Heizkosten: Wie aussagekräftig ein Energieausweis wirklich ist
- Energieausweise sind in Deutschland verpflichtend. Sie helfen Hausinteressenten, die möglichen Heizkosten und den Sanierungsbedarf abzuschätzen.
- Außerdem sind die Effizienzklasse und die Art der Heizung wichtige Anhaltspunkte.
- In der Immobilienbranche sieht man die Aussagekraft der Energieausweise teilweise kritisch.
Wer eine Immobilie verkauft, vermietet oder verpachtet, muss dem Käufer beziehungsweise dem Mieter den sogenannten Gebäude-Energieausweis aushändigen. Dazu ist er gesetzlich verpflichtet. Das gilt auch für neue Gebäude. Im Ausweis sind alle relevante Gebäudedaten festgehalten – zum Beispiel das Baujahr des Hauses oder die Art der Heizung.
Sanierungsbedarf: Energieausweis verrät Mietern und Käufern die möglichen Kosten
Und was noch? Das erklärt die Energieberaterin und Ingenieurin Ulrike Körber, die für die Verbraucherzentrale Sachsen tätig ist: "Die Aussage ist vom Gesetzgeber vorgegeben, was drinstehen muss. Das gibt es in jedem Energieausweis auf der vierten Seite eine Liste. Die nennt sich 'Modernisierungsvorschläge' und dort ist jeder Ersteller verpflichtet, dort etwas einzutragen".
Die Seite vier zeigt – und das ist eine enorm wichtige Information für einen potenziellen Käufer –, ob er noch erheblich in eine Modernisierung investieren muss: "Es gibt die Möglichkeit, einen Energie-Ausweis nach dem vorhandenen Verbrauch auszustellen, also die Effizienzklasse danach zu bewerten. Oder man bewertet das Haus nach dem tatsächlichen Verbrauch, also das, was ich an Energiekosten bezahlen muss. Und dann gibt es die anderen Varianten, nach Energiebedarf. Und das ist berechnet worden aus der Gebäudehülle und dem tatsächlichen Zustand."
Effizienzklasse und Heizung sind wichtige Parameter
Die Effizienzklasse. Um sie geht es hauptsächlich. Sie zeigt an, wie hoch der Energieverbrauch eines Gebäudes ist. Die Skala reicht von A, sehr effizient bis H, wenig effizient. Wer ein Gebäude mit schlechter Effizienzklasse kaufen möchte, der weiß, dass noch ein paar Euro – zum Beispiel in die Dämmung – investiert werden müssten.
Dass ein Energieausweis keine Aussagekraft hat, das sieht Energieberaterin Körber nicht so: "Auf dem Deckblatt stehen ja zum Beispiel auch die wesentlichen Energieträger – ist das jetzt ein fossiler Brennstoff, von wann ist die Heizungsanlage, also diese technischen Daten. Wenn ich jetzt jemanden berate, der ein Haus kaufen will, gucke ich mir auch als erstes das an."
Kritik: Berechnungsmethoden zu standardisiert, oft nicht aktuell
Aber es gibt Kritik an der Aussagekraft des Energieausweises, auch in der Energieberaterszene. So hat das Portal "Immobilienwerker Frankfurt" beispielhaft den folgenden Erfahrungsbericht veröffentlicht: "In meinen 15 Jahren als Energieberater habe ich hunderte Energieausweise ausgestellt – und dabei festgestellt, dass ihre Aussagekraft oft gegen null tendiert. Warum? Die Berechnungsmethoden sind zu standardisiert und berücksichtigen die tatsächlichen Gegebenheiten kaum."
Weiter wird kritisiert, dass Energieausweise die Unterschiede zwischen einzelnen Wohneinheiten ignorieren würden: "Die Dachgeschosswohnung hat einen völlig anderen Energiebedarf als die Wohnung in der Mitte des Gebäudes. Außerdem geben Energieeffizienzklassen keine direkten Rückschlüsse auf konkrete Heizkosten. Und: Ein Energieausweis, der vor einigen Jahren ausgestellt wurde, spiegelt möglicherweise nicht mehr den aktuellen energetischen Sanierungszustand wider."
Dennoch empfiehlt Energieberaterin Ulrike Körber: Wer einen sachgerechten Energieausweises haben möchte, sollte sich fachlich beraten lassen.
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