• Im Zuge des Neubaus ist die Dauerausstellung des deutsch-deutschen Museums Mödlareuth neu konzipiert worden.
  • Zeugnisse der deutschen Teilung sollen Besuchern ermöglichen, Leben und Fluchtgeschichten an der innerdeutschen Grenze nachzuvollziehen.
  • Die Neuerungen stoßen auch auf Kritik, unter anderem vom Zeitzeugen und Mauerflüchtling Dieter Gäbelein.

Dass Mödlareuth kein normales Dorf ist, wird auch heute noch sofort deutlich: Teile der Mauer und ein Grenzturm sind erhalten geblieben, Touristen schlendern umher und machen Fotos. Schon seit den 1990er-Jahren gibt es in Mödlareuth ein kleines Museum zu dieser besonderen Geschichte. Nun wird nach vielen Jahren Planung ein Neubau eröffnet.

Mitverantwortlich für die Neukonzeption war der Landrat des bayerischen Kreises Hof, Oliver Bär. Er sagte MDR KULTUR, dass neue Museumsgebäude sei bewusst am Rand des Dorfes platziert, um es in die Landschaft zu integrieren: "Dorf ist Museum und Museum ist Dorf", so Bär. "Und diese Besonderheit wollten wir mit dem Neubau erhalten".

Teile der DDR-Mauer verlaufen bis heute durch das Dorf, das dadurch selbst zum Museum wird.Bildrechte: picture alliance / imageBROKER | Arnulf Hettrich

Museum will Alltag an der innerdeutschen Grenze zeigen

Die Idee hinter dem neuen Museum war es, die Geschichte der innerdeutschen Teilung am konkreten Beispiel Mödlareuths zu erzählen: Wie lebte es sich im Dorf? Wie war der Alltag? Eigentlich simple Fragen, die für Museumsdirektor Robert Lebegern und sein Team dennoch schwierig museal zu beantworten waren.

Das ist alles deutsche Geschichte. Und das muss erhalten bleiben.

Karin Mergner, Anwohnerin

Eine besondere Herausforderung war der Fotobestand. Lebegern sagte MDR KULTUR, dass die überlieferten Fotografien überwiegend die Westperspektive zeigten: "Auf DDR-Seite war es ja verboten, Film- und Fotoaufnahmen von den Sperranlagen zu machen", erklärte der Direktor. Von der thüringischen Seite seien daher höchstens zehn Fotografien überliefert. Spätestens ab Anfang der 60er-Jahre habe sich kaum noch jemand getraut, zu fotografieren.

Von Foto bis Flugzeug: Zeugnisse der deutschen Teilung

Doch nach langen Recherchen werden im Deutsch-Deutschen Museum nun Welt- und eben auch Dorfgeschichte lebendig: Die Befreiung Mödlareuths durch die US-Streitkräfte 1945 wird in einem privaten Tagebuch geschildert. Die Geschichte der Dorfschule, die nach der innerdeutschen Teilung zunächst weiter für Kinder beider Seiten zugänglich war, mithilfe von historischen Fotos.

Zu den spektakulären Exponaten der neuen Dauerausstellung gehört das selbstgebaute Flugzeug "DOWA 81".Bildrechte: facts and fiction, Köln/Berlin

Es sind eher kleine, leise Geschichten wie diese, die sich mit durchaus spektakulären Exponaten abwechseln: So schwebt über allem etwa das Flucht-Flugzeug "DOWA 81". Laut Museumsdirektor Lebegern gehörte das selbstgebaute Leichtflugzeug dem Flugzeugingenieur Gerhard Wagner, der damit seine Flucht über die innerdeutsche Grenze plante. Dieser Versuch scheiterte – andere wiederum glückten.

Auch diese Geschichten werden in der Ausstellung erzählt. Die Zeitzeugen kommen per Video zu Wort. Für andere, die sich nicht mehr äußern können, gibt es in einer Ecke einen kleinen Gedenkort: Ein Kreuz aus Stacheldraht erinnert an die 22 Mauertoten in der Region. Bis heute bewegen diese Schicksale die Menschen vor Ort.

In der neuen Dauerstellung werden gescheiterte und geglückte Fluchtversuche sowie die Personen dahinter vorgestellt.Bildrechte: facts and fiction, Köln/Berlin

DDR-Geschichte in Mödlareuth authentisch erleben

Immer wieder wurden deswegen auch die Dorfbewohner von Mödlareuth in die Neukonzeption des Museums einbezogen. Nach Angaben von Landrat Oliver Bär wurden sie unter anderem bei den Visualisierungen für die VR-Brillen zu Rate gezogen. Es sei ihm wichtig gewesen, dass die Bürger des Dorfes, die die Geschichte zum Teil miterlebt hätten, am Ende sagten: "Ja, so können wir das transportieren."

Die neue Ausstellung im Deutsch-Deutschen Museum in Mödlareuth soll DDR-Geschichte authentisch erzählen.Bildrechte: facts and fiction, Köln/Berlin

So gibt es nun viel Zustimmung in der Region. Die Mödlareutherin Karin Mergner, die den Mauerbau miterlebt hat, sagte MDR KULTUR: "Das ist alles deutsche Geschichte. Und das muss erhalten bleiben." Vereinzelt gibt es aber auch Kritik. Der Zeitzeuge Dieter Gäbelein, der 1972 in der Nähe von Mödlareuth "rübermachte", kann sich etwa mit den Außenanlagen nicht anfreunden – den Mauerresten, die kürzlich blendend weiß gestrichen wurden. Aus seiner Sicht geht "die Originalität von früher verloren".

Dass Gedenken immer ein Drahtseilakt ist, weiß auch Museumsdirektor Lebegern. Er betont, es sei ihm ein großes Anliegen gewesen, die verschiedenen Perspektiven auf das Thema, gerade auch zwischen Ost und West, angemessen wiederzugeben. Eine große Aufgabe in diesem Dorf, das er als "Brennglas der deutschen Teilungsgeschichte" ansieht.

Weitere Informationen zum Museum

Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth
Gedenkstätte zur deutschen Teilung

Feierliche Eröffnung des Museumsneubaus und der neuen Dauerausstellung am Sonntag, den 9. November 2025 um 14:00 Uhr, in Anwesenheit von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer

Adresse:
Mödlareuth 13, 95183 Töpen

Öffnungszeiten:
November bis 28. Februar: Dienstag bis Sonntag, 9 bis 17 Uhr
März bis 31. Oktober: Dienstag bis Sonntag, 9 bis 18 Uhr

  • Montags nur nach Voranmeldung
  • Eintritt: 4 Euro, ermäßigt 3 Euro
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    Redaktionelle Bearbeitung: vp,lm

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