Seit der berühmt gewordenen Studie des Entomologischen Vereins Krefeld von 2017 ist das große Insektensterben in aller Munde: Die Bürgerforscher hatten über fast 27 Jahre lang an 63 Standorten Fluginsekten gefangen und ihr Gewicht gemessen. Dabei zeigte sich: Die reine Biomasse aller gefangenen Insekten nahm kontinuierlich ab. Während der Befund die Öffentlichkeit erschreckte, erhielten die Lücken der Studie weniger Aufmerksamkeit, auch wenn die Autoren in der Beschreibung ihrer Methoden offen damit umgegangen waren. Denn Fluginsekten bilden nur einen kleinen Teil aller Insektenarten ab. Da die gefangenen Insekten nicht durchgängig bestimmt wurden, ist es möglich, dass wenige große Käfer das Ergebnis viel stärker beeinflussen als zahlreiche kleine Arten. Zu den Folgen für die ökologischen Systeme sind dadurch auch keine Aussagen möglich.

Das Problem besteht nicht nur bei der Krefeld-Studie, wie eine neue Überblicksarbeit von US-Forschern zeigt. Das Team um Christopher Halsch von der Binghamton University in New York analysierte über 175 wissenschaftliche Arbeiten und kommt zum Ergebnis, dass es systematische Verzerrungen gibt. So untersuchten überdurchschnittlich viele Arbeiten Arten, die bei vielen Menschen populär sind, etwa Schmetterlinge und Bienen. Geht es um die Faktoren, die Insekten negativ beeinträchtigen, werden primär Landwirtschaft und Klimawandel genannt.

"Die Literatur zum Insektensterben konzentriert sich nur auf einige große Stressoren", kritisiert Eliza Grimes, eine der Autorinnen der Studie. Diese Ansätze seien zwar nicht falsch und lieferten wichtige Ergebnisse. Es fehle aber an Forschung, die einzelne Faktoren ganz spezifisch in den Blick nehme. So habe bislang keine Studie untersucht, wie Krieg Insekten beeinflusse. Auch Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Dürren oder Waldbrände seien bisher nicht in den Blick genommen worden. Der Fokus auf Fluginsekten wiederum übersehe die große Mehrheit aller Insektenarten. Und insgesamt würden so zahlreiche Ansätze zum Schutz von Insekten übersehen, wenn sie nicht nur Bienen und Schmetterlingen nützen.

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