Urteil: Deutschland muss mehr gegen Nitrat im Grundwasser tun
- Das Bundesverwaltungsgericht verpflichtet die Bundesregierung, ein Aktionsprogramm gegen Nitrat im Grundwasser zu erstellen.
- Das Programm soll Nitrat im Grundwasser unter den EU-Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter senken – dieser wird auch in Mitteldeutschland häufig überstiegen.
- Die DUH und Wasserwirtschaftsverbände begrüßten das Urteil und fordern strengere Düngeregeln.
Deutschland muss mehr gegen Nitrat im Grundwasser tun: Die Bundesregierung muss ein Aktionsprogramm zum Schutz von Gewässern vor der Verunreinigung mit Nitrat aus der Landwirtschaft erstellen. Das entschied das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig (Az.: BVerwG 10 C 1.25) und gab damit der Deutschen Umwelthilfe (DUH) recht, die auf die Erstellung eines solchen Programms geklagt hatte.
Das Urteil verpflichtet das Landwirtschaftsministerium nun, das Programm zu erarbeiten und anschließend in die Düngeverordnung zu integrieren.
Nitratbelastung soll gesenkt werden
Die Vorsitzende Richterin Susanne Rublack sagte, das Aktionsprogramm müsse dazu geeignet sein, den Eintrag von Nitrat aus der Landwirtschaft so zu reduzieren, dass das Grundwasser nicht mehr als 50 Milligramm Nitrat pro Liter enthält. Dieser EU-Grenzwert wird in Deutschland häufig überschritten – laut Umweltbundesamt an etwa jeder vierten Messstelle.
Nitrat gelangt vor allem über das Düngen ins Grundwasser. Eine zu hohe Nitratkonzentration kann Probleme bei der Trinkwassergewinnung verursachen, da zu viel Nitrat im Körper in potenziell gesundheitsschädliche Stoffe umgewandelt werden kann.
Auch Mitteldeutsche Gewässer mit hohem Nitratgehalt
Laut dem sächsischen Landesamt für Umwelt lag der Anteil der Messstellen, an denen ein Nitratgehalten über 50 Milligram pro Liter gemessen wurde, im Jahr 2023 bei 19 Prozent. Auch in Thüringen ist die Nitratbelastung im Grundwasser laut dem Landesamt für Umwelt hoch.
In der Börde in Sachsen-Anhalt lag jede dritte (34,2 Prozent) von über 500 ausgewerteten Brunnenwasserproben über dem Nitrat-Grenzwert. Das bestätigte der Verein VSR-Gewässerschutz.
DUH spricht von "Riesenerfolg"
Die DUH sprach von einem "historischen Erfolg für sauberes Wasser". Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner forderte, "dass jetzt endlich die Kernprobleme angegangen werden, allen voran die Überdüngung aus der industriellen Tierhaltung".
Auch die Wasserwirtschaftsverbände begrüßten das Urteil. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) verlangt nun strengere Düngeregeln und eine "transparente Stoffstrombilanz". Das teilte Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser, Martin Weyand, mit.
Der Vizepräsident des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Karsten Specht, sagte: "Seit über 20 Jahren wird die Nitratrichtlinie unzureichend umgesetzt – eine traurige Neverending-Story: Es ist an der Zeit, endlich konsequent zu handeln".
AFP/dpa (jst)
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke