Immer weniger Russisch-Unterricht an Sachsens Schulen
- Immer weniger Kinder und Jugendliche in Sachsen lernen Russisch.
- Russisch-Lehrkräfte fehlen.
- Dem Kultusministerium zufolge werden nach wie vor Menschen mit russischen Sprachkenntnissen gebraucht.
"Mein Opa hatte auch Russisch. Ich finde die Sprache faszinierend und ich finde, Russland ist auch ein schönes Land. Ich würde gern die Sprache besser kennenlernen", erzählt Nicolas Selement MDR SACHSEN. Seit der 6. Klasse lernt der Achtklässler gemeinsam mit den anderen aus seiner Klasse die Fremdsprache am Martin-Luther-Gymnasium in Frankenberg bei Chemnitz, entgegen dem aktuellen Trend.
Die Zahl der Schüler und Schülerinnen, die in Sachsen Russisch lernen, sinkt seit Jahren. Waren es vor zehn Jahren noch mehr als 26.000, sind es in diesem Schuljahr nur noch etwa 10.000 Schülerinnen und Schüler.
Heute lernen in Sachsen weniger als halb so viele Kinder und Jugendliche Russisch wie vor zehn Jahren.Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNKRussisch-Lehrkräfte fehlen in Sachsen
Schulleiter Ingo Pezold gelingt es bislang, jedes Jahr eine neue Russisch-Klasse zu bilden, das Interesse sei da. Doch es würden Lehrkräfte fehlen: "Wir sind ganz froh, dass sich bei uns die Kollegin, die Russischlehrerin war und voriges Jahr in Rente gegangen ist, bereit erklärt hat, weitere 14 Stunden in der Woche hier bei uns an der Schule tätig zu sein." Laut Kultusministerium wird der Großteil der Russischlehrkräfte in den nächsten fünf Jahren in Rente gehen.
Lehrer will Jugendliche für Sprache begeistern
Ein Glücksfall für das Gymnasium in Frankenberg ist Anton Schmidt – ein junger Lehrer und Muttersprachler. "Man muss viel Überzeugungsarbeit leisten. Man muss den Eltern erklären, dass wir den Schülern die Sprache beibringen, die Kultur beibringen. Dass das ganze Politische drumherum nichts im Unterricht zu suchen hat und auch nicht stattfindet."
Ich finde, mit dem Politischen hat das eigentlich nicht viel zu tun.
Für Ria Hutschenreuter ist Russisch eine Weltsprache.Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNKSchülerin Ria Hutschenreuter, ebenfalls aus der 8. Klasse im Frankenberger Gymnasium, sagt: "Es ist ja auch 'ne Weltsprache. Es wird ja auch nicht nur in Russland gesprochen. Und ich finde, mit dem Politischen hat das eigentlich nicht viel zu tun." Andere lernen die Fremdsprache, weil es in der Familie bereits Kenntnisse gibt: "Meine Eltern haben auch Russisch gelernt. Und da dachte ich, das wär' ja ganz gut, weil sie mir dann auch helfen könnten, wenn ich Probleme habe", erzählt Billy Döhler.
Kultusministerium: Abwärtstrend nicht gewollt
Ob die Zahl der Russischlernenden weiter sinkt, ist unklar. Vom Kultusministerium sei der Abwärtstrend nicht gewollt, betont Rainer Heinrich: "Wir wollen Russisch auf alle Fälle als wichtige Fremdsprache erhalten. Ich glaube, das ist auch wichtig, einerseits aus didaktischen Gründen des Sprachenlernens slawischer Sprachen. Aber ich denke, es werden auch Zeiten kommen, wo wir auch wieder an den Verhandlungstisch müssen, wo wir mit Russland sprechen müssen oder mit russischen Firmen. Und dann werden wir auch wieder Personen benötigen, die diese Sprache sprechen."
Rainer Heinrich vom Kultusministerium will Russisch als Fremdsprache an Sachsens Schulen erhalten.Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Es werden auch Zeiten kommen, wo wir auch wieder an den Verhandlungstisch müssen, wo wir mit Russland sprechen müssen oder mit russischen Firmen und dann werden wir auch wieder Personen benötigen, die diese Sprache sprechen.
Am Gymnasium in Frankenberg bleibt Russisch auch in den nächsten Jahren als zweite Fremdsprache im Angebot. Auch dank Anton Schmidt. Er will die Schüler weiter für seine Muttersprache begeistern.
MDR (kav)
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