EU will weniger Lebensmittelverschwendung – doch Handel und Gastronomie sehen Grenzen
- Die meisten Lebensmittel landen in Privathaushalten im Müll.
- Dehoga: Auch Hygienestandards verhindern weitere Verwendung.
- Einzelhandel sieht sich aber schon auf einem guten Weg.
In Deutschland findet der Großteil weggeworfener Lebensmittel den Weg in den Mülleimer: Privathaushalte sind für 58 Prozent der Lebensmittelabfälle verantwortlich. Danach folgt die Gastronomie mit 18 Prozent. Die sei schon aus wirtschaftlichen Gründen längst dabei, möglichst wenige Lebensmittel zu entsorgen, sagte Dirk Ellinger, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga in Thüringen, bei MDR AKTUELL.
Dehoga verweist auf Hygienestandards
"Wir müssen uns eben auch an Hygienestandards halten", sagte der Dehoga-Landeschef dazu. Das heiße, wenn etwa Salate oder Fleisch nicht mehr verwendbar seien, könnten sie nicht mehr verwendet werden.

Ellinger meint deshalb, dass 30 und mehr Prozent weniger Lebensmittelabfälle in seiner Branche nur schwer zu erreichen seien. Dennoch sei man darum bemüht, möglichst wenig wegzuwerfen. Und an Ideen mangelt es nicht: "Möglicherweise sollten wir ein Stück weggehen von dem Thema Senioren- und Kinderteller, sondern in Portionsgrößen auch mal denken – klein, mittel und groß – und dann dem Gast das entsprechend anbieten."
Da brauche es auch das Verständnis in der gesamten Gesellschaft, sagte Ellinger. Er sieht den Kampf gegen Lebensmittelverschwendung generell eher als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Unter anderem der Begriff des Mindesthaltbarkeitsdatums sollte hier diskutiert werden. Denn viele Menschen hielten das noch immer für ein Ablaufdatum, und manch ein Produkt brauche vielleicht gar keine solche Angabe.
Handel sieht sich auf gutem Weg
Aber womöglich könnten die hohen Kosten nun dafür sorgen, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher umdenken, vermutet Martin Yotov vom Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH). Der Handel ist mit sieben Prozent auf Platz vier der größten Lebensmittelverschwender.

Das neue EU-Ziel sieht Yotov daher gelassen: "Unsererseits ist das auf jeden Fall möglich und es ist auch erreichbar", auch die 50 Prozent, die Deutschland als Ziel gesetzt habe.
Das zeigt laut Yotov auch der Pakt gegen Verschwendung von Lebensmitteln, den 14 große Handelsunternehmen mit dem Bund geschlossen haben, und durch den bereits im ersten Berichtsjahr eine Reduktion von im Schnitt 24 Prozent erzielt worden sei.
Der Lebensmittelhandel sei sehr bemüht, möglichst wenig wegzuwerfen, versicherte Yotov. Um ein aktiver Teil der Lösung zu sein, arbeiteten rund 90 Prozent der Märkte mit sozialen Organisationen wie den Tafeln zusammen. Bleiben also vor allem die privaten Haushalte mit dem Löwenanteil von 58 Prozent der Lebensmittelabfälle. Da könne der Handel allerdings nur an den guten Willen der Menschen appellieren, sagt der BVLH-Vertreter.
MDR AKTUELL (ksc)
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