• Einer Studie des Paritätischen Gesamtverbandes zufolge ist ein würdevolles Leben für Bürgergeldbezieher nicht möglich.
  • Viele können sich der Untersuchung zufolge nicht ausreichend gesund ernähren und kaputte Möbel nicht ersetzen.
  • Der Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt fordert einen "Butterbonus".

Das Bürgergeld schützt einer Studie des Paritätischen Gesamtverbandes zufolge nicht ausreichend vor Armut. In der Untersuchung, die am Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut (17. Oktober) veröffentlicht wurde, heißt es, die Grundsicherung decke zwar "das nackte Überleben" ab, sichere aber weder soziale Teilhabe noch ein würdevolles Leben.

Studie: Nicht ausreichend Geld für gesunde Ernährung

In knapp jedem dritten betroffenen Haushalt (30,8 Prozent) reicht demnach das Geld nicht für eine vollwertige Mahlzeit an mindestens jedem zweiten Tag. Ebenfalls ein Drittel der Haushalte (33,4 Prozent) könne sich kein Auto leisten, mehr als die Hälfte (55,4 Prozent) abgenutzte Möbel nicht ersetzen. Die Werte sind jeweils deutlich höher als in der Gesamtbevölkerung. Knapp 20 Prozent hätten Zahlungsrückstände bei Miete, Strom oder Heizung. Weiter heißt es, dass 86,6 Prozent der Bezieherinnen und Bezieher von Bürgergeld nicht in der Lage sind, unerwartete Ausgaben ab 1.250 Euro zu finanzieren.

"Es ist ein Skandal, dass Millionen Menschen nicht einmal das Nötigste haben", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, Joachim Rock vor dem Hintergrund der Reformpläne der Bundesregierung. Dabei geht es um Kürzungen der Leistungen und schärferen Sanktionen.

40.000 Haushalte wurden befragt

Für die Studie griff die Forschungsstelle des Paritätischen Gesamtverbands auf eine Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts zurück. Die Behörde erhebt für europäische Statistikzwecke Daten zur sogenannten materiellen und sozialen Entbehrung. Dafür werden jedes Jahr etwa 40.000 Haushalte in Deutschland befragt. Unter anderem wird für 13 Dinge oder Aktivitäten erfasst, ob der Haushalt oder die befragte Einzelperson sich diese aus finanziellen Gründen nicht leisten kann. Wenn dies für fünf Dinge oder Aktivitäten bejaht wird, gelten die Haushalte als "materiell und sozial depriviert", ab sieben Elementen gilt die Entbehrung als "erheblich".

Für 2024 ergab sich laut der Studie eine Quote von 11,2 Prozent der Menschen in Deutschland, die materielle oder soziale Entbehrung erfahren. Bei Bürgergeldbeziehenden liegt der Anteil bei 50 Prozent. Eine erhebliche Entbehrung erleben demnach rund sechs Prozent der Gesamtbevölkerung, aber 30,5 Prozent der Menschen, die von Bürgergeld leben.

AWO fordert "Butterbonus"

Der Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) kritisierte unterdessen hohe Preissteigerungen bei Lebensmitteln. AWO-Präsident Michael Groß sagte: "36,1 Prozent – so hoch war die Preissteigerung bei Lebensmitteln seit 2020. Das ist eine enorme Belastung für Menschen, die nur wenig verdienen oder auf Sozialleistungen angewiesen sind." Nach Einschätzung der AWO braucht es deshalb Sofortmaßnahmen. "Wir fordern die Bundesregierung auf, kurzfristig mit einem 'Butterbonus' in Höhe von 300 Euro nachzusteuern und Kaufkraftverluste langfristig durch Reformen im Bereich der Einkommensteuer und der Inflationsanpassung in den Sozialleistungen auszuschließen", so Groß.

KNA,AFP, epd (kar)

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke