Was steckt hinter den Versprechungen zur Energiewende?
88 Prozent von nur 250 Konzernen
Die 250 weltweit größten Öl- und Gasproduzenten sind für 88 Prozent der weltweiten Kohlenwasserstoffproduktion verantwortlich. Das wissen sie, und das ist auch der wahrscheinlich wichtigste Grund, warum sie immer wieder beteuern, aktiv die Energiewende voranzubringen, indem sie stark in alternative, vor allem regenerative Energiearten investieren. Fast ein Viertel der 100 größten Öl- und Gasunternehmen hat sich laut der internationalien Forschungsgruppe "Zero Carbon Analytics" Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 gesetzt und sich im Durchschnitt zu einer Reduzierung von 43 Prozent in der eigenen Firma verpflichtet.
Werden Versprechungen eingelöst?
Forscher des Instituts für Umweltwissenschaften und -technologie an Universitat Autònoma de Barcelona haben sich nun angesehen, ob das wirklich stimmt oder ob wir es mit leeren Versprechungen, also Greenwashing zu tun haben. Das Ergebnis ist mehr als ernüchternd: Die Daten des Global Energy Monitors, die die Wissenschaftler ausgewertet haben, zeigen, dass nur 20 Prozent der 250 Unternehmen überhaupt ein eigenes Projekt im Bereich der Erneuerbaren betreiben und die regenerativen Energiequellen lediglich 0,1 Prozent ihrer Primärenergieproduktion ausmachten. In absoluten Zahlen seien das insgesamt nur 3.166 einzelne Wind-, Solar-, Wasserkraft- und Geothermieprojekte, an denen diese Unternehmen direkt, über Tochtergesellschaften oder durch Akquisitionen beteiligt sind.
Auf Europa heruntergebrochen, stellen die Forscher folgendes fest: Nur 1,8 Prozent der europäischen Anlagen im Bereich erneuerbare Energien befinden sich im Besitz von Unternehmen der fossilen Brennstoffindustrie. Alle großen europäischen Unternehmen der fossilen Brennstoffindustrie verfügen über Anlagen im Bereich erneuerbare Energien. Von der gesamten Energie, die sie fördern, stammt jedoch nur ein winziger Bruchteil aus erneuerbaren Energien: TotalEnergies (1,59 Prozent) Repsol (1,28), Eni (0,4), BP (0,4), Equinor (0,39), Shell (0,35). Darüber hinaus befindet sich der Großteil der Anlagen der europäischen Unternehmen der fossilen Brennstoffindustrie außerhalb des Kontinents. Ihre Investitionen verteilen sich hauptsächlich auf Europa (32 Prozent), Nordamerika (32 Prozent) und Südasien (22 Prozent).
Jahrzehnte leerer Worte
Marcel Llavero-Pasquina, der Leiter der Studie, sagte dazu: "Der Einsatz erneuerbarer Energien durch Öl- und Gasunternehmen ist bestenfalls anekdotisch. Ihr Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise sollte ausschließlich daran gemessen werden, wie viel fossile Brennstoffe sie im Boden lassen." Und er ergänzte: "Nach Jahrzehnten leerer Worte ist es an der Zeit, dass Regierungen, Universitäten und öffentliche Einrichtungen erkennen, dass die fossile Brennstoffindustrie immer Teil des Problems und nicht der Lösung der Klimakrise sein wird. Öl- und Gasunternehmen sollten nicht am Tisch sitzen, wenn über die Zukunft der Klima- und Energiepolitik entschieden wird."
Lobbygruppen und Thinktanks
Julia Steinberger, Professorin am Institut für Geographie und Nachhaltigkeit der Universität Lausanne, Schweiz, und nicht an der Studie beteiligt, äußerte: Die Studie bestätige, was bereits über die Öl-, Gas- und Kohleindustrie bekannt sei. Entgegen ihrer grünen Slogans scheitern sie bei der Umstellung auf saubere Energie völlig. "Trotz Slogans wie 'Liar, liar, planet on fire' beeinflussen Lobbygruppen und Thinktanks für fossile Brennstoffe weiterhin unsere Politiker", warnte sie. Und Kasandra O'Malia, Projektmanagerin für den Global Solar Power Tracker beim Global Energy Monitor, fasst zusammen: "Öl- und Gasunternehmen investieren einfach nicht in erneuerbare Energien, wie sie es versprochen haben. Gegenteilige Behauptungen sind Greenwashing."
Links/Studien
Zur Studie: Oil and gas industry’s marginal share of global renewable energy
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