werden und das Rentenniveau wieder auf 53 Prozent angehoben werden", fordert Vollath.

Letztendlich müsse man das Problem aber bei der Wurzel packen, meint Vollath. Heißt: höherer Mindestlohn und mehr Tarifbindung.

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