Der BND stand immer wieder in der Kritik. Zu spät und zu schlecht soll der Auslandsgeheimdienst Informationen geliefert haben. Seit heute hat er einen neuen Chef: Martin Jäger, bisher Botschafter in der Ukraine.

Martin Jäger stand oft in der zweiten Reihe - und immer wieder am Bahnhof von Kiew. Wenn Kanzler oder Minister mit dem Zug in die Ukraine reisten, holte er als Botschafter sie ab.

Jäger ist ein Diplomat, der sich mit Krisen auskennt - und mit Kriegen. Jeder, der ihm zuhört, versteht, dass er die Herausforderung mag. Der 61-Jährige war Botschafter in Afghanistan, dem Irak und in der Ukraine. Das sind sicher keine Posten, die ganz oben auf der Wunschliste von Diplomaten stehen. Der Lebenslauf von Martin Jäger liest sich auf den ersten Blick wie eine logische Folge von Lebensstationen. Die Karriere macht Sinn und wird dann doch immer wieder von Überraschungen unterbrochen.

Viele Jahre hat er als Pressesprecher gearbeitet. Seine Aufgabe war es, zu kommunizieren und zu erklären. Er musste Fragen beantworten - das ist etwas, was er in seiner neuen Rolle eher selten tun werden muss. Denn als Präsident des Bundesnachrichtendienstes heißt es, verschwiegen zu sein.

Steinmeiers Sprecher

Seine Karriere begann im Auswärtigen Amt. 2005 wurde er Sprecher des damaligen Außenministers Frank-Walter Steinmeier, erklärte deutsche Diplomatie. 2013 wurde er deutscher Botschafter in Kabul. Er verkaufte den deutschen Einsatz in Afghanistan als Erfolg, der er am Ende nicht war.

Später sah auch er die Bilder, wie die Taliban 2021 Kabul überrannten. Es war ein Szenario, das der BND in dieser Schnelligkeit nicht erwartet hatte. Eine Fehleinschätzung, für die der deutsche Auslandsgeheimdienst sehr kritisiert wurde. Jäger muss als Präsident dafür sorgen, dass das nun besser wird.

Das Finanzministerium und die Euro-Krise

In Kabul ereilte ihn eines Tages ein Anruf des deutschen Finanzministers. Wolfgang Schäuble hatte gerade seinen Pressesprecher öffentlich demontiert und brauchte einen Nachfolger. Es sollte unbedingt Martin Jäger sein. Von Kabul ging es zurück nach Berlin und Jäger saß wieder in Pressekonferenzen.

Die Themen waren andere, aber die Krisen blieben - diesmal ging es um viel Geld und nicht weniger als darum, den Euro zu retten. Damals scherzte er, er habe sich in einer Woche mit nichts anderem als Griechenland beschäftigt. "Wenn man bei der Bundesluftwaffe Vielfliegermeilen sammeln könnte, wäre die letzte Woche eine gute gewesen."

Vom Staatssekretär zum Lobbyisten

Martin Jäger zieht weiter. Er wird erst Staatssekretär im Landesinnenministerium von Baden-Württemberg. Er muss eine harte Abschiebepolitik verkaufen. Danach wechselt er - wiederum als Staatssekretär - ins Bundesentwicklungsministerium. Die Themen sind hier wieder die Krisen der Welt und die Gründe, warum sich Menschen zur Flucht entscheiden. Danach folgen die Botschafterposten im Irak und der Ukraine.

Aber da waren eben auch die Überraschungen: Der Diplomat Martin Jäger war als Lobbyist tätig. Er wechselte von 2008 bis 2013 vom Auswärtigen Amt zum Daimler-Konzern, war eine Art Außenminister des Autobauers. Mit einem gut gefüllten Telefonbuch voller Kontakte.

Darauf wird es in der neuen Rolle auch ankommen. Als BND-Chef ist er direkt dem Kanzleramt unterstellt. Der Geheimdienst stand in den vergangenen Jahren immer wieder in der Kritik. Ihm wurde vorgeworfen, nicht deutlich genug davor gewarnt zu haben, dass Russland die Ukraine überfallen wird. Auf den Krisendiplomaten warten - davon kann man ausgehen - viele Krisen.

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