• Die Oberleitungen im deutschen Schienennetz sind teilweise marode und störungsanfällig.
  • Grund für die Verzögerungen sind unter anderem veraltete Regelwerke, Nachbarländer können als Vorbild dienen.
  • In Ostdeutschland ist die Infrastruktur der elektrifizierten Strecken meist besser als in den westlichen Bundesländern.

Es war die Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen zum Zustand der Oberleitungen der Deutschen Bahn, die den Ernst der Lage erkennen lässt. Weit über 6.000 km Oberleitung hätten aufgrund ihrer Lebensdauer einen dringenden Sanierungsbedarf. Das ist knapp ein Fünftel des gesamten Schienennetzes in Deutschland.

Sanierungstempo für marode Oberleitungen müsste vervierfacht werden

Matthias Gastel hatte die Anfrage im Sommer gestellt und fasst das Problem zusammen. Die Elektrifizierung, die die Oberleitung auf die Strecken gebracht hat und die dieselbetriebenen Loks ablösen soll, ist mittlerweile 40 bis 80 Jahre alt, müsse also dringend überarbeitet werden: "Das führt jetzt zum einen zu vielen Störungen und zum anderen zu einem hohen Sanierungsbedarf. Wir kommen da praktisch nicht hinterher. Das Tempo, mit dem wir sanieren, müsste sich vervierfachen."

Veraltete Regeln in Deutschland: Nachbarländer sanieren schneller

Tatsächlich könnte die Sanierung deutlich schneller voran gehen, betont Sarah Starke vom Verband der Bahnindustrie in Deutschland, kurz VDB. Es gebe innerhalb der Branche Kapazitäten, um die Instandsetzung rascher voranzutreiben. Das Problem seien allerdings veraltete Regelwerke, die den Beauftragungen für Streckenarbeiten zugrunde liegen, so Starke.

Die Lobbyistin hat konkrete Vorschläge für effektivere Abläufe bei den Sanierungsprozessen: "Regelwerke deutlich zu verschlanken und bestimmte Prüfungen anders durchzuführen oder Prozesse mit anderen Akteuren zu machen und auch ganz neue Verfahren einzuführen und zuzulassen."

Über die Funktionalität dieser neuen Verfahren könne man sich in Nachbarländern informieren, betont Starke. Die hätten die neuen Regelwerke längst etabliert und zeigten, dass es hier viel Potenzial gibt um schneller zu werden beim Instandsetzen der Oberleitungen und bei der Elektrifizierung der Strecken.

Sanierungsbedarf im Westen höher als im Osten

Auch bei der Elektrifizierung hinkt die Deutsche Bahn ihren Zielen hinterher. Dabei kommen die Streckennetze in den neuen Bundesländern scheinbar noch etwas besser weg als die in den alten Bundesländern. Dort startete die Elektrifizierung der Bahnstrecken schon in den 50er Jahren, während man in der DDR erst in den 60ern mit dem Ausbau begann, wie Starke erklärt: "Dazu kommt, dass man in Ostdeutschland nach der Wende mehr Strecken ertüchtigt und auch neu gebaut hat, beispielsweise mit der Schnellfahrstrecke Berlin-München. Insofern gehen wir davon aus, dass der Bedarf in Westdeutschland für die Sanierung höher ist als in den ostdeutschen Bundesländern."

Starke hofft auf eine enge Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, um die Instandhaltung der Oberleitungen und den Ausbau effizienter umsetzen zu können.

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