White Tiger: Wege, Jugendliche vor Missbrauch in Online-Netzwerken zu schützen
- In Internet-Foren setzen Täter manipulative Strategien ein, um Minderjährige zu sexuellen, selbstschädigenden oder sogar lebensgefährlichen Handlungen zu drängen.
- Besonders gefährdet sind psychisch belastete, nach Zuwendung suchende Minderjährige.
- Prävention setzt auf Medien- und Beziehungskompetenz sowie ein Bewusstsein für Warnsignale in Chats.
Sie haben in Ihrem Umfeld möglicherweise Opfer von sexueller Gewalt oder wurden z.B. während Ihrer Arbeit oder durch digitale Medien mit dem Thema konfrontiert und haben Fragen dazu? Das Hilfetelefon berät Sie kostenfrei und anonym unter: 0800 22 55 530 (erreichbar montags, mittwochs und freitags von 9 bis 14 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 15 bis 20 Uhr). Auf der Webseite www.hilfeportal-missbrauch.de finden Sie weitere Hilfsangebote. Weitere Angebote zum Schutz vor Cybergrooming und ähnlichen Phänomenen sind unten verlinkt.
"White Tiger" – so nannte sich der 20-jährige Hamburger, dem vorgeworfen wird, im Netz schwere Straftaten begangen zu haben. Sexueller Missbrauch, versuchter Mord und Mord. Er soll Teil eines internationalen Online-Netzwerks gewesen sein, wo sich pädokriminelle und sadistische Personen austauschen. Ziel: Minderjährige online ansprechen, manipulieren und zu sexuellen oder selbstverletzendem Handlungen bis hin zu Suizid nötigen.
Die Leiterin der EU-Initiative Klicksafe, Deborah Woldemichael erklärt: "Genau wissen wir es aber nicht, denn diese Kommunikation findet größtenteils in nicht öffentlichen, geschlossenen Chatgruppen statt." Damit meint sie Internet-Foren, Gruppen auf Social Media oder Gaming-Plattformen wie Roblox, Discord oder Telegram. "Die einzigen Informationsquellen sind polizeiliche Ermittlungen, Strafverfolgung oder investigativer Journalismus", sagt Woldemichael.
Manipulationsstrategien der Täter
So ist es wohl auch in diesem Fall: Nach Spiegel-Informationen gehen Behörden dem Verdacht nach, dass ein Netzwerk-Mitglied eine 13-Jährige in Leipzig im vergangenen Jahr dazu brachte, ihre jüngere Schwester zu töten. Wer sie zu der Tat getrieben haben könnte, ist nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft Leipzig äußert sich nicht dazu.
Die Herangehensweise der Täter ähnelt sich aber, erklärt Woldemichael: "Zuerst wird dabei Vertrauen aufgebaut, um sie dann im weiteren Verlauf dazu zu bringen, zum Beispiel intime sexuelle Darstellungen anzufertigen, diese dann an sie zu versenden und sie damit zu erpressen zu noch schlimmeren Dingen." Minderjährige seien beispielsweise dazu aufgefordert worden, in Livechats oder Streams sexuelle Handlungen durchzuführen oder sich zu verletzen.
Vorbelastete Minderjährige gefährdet
Vor allem psychisch vorbelastete Minderjährige, die nach Zuwendung suchen, sind gefährdet. Sie vor solchen Kontaktversuchen zu schützen, ist schwer. Aber man könne sie stärken, meint Christina Khosrowi, Geschäftsführerin von Innocence in Danger.
Man muss sich leider als Elternteil, egal ob man darauf Lust hat oder nicht, damit auseinandersetzen, wenn man Kindern Online-Spiele ermöglicht.
Dazu gehört, Gefahren zu besprechen – und Interesse an den Lebenswelten der Kinder zu zeigen – etwa an Online-Games: "Man muss sich leider als Elternteil, egal ob man darauf Lust hat oder nicht, damit auseinandersetzen, wenn man Kindern Online-Spiele ermöglicht", sagt Khosrowi. Eltern müssten sich dafür interessieren, was ihre Kinder machen und das akzeptieren und respektieren.
Präventionsmaßnahmen gegen digitalen Missbrauch
Natürlich ist es auch wichtig, Medienkompetenz zu schulen – bei Kindern und Eltern. Aber auch Teenagern ein Gefühl für gesunde Beziehungen zu geben, meint Khosrowi: "Dass wir digitale Beziehungskompetenzen vermitteln: Was macht eine gesunde Freundschaft aus? Was macht eine echte Freundschaft aus? Was heißt mein Bauchgefühl? Ist ein Bauchgefühl ein Hinweisgeber für Grenzverletzungen?“
Hier sieht auch Woldemichael von Klicksafe einen zentralen Punkt in der Prävention. Bewusstsein schaffen für ungewöhnliches Verhalten in Chats: "Zum Beispiel, wenn jemand auffällig viele Komplimente oder Bemerkungen zum Körper oder zum Aussehen macht. Das sind erste Warnsignale."
Auf den Seiten von Klicksafe und Innocence in Danger gibt es umfangreiches Präventionsmaterial – auch für Minderjährige, die sich nicht ihren Eltern anvertrauen möchten.
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