Kopfzentrum-Skandal in Leipzig: Neue Vorwürfe und mehr Verdächtige
- Ermittlungen: Zahl der Beschuldigten steigt auf 14
- Betrugs- und Untreuevorwürfe gegen Prof. Strauß
- Prof. Strauß praktiziert in Berlin wieder als HNO-Arzt
Die juristische Aufarbeitung rund um das Leipziger Kopfzentrum zieht immer weitere Kreise – nun stehen insgesamt 14 Personen unter Verdacht. Gegen den früheren Geschäftsführer, Professor Gero Strauß, sind neue Vorwürfe laut geworden.
Kopfzentrum-Ermittlungen: Zahl der Beschuldigten steigt auf 14
Bei einer großangelegten Razzia im Oktober 2022 durchsuchten rund 300 Beamte in mehreren Bundesländern die Praxis- und Geschäftsräume der Kopfzentrum-Gruppe. Der Vorwurf: Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen, Körperverletzung wegen falsch ausgeführter oder nicht indizierter Operationen sowie Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz. Sichergestellt wurden Geschäftsunterlagen, Handys und Computer. Im Fokus der Ermittlungen damals: zehn Ärzte und zwei Kaufmännische Angestellte.
Nun hat die Staatsanwaltschaft Leipzig MDR Investigativ mitgeteilt, dass die Ermittlungen andauern. Allerdings habe sich der Kreis der Beschuldigten im Zusammenhang mit dem Vorwurf des Abrechnungsbetrugs im Gesundheitswesen von sechs auf 14 Personen erweitert.
MDR deckte Missstände im Kopfzentrum auf
Seit März 2021 hatte MDR Investigativ mehrfach über Vorwürfe rund um das Leipziger HNO-Imperium berichtet, das deutschlandweit Praxen betrieb. Die Recherchen sorgten für eine heftige Resonanz unter Berufskollegen und auch Patienten. Schließlich interessierten sich auch die Ermittlungsbehörden für das Unternehmen.
Neuer Verdacht: Unterschlagung von Dienstwagen und Dienstwohnung
Es gab noch weitere Ermittlungen gegen Strauß, die mittlerweile gerichtsanhängig sind. Beim Amtsgericht Leipzig wegen des Verdachts auf Unterschlagung. Der Mediziner soll eine Dienstwohnung und einen Dienstwagen nach seiner Abberufung als Geschäftsführer trotz Aufforderung nicht zurückgegeben haben. Allein der Dienstwagen soll rund 150.000 Euro wert sein.
Strauß habe deshalb einen Strafbefehl in Höhe von 150 Tagessätzen zu je 15 Euro erhalten. Damit dürfte er sich dann nicht mehr als unbestraft bezeichnen, weil eine Strafe über mehr als 90 Tagessätze ausgesprochen wurde und damit in ein Führungszeugnis aufzunehmen wäre. Weil der Beschuldigte gegen den Strafbefehl Einspruch eingelegt hat, wird der Fall nun öffentlich verhandelt. Bereits zweimal ist der Prozess aus gesundheitlichen Gründen geplatzt. Ein neuer Termin steht noch nicht fest.
Landgericht Leipzig: Betrugs- und Untreuevorwürfe gegen Prof. Strauß
Demnächst muss sich der 54-Jährige auch noch eine Instanz höher – vor dem Landgericht Leipzig – verantworten. Wie Gerichtssprecher Johann Jagenlauf MDR Investigativ mitteilte, geht es um mutmaßlichen Betrug in sieben Fällen und Untreue in 57 Fällen.

Der ehemalige Spiritus Rector des Kopfzentrums soll Investoren getäuscht haben, um Gelder für angebliche Praxiszukäufe zu erhalten – obwohl diese gar nicht geplant gewesen seien. Zudem soll er Gelder der von ihm vertretenen Gesellschaften für private Zwecke verwendet haben.
Insgesamt soll ein Schaden in Höhe von etwa 1,6 Millionen Euro entstanden sein. Hinzu kommt der Vorwurf der falschen Versicherung an Eides statt. Strauß soll im Rahmen einer Vermögensauskunft gegenüber dem Finanzamt falsche Angaben gemacht haben. Einen Termin für die Eröffnung des Verfahrens gibt es noch nicht.
Prof. Strauß saß in U-Haft wegen Fluchtgefahr
Wegen der Ermittlungen zu Untreue, Betrug und falscher eidesstattlicher Versicherung saß Prof. Strauß insgesamt 142 Tage in Untersuchungshaft: Von November bis Dezember 2023 und erneut von Februar bis Juni 2024. Als Grund nannte die Staatsanwaltschaft Leipzig: Flucht und später Fluchtgefahr.
Berlin: Prof. Strauß praktiziert wieder als HNO-Arzt
Nach den Razzien und den erhobenen Vorwürfen zerbrach das einst so große Unternehmen. Zumindest einige der Praxen in Leipzig konnten gerettet werden. Das Uniklinikum Leipzig betreibt sie als Medizinisches Versorgungszentrum.
Strauß ist inzwischen nach Berlin gezogen, wo er wieder als HNO-Arzt tätig ist. Nun droht dem einst so angesehenen Arzt bei einer Verurteilung womöglich eine Gefängnisstrafe.
Wir haben Prof. Strauß aktuell um eine Stellungnahme zu den gegen ihn erhobenen strafrechtlichen Vorwürfen und den anhängigen Strafverfahren gebeten, jedoch keine Antwort erhalten. In Stellungnahmen zu früheren MDR-Beiträgen – noch vor den späteren Ermittlungsverfahren - wurden die dort berichteten Vorwürfe von Prof. Strauß immer zurückgewiesen. Strafrechtlich gilt für ihn die Unschuldsvermutung. Das bedeutet, dass nicht der Beschuldigte seine Unschuld beweisen muss. Vielmehr gilt dieser bis zum Beweis seiner Schuld als unschuldig.
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