Um Punkt 11 Uhr schrillten die Handys und Sirenen - für eine bundesweite Probewarnung. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe will sich mit der Übung auf Ernstfälle vorbereiten.

Bundesweit haben am Vormittag probehalber die amtlichen Warnsysteme den Not- und Katastrophenfall ausgelöst. Hintergrund ist der sogenannte jährliche Warntag: Bund, Länder und Kommunen testen die Abläufe und Alarmstrukturen für den Fall von Katastrophen und Krisen. Verschickt wurden Testwarnungen unter anderem über Warnapps wie Nina oder Katwarn und das Cell-Broadcast-System an Mobiltelefone. Um 11.45 Uhr folgte die Entwarnung.

Die Signale sind extra laut, damit sie die Menschen notfalls auch aus dem Schlaf wecken. Doch auch wer keine solche App nutzt, erhielt eine Mitteilung auf sein Handy. Das funktioniert über Cell Broadcast, ein Verfahren, bei dem Informationen an alle Handys verschickt werden, die dafür die Voraussetzungen erfüllen und sich zum Zeitpunkt der Warnung in einem bestimmten Gebiet befinden. 

Verbreitet wurden die offiziellen Testwarnungen außerdem über Medien und digitale Anzeigetafeln im öffentlichen Raum. Fernsehsender blendeten diese im laufenden Programm in Laufbändern ein, Radiosender machten entsprechende Durchsagen. In den Warntag eingebunden waren unter anderem auch die Deutsche Bahn und Nahverkehrsunternehmen, um Warnungen an Bahnhöfen bekannt zu geben. Teils testeten die Behörden zudem alternative Alarmierungswege, etwa Sirenen.

"Stresstest für unser System", Ralph Tiesler, Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, zum Warntag

tagesschau24, 11.09.2025 10:00 Uhr

Schwachstellen aufdecken

Mit dem jährlichen Warntag sollen die für Not- und Katastrophenfälle zur Verfügung stehenden Warnsysteme geprüft und technische Abläufe getestet werden. Der Stresstest der Warnsysteme soll Schwachstellen aufdecken. Der Warntag ist zugleich eine Übung, um Menschen mit den Abläufen bei behördlichen Alarmierungen vertraut zu machen und für das Thema zu sensibilisieren.

Für Ralph Tiesler, den Präsidenten des BKK, hat der Warntag zwei wesentliche Ziele: "Zum einen ist es ein Stresstest für unser System, weil wir auf einmal bundesweit alle Warnmittel, die existieren, gleichzeitig auslösen". Zum anderen gehe es darum, "die Menschen zu sensibilisieren (...) und ihnen ein Bewusstsein zu vermitteln, dass man ein Stück weit Selbstschutz betreiben muss, sich mit dem Thema auseinandersetzen muss".

Was ist neu?

Erstmals wird an diesem Warntag auch eine neue Technologie getestet, die sich Automatic Safety Alert (ASA) nennt. Dabei wird eine Probewarnung an eine Auswahl an ASA-fähigen DAB+-Endgeräte gesendet. DAB+ steht für Digital Audio Broadcasting Plus. Seit August sind in Deutschland die ersten ASA-zertifizierten Digitalradios im Handel erhältlich. 

Ein entscheidender Vorteil dieses neuen Warnkanals, der zusätzlich etabliert werden soll, ist, dass er auch dann funktioniert, wenn die Mobilfunknetze und das Internet ausfallen sollten. Wird eine Warnung verbreitet, wacht das Gerät zudem automatisch aus dem Standby-Modus auf. 

Jedes Jahr kommen mehr Sirenen dazu

Die Länder haben in den vergangenen Jahren vielerorts Sirenen aufgebaut beziehungsweise modernisiert. Deshalb waren sie nun auch in einigen Gebieten zu hören, wo dies zuletzt nicht der Fall war - beispielsweise in Berlin. Die verwendeten Sirenensignale sind bundesweit einheitlich. Ein an- und abschwellender Heulton bedeutet Warnung. Ein heulender Dauerton signalisiert das Ende des Probealarms, beziehungsweise im Ernstfall, dass die Gefahr vorbei ist. 

Nach dem Ende des Kalten Krieges waren Sirenen an vielen Standorten in Deutschland abgebaut beziehungsweise kaputte Anlagen nicht mehr ausgetauscht worden, weil man glaubte, sie nicht mehr zu benötigen. Unter anderem Erfahrungen aus der verheerenden Flut im Ahrtal 2021 und der russische Angriffskrieg in der Ukraine haben hier zu einem Umdenken geführt. Das Eindringen russischer Kampfdrohnen in den Luftraum über Polen in der Nacht auf Mittwoch ist ein Beispiel für einen Zivilschutzfall, in dem es notwendig sein kann, die Bevölkerung eines Gebiets kurzfristig zu warnen.

Warntag findet zum fünften Mal statt

Der bundesweite Warntag findet zum fünften Mal statt. Für den Katastrophenschutz zuständig sind die Bundesländer, für den Schutz der Bevölkerung im Kriegs- oder Spannungsfall aber der Bund. Allerdings können die Länder bei schweren Unwettern oder anderen Katastrophen Unterstützung vom Bund anfordern, etwa durch die Bundeswehr oder die Bundespolizei.

Zeitgleich mit dem Warntag startet eine Umfrage. Bürger können auf der Webseite www.warntag-umfrage.de ihre Erfahrungen mit der Probewarnung teilen. Erfragt wird beispielsweise, ob der Betreffende die Probewarnung über Cell Broadcast empfing, im Radio oder über einen anderen Kanal hörte. Das BBK wertet die Daten aus und veröffentlicht später einen Bericht

Warntag 2020 endete im Desaster

Der erste bundesweite Warntag im September 2020 endete im Desaster, weil sich die zentrale Testwarnung des BBK um 30 Minuten verzögerte. Der damalige Behördenchef Christoph Unger musste seinen Hut nehmen, die Behörde wurde neu ausgerichtet. 2021 fiel der Warntag wegen der noch andauernden Verbesserungen der Alarmsysteme nach den Pannen des Vorjahres und den Erfahrungen bei der Flutkatastrophe im Sommer aus. 

Erstmals großflächig erprobt wurde vor zwei Jahren auch das neue Cell-Broadcasting-System, das auf Anhieb 54 Prozent der Menschen erreichte. Beim Warntag 2023 waren dies bereits 72 Prozent. Insgesamt wurden 96 Prozent der Menschen im vergangenen Jahr über irgendeinen Kanal erreicht.

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