• Der Hauptpreis des Margot-Friedländer-Preises 2025 ging an die Evangelische Jugendarbeit Wurzen für die Erforschung der NS-Geschichte ihrer Region.
  • Ebenfalls ausgezeichnet wurden am Dienstag in Berlin die Achava Festspiele Thüringen und die Leipziger Tiktokrin Susanne Siegert.
  • Es ist die erste Preisverleihung nach dem Tod der Stifterin Margot Friedländer im Mai diesen Jahres.

Bei der Verleihung des Margot-Friedländer-Preises 2025 in Berlin sind am Dienstagabend verschiedene Initiativen und Personen aus Sachsen und Thüringen für ihre Aufklärungsarbeit zur NS-Zeit und ihren Einsatz für Toleranz geehrt worden.

Jugendliche aus Wurzen erforschten NS-Geschichte

Der mit 10.000 Euro dotierte Hauptpreis ging an die Evangelische Jugendarbeit Wurzen. Die Jugendlichen erfüllten mit ihre Aufklärungsarbeit "in besonderem Maße die Ideale Margot Friedländers", gab die gleichnamige Stiftung bekannt, die den Preis vergibt.

2024 nahm Margot Friedländer noch an der Verleihung des nach ihr benannten Preises teil. Sie starb im Mai dieses Jahres.Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Die Jugendlichen aus Sachsen erkundeten seit 2019 Lebensgeschichten von NS-Opfern in der Region und deckten NS-Verbrechen auf. Drei Projekte seien inzwischen abgeschlossen, sagte Diakon Fabian Hanspach, der die Gruppe leitet. Angefangen habe alles mit Tonbandaufnahmen eines jüdischen Kaufhausbesitzers, der vor den Nazis geflohen war. Die Aufnahmen tauchten nach seinem Tod auf und bildeten die Grundlage für ein Filmprojekt.

Zwischen 2021 und 2023 führten die Jugendlichen eine aufwendige Recherche durch, die enthüllte, dass rund 40 polnische Zwangsarbeiter, darunter auch Jugendliche, die unter widrigsten Umständen ums Leben gekommen waren, auf dem örtlichen Friedhof beerdigt wurden. Inzwischen erinnern zwei Gedenksteine an die Opfer von damals.

Ein Gedenkstein erinnert an polnische Zwangsarbeiter, die in Wurzen ums Leben kamen.Bildrechte: EKJ Wurzen

Zuletzt übersetzten die Jugendlichen das 2021 in den USA erschienene Buch "The Nine". Darin teilen französische Frauen ihre Erinnerungen an ihre Zeit als Zwangsarbeiterinnen in Leipzig, das Konzentrationslager Ravensbrück und einen Todesmarsch, der durch Wurzen führte.

Preis für Achava Festspiele Thüringen

Ausgezeichnet wurden auch die Achava Festspiele Thüringen. Das jüdisch-interkulturelle Bildungs- und Kulturprogramm leistet nach Angaben der Margot-Friedländer-Stiftung einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung und Demokratievermittlung. Intendant Martin Kranz bezeichnete die Auszeichnung bei MDR KULTUR als eine große Ehre und Ermutigung.

Er freue sich umso mehr, als Margot Friedländer 2015 beim ersten Festival selbst zu Gast war: "Über Margot Friedländer muss ich nicht sprechen – diese große Frau, die die Menschlichkeit im Herzen getragen hat und auf der Zunge", so Kranz.

Bloggerin aus Leipzig für Aufklärungsarbeit gewürdigt

Den Margot-Friedländer-Persönlichkeitspreis erhielt in diesem Jahr die Leipziger Bloggerin Susanne Siegert. Sie wurde für ihren Einsatz in den sozialen Medien zur Aufklärung junger Menschen über die NS-Verbrechen ausgezeichnet. Siegert informiere ihre 400.000 Follower auf Tiktok und Instagram kenntnisreich und leicht verständlich, ohne zu vereinfachen, hieß es zur Begründung

Susanne Siegert aus Leipzig informiert unter anderem auf Tiktok über den Holocaust.Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Insgesamt wurden in diesem Jahr fünf Preise vergeben. Die Gewinnerinnen und Gewinner wurden von einer Jury unter dem Vorsitz von Elke Büdenbender, Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, aus 329 Bewerbungen und Nominierungen ausgewählt.

Erste Preisverleihung ohne Margot Friedländer

Insgesamt ist die Auszeichnung mit 25.000 Euro dotiert. Sie ist nach der Holocaust-Überlebende Margot Friedländer benannt und ehrt Menschen, die sich im Sinne Friedländers für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie und gegen Antisemitismus einsetzen. Erstmals musste die Preisverleihung allerdings ohne Friedländer stattfinden, die am 9. Mai im Alter von 103 Jahren gestorben war.

Quellen: MDR KULTUR, KNA, dpa, ekj Wurzen, Margot-Friedländer-Stiftung, redaktionelle Bearbeitung: lm

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