• Die EU will den Zugang zu Bargeld erleichtern, weil immer mehr Bankautomaten verschwinden.
  • Künftig sollen Kunden im Einzelhandel bis zu 150 Euro ohne Einkauf abheben können.
  • Verbraucherschützer begrüßen die Reform.

Die EU will das Geldabheben deutlich erleichtern. Im Supermarkt etwa wäre ein Mindesteinkauf von zehn oder 20 Euro damit nicht mehr notwendig, erklärt René Repasi von der Europa-SPD, der als Verhandlungsführer im EU-Parlament dabei war. "Man macht so den Zugang zu Bargeld deutlich einfacher, weil wir einfach festgestellt haben, dass nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Teilen Europas immer weniger Bargeldautomaten und Bankschalter sind." Man wolle deshalb eine neue, einfach Möglichkeit zur Bargeldversorgung schaffen.

Etwa 8.000 Bargeldautomaten wurden in den vergangenen Jahren allein in Deutschland abgebaut. Aktuell gibt es im gesamten Bundesgebiet noch etwa 50.000 davon.

Reform betrifft nicht nur Supermärkte

Die neuen Regeln sollen übrigens nicht nur für Supermärkte gelten, sondern für den kompletten Einzelhandel. "Jeder Einzelhändler, dazu gehört auch der Bäckermeister, Metzger, ein Bauhändler, der Waren an Verbraucherinnen und Verbraucher in einem Geschäft verkauft, bekommt die Möglichkeit, das anzubieten, ohne dafür über eine Banklizenz verfügen zu müssen." Eine Pflicht dazu werde es aber nicht geben, betont Repasi.

Die Händler können also selbst entscheiden. Auf diese Freiwilligkeit pocht auch Ulirch Binnebößel vom Handelsverband Deutschland. Denn jedes Mal, wenn ein Kunde Geld abhebt, muss das Geschäft eine Gebühr von 0,2 Prozent zahlen. Binnebößel betont außerdem, dass die Geschäfte nicht die Banken ersetzen können. "Wir müssen auch klarstellen, dass die Banken nicht aus ihrer Angebotspflicht entlassen werden." Der Dienst, den der Handel aus seiner Tageskasse bediene, sei begrenzt. "Denn es kann ja nur ausgegeben werden, was der Händler eingenommen hat an Bargeld."

Verbraucherschützer begrüßen Reform

Das EU-Gesetz sieht vor, dass in den Geschäften pro Person maximal 100 bis 150 Euro ohne Einkauf abgehoben werden können. Felicitas Makait vom Bundesverband der Verbraucherzentralen bemängelt, dass die Obergrenze relativ niedrig sei.

Abseits davon sind die Verbraucherschützer aber zufrieden mit der neuen Regelung, insbesondere weil der Mindesteinkaufswert damit wegfallen könnte. "Es erleichtert den Zugang." Man müsse nichts mehr kaufen, "was man eigentlich gar nicht braucht".

Vor allem Menschen in ländlichen Regionen dürften profitieren

Auch der Sozialverband Deutschland begrüßt die Pläne der EU. Sprecher Peter-Michael Zernechel sagt, es ist dringend notwendig, dass vor allem in Supermärkten auch ohne Einkauf Bargeld abgehoben werden könne. "Vor allem in den strukturschwachen Regionen, wo die nächste Ortsstadt weit weg ist, da ist es für ältere Menschen, Menschen mit Behinderung, aber auch für jüngere, die noch keinen Führerschein oder Auto haben, schwierig irgendwie zur Bank zu kommen." Der Supermarkt liege eher um die Ecke. Und dass man dort halt Bargeld holen könne, das unterstütze die Teilhabe.

Bis es so weit ist, wird es aber noch einige Zeit dauern. Denn das EU-Parlament wird die Richtlinie voraussichtlich erst Anfang 2026 beschließen. Danach haben die Mitgliedsstaaten fast zwei Jahre Zeit, um daraus ein nationales Gesetz zu machen.

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