KI im Kuhstall: Wie künstliche Intelligenz in der Landwirtschaft eingesetzt wird
Keine Kuh macht "Muh". Im neuen Kuhstall in Muntscha ist alles ruhig. "Das ist ein gutes Zeichen, dann fühlen sich die Tiere wohl", sagt Sebastian Mahler. Er ist einer der beiden Geschäftsführer der Pahrer Agrar Kooperation. Gemeinsam mit René Kolbe hat er einen neuen Kuhstall gebaut. Hier soll KI zukünftig bei der Arbeit helfen.
KI erkennt Krankheiten frühzeitig
Bei der künstlichen Intelligenz im Stall steht vor allem die Gesundheit der Tiere im Mittelpunkt. "KI kommt immer dann zum Einsatz, wenn Daten einzelner Kühe verarbeitet werden", erklärt Sebastian Mahler.
Diese Daten erhält der Landwirt beispielsweise durch den hochmodernen Melkroboter. Hier können sich die Kühe melken lassen. Wann sie das tun, entscheidet jede Kuh für sich allein. Zusätzlich gibt es ein spezielles Halsband, das die Bewegungen der Kühe trackt. So kommen viele Daten zusammen.
Der Melkroboter erfasst, ob es den Kühen gut geht.Bildrechte: MDR/Johanna Ratz"Wir wissen ziemlich genau, wie oft eine Kuh am Tag gemolken wird, wie viel Milch sie gibt, wie diese Milch beschaffen ist, welche Farbe sie hat, welche Temperatur sie hat, wie aktiv unsere Kuh ist und wie sie frisst", sagt Mahler. Diese Daten können dabei helfen, Krankheiten frühzeitig zu erkennen, noch bevor die ersten Symptome entstehen.
Gibt es zum Beispiel eine kleine Abweichung oder Auffälligkeit, wird diese im System angezeigt. Eine Datenbank mit Informationen von Kühen aus der ganzen Welt kann dann die Antwort liefern: Gab es so etwas schon einmal bei einer anderen Kuh und wenn ja, welche Krankheit ist daraus entstanden?
Geschäftsführer Sebastian Mahler liegt das Wohl und die Gesundheit der Kühe am Herzen.Bildrechte: MDR/Johanna RatzHightech im ganzen Stall
Die KI ist jedoch nicht das Einzige, was den Kühen zu einem langen und gesunden Leben verhelfen soll. Die Kühe sollen rundum zufrieden sein. Deshalb ist der neue Stall ein wahres Luxus-Resort für die Tiere. Es gibt beispielsweise eine Massagebürste, unter die sich die Kühe ganz einfach stellen können. Selbst bei den großzügig gebauten Liegeplätzen kommt Technik zum Einsatz. Hier wird nur feinstes Stroh verwendet - für maximalen Komfort.
Das Stroh wird regelmäßig über einen Schlauch, der unter der Decke verläuft, frisch auf den Liegeplätzen verteilt. Durch die Bewegung der Kuh wird das alte Stroh dann vom neuen getrennt. Anschließend wird das alte Stroh abtransportiert.
Die Kühe ruhen auf Liegeplätze, in denen regelmäßig das Stroh gewechselt wird.Bildrechte: MDR/Johanna RatzNeue Technik: Auf Personal wird dennoch nicht verzichtet
Zwei Futterroboter sorgen dafür, dass es rund um die Uhr genug Futter gibt. Die beiden Roboter fahren regelmäßig durch den Stall und prüfen, wo Lücken im Futtervorrat sind. Diese werden dann geschlossen. Zum Luxusleben gehört auch, dass die Kühe ihren Tag selbst gestalten können. Sie entscheiden selbst, wann sie essen, schlafen, sich melken oder massieren lassen. Dabei kann sie sich die ganze Zeit drinnen oder draußen aufhalten.
Wann sie sich melken lassen, entscheiden die Kühe selbst.Bildrechte: MDR/Johanna RatzDennoch wird es durch die neuen Maschinen nicht weniger Fachkräftemangel geben. Der neue Stall bietet deshalb nicht nur für die Kühe Vorteile. "Der neue Stall bietet unseren Mitarbeitern moderne Arbeitsbedingungen. Im Umgang mit den Kühen haben sie den Vorteil, dass sie genau wissen, welche Kuh gerade ihre Hilfe braucht. So müssen sie andere Kühe nicht stören", erklärt Sebastian Mahler.
Der neue Stall bietet auch für die Mitarbeitenden beste Arbeitsbedingungen.Bildrechte: MDR/Johanna RatzZufriedenheit als Wirtschaftsfaktor
Im neuen Kuhstall haben 240 Tiere Platz, die Hälfte davon ist bereits eingezogen. Die Pahrener Agrar Kooperation hat rund fünf Millionen Euro in den modernen Stall investiert. Eine hohe Summe - vor allem in Zeiten, in denen der Druck auf die Landwirte durch niedrige Milchpreise wächst.
Das Tierwohl und die Tierzufriedenheit ist das ureigenste Interesse von jedem Tierhalter.
Geschäftsführer Sebastian Mahler ist jedoch der Meinung, dass eine Investition in die Gesundheit und Zufriedenheit der Kühe auch eine Investition in den Betrieb ist. "Wenn eine Kuh alt wird und in dieser Zeit gesund ist, dann produziert sie viel und vor allem gute Milch." Er beschreibt die Kühe als seine Arbeitskolleginnen, die möglichst lange und vor allem gesund im Betrieb arbeiten sollen. Denn die Zufriedenheit der Tiere ist ein Wirtschaftsfaktor.
"Deswegen ist das Tierwohl und die Tierzufriedenheit auch das ureigenste Interesse von jedem Tierhalter", so Mahler. Deshalb versucht der Agrarbetrieb, die Tiere in ihrem Dasein auch so wenig wie möglich zu stören. Mahler gibt aber auch zu, dass die Nähe zum Tier natürlich trotzdem nicht zu kurz kommt - allerdings nur, wenn die Kuh das auch möchte.
MDR (jml)
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