Gefahr durch Autotüren: Experten fordern mehr als Warnsysteme gegen Dooring-Unfälle
- Experten fordern bei Türassistenzsystemen nicht nur eine Warnung, sondern eine Stopp-Funktion.
- Technische Lösungen brauchen Zeit: Erst neue Fahrzeugflotten und internationale Regeln machen Türassistenten wirksam.
- Experten fordern zusätzlich bauliche Maßnahmen, um Unfälle zu verhindern.
Wenn ein Radfahrer – oder auch ein Roller- oder Motorradfahrer – mit einer plötzlich geöffneten Autotür kollidiert, fällt schnell der Begriff Dooring – vom englischen Wort Door für Tür. Für Radfahrende sei das eine besonders kritische Situation, erklärt Konrad Krause, Chef des Allgemeinen Deutschen Fahrradclub Sachsen (ADFC): "Dooring-Unfälle sind besonders schwer. Man kommt mit dem Rad relativ ungebremst gegen eine Tür. Man hat kaum eine Chance, noch zu reagieren. Deswegen sind die Unfälle relativ heftig."
Experten fordern Tür-Stopp
Verpflichtende Türassistenzsysteme für Autos hält Krause für grundsätzlich für gut, aber: "Erstmal ist alles, was der Verkehrssicherheit von Radfahrenden nützt, ein Fortschritt." Damit diese Assistenzsysteme aber tatsächlich helfen, dürfe nicht nur ein Licht oder ein Geräusch ertönen, wenn ein Fahrradfahrer vorbeifahre, sondern es müsse eine Art Stopp-System greifen, damit die Autotür gar nicht erst aufgehe.
Das ist offenbar nicht geplant. Laut Bundesverkehrsministerium soll es ausschließlich ein warnendes System sein, das rein audiovisuell funktioniert – also eines, das hör- und sichtbar ist.
Und was sagt die Industrie zu einer solchen Verpflichtung? Man lehne das nicht grundsätzlich ab, sagt Simon Schütz vom Verband der Automobilindustrie. Kritisch sieht er, wenn die Politik ein bestimmtes System, wie ein audiovisuelles, vorschreibt: "Wir glauben, Vielfalt ist Vorteil, schafft Raum für Innovationen und technologische Weiterentwicklung. Wir haben schon unterschiedliche Systeme am Markt und welches sich davon durchsetzen wird, das soll der Markt entscheiden."
Grundsätzlich hält Schütz es aber für richtig, dass es ein System geben soll, das Dooring-Unfälle verhindert. Seit 2019 gebe es diese schon in vielen Fahrzeugklassen.
Verbreitung der Türassistenzsysteme dauert
Dass technische Lösungen auf einen Schlag zu weniger Dooring-Fällen führen – davon geht Sven Lißner nicht aus. An der TU Dresden ist er Professor für Verkehrsökologie: "Dann brauchen wir einen Flottenhochlauf und eine Flotten-Durchdringung von Neufahrzeugen, die exakt diese Systeme verbaut haben. Das wird eine Weile dauern."
In der Tat: Die Bundesregierung arbeitet mit an einer internationalen Regelung. Und die kann nach Informationen des Verkehrsministeriums in Deutschland erst in Kraft treten, wenn es eine Einigung auf Ebene der Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen gibt und das Ganze in europäisches Recht übernommen wurde.
Tipp gegen Dooring-Unfälle: Tür mit der rechten Hand öffnen
Deswegen setzt Verkehrsprofessor Lißner auch noch auf bauliche Lösungen: "Wenn wir im Seitenraum an Straßen parken, ist es häufig so gelöst, dass zuerst die Fahrbahn, dann der Radweg und dann die stehenden Pkws kommen. Das führt dazu, dass meistens der Fahrer beim Aussteigen die Tür so öffnet, dass sie in den Radweg hineinragt."
Das Problem entschärfen, könnten sogenannte Dooring-Trennstreifen, so der Verkehrswissenschaftler – und der holländische Griff: "Dass man als Fahrer die Tür mit der rechten Hand aufmacht und sich dann automatisch nach links dreht und den Schulterblick macht." Das sollte am besten schon in der Fahrschule verinnerlicht werden.
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