• Eugen Brysch erinnert daran, dass Behandlungen wie das Einsetzen von künstlichen Gelenken allen Menschen in Deutschland gleichermaßen zustehen, wenn medizinisch notwendig.
  • Die gesundheitspolitische Sprecherin der Unions-Bundestagsfraktion erklärt, dass das Alter niemals über notwendige Behandlungen entscheiden darf.
  • Der Medizinethiker Nikolaus Knoepffler warnt, dass eine starre Altersgrenze für solche Eingriffe sozialen Unfrieden stiften würde.

Auf den Sana-Chef angesprochen, wählt Eugen Brysch harte Worte. Thomas Lemke solle über seinen Rücktritt nachdenken, so Brysch. Ihm gehe es nicht um Respekt oder Wertschätzung der Patienten, so der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz. "Vielmehr diskriminiert der Unternehmenschef unverhohlen alte Menschen."

Gesetz garantiert Anspruch auf notwendige Behandlung

Medizinische Hilfe dürfe in Deutschland per Gesetz im notwendigen Umfang in Anspruch genommen werden, so Brysch. "Deshalb erhalten gesetzlich Versicherte Implantate, natürlich auch Hüft- und Kniegelenke, um Schmerzen zu lindern, Gesundheitsrisiken zu minimieren und möglichst viel Lebensqualität zu erhalten." Alter oder Einkommen dürfen da keine Rolle spielen.

Brysch vermutet hinter Lemkes Vorstoß finanzielle Motive: "Eigentümer der Sana AG sind die großen privaten Krankenversicherungen. Wenn die Fantasien des Konzernchefs politische Unterstützung finden würden, dann werden Millionen privatversicherte alte Menschen bei entsprechenden notwendigen Operationen noch dazu verpflichtet, Extra-Zuschläge zu bezahlen."

Bundestagsfraktion der Union weist Vorschlag entschieden zurück

Widerspruch kommt auch aus der Bundestagsfraktion von CDU und CSU. Den Vorschlag des Sana-Chefs weise man entschieden zurück, erklärt die gesundheitspolitische Sprecherin Simone Borchardt auf Anfrage von MDR AKTUELL schriftlich. Und weiter: "Eine Zahl des Alters darf niemals darüber entscheiden, ob jemand Zugang zu notwendiger medizinischer Versorgung hat." In Deutschland gelte der Grundsatz: Gleichwertiger Zugang zur Gesundheitsversorgung für alle – unabhängig von Einkommen, Herkunft oder Lebensalter.

Borchardt schränkt ein, dass in der Palliativmedizin zurecht über die sogenannte "Übertherapie" am Lebensende diskutiert werde. Dabei gehe es aber vor allem darum, ob eine Behandlung sinnvoll ist, nicht um das Alter der Patienten.

Medizinethiker gegen starre Altersgrenze

Diesen Punkt betont auch Medizinethiker Nikolaus Knoepffler von der Uni Jena. Er nennt das Beispiel eines bettlägerigen Patienten: "Ich denke, jeder gute Allgemeinmediziner würde sagen, hier ist tatsächlich eine Hüfte eigentlich gar nicht mehr sinnvoll, also nicht mehr im Interesse der betroffenen Person. Aber das wäre der Ansatzpunkt – und nicht eine starre Altersgrenze, die im Endeffekt sehr, sehr viel sozialen Unfrieden schaffen würde."

Auch wenn er den Lösungsansatz für nicht zielführend hält, findet Knoepffler die von Sana-Chef Lemke angestoßene Diskussion wichtig. Die Mittel im Gesundheitswesen seien begrenzt und sollten entsprechend sinnvoll eingesetzt werden.

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