• 2024 wurden mehr als 32.000 Wohnungen in Deutschland zwangsgeräumt.
  • In Sachsen und Sachsen-Anhalt hat die Zahl der Räumungen 2024 zugenommen – in Thüringen ging sie leicht zurück.
  • Linken-Politikerin Caren Lay fordert besseren Mieterschutz.

Die Zahl der Zwangsräumungen von Wohnungen in Deutschland ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Laut einer Statistik des Bundesjustizministeriums, die auf eine Anfrage der Linken im Bundestag veröffentlicht wurde, wurden 2024 insgesamt mehr als 32.000 Wohnungen zwangsgeräumt – rund 2.000 mehr als 2023. Häufigste Ursache für den Verlust der eigenen vier Wände seien Mietschulden, erklärte die Linken-Politikerin Caren Lay.

Bundesweit sind die Zwangsräumungen vor allem in den bevölkerungsreichsten Bundesländern besonders hoch: Nordrhein-Westfalen verzeichnete 10.118 Räumungen, gefolgt von Bayern mit 2.979 und Niedersachsen mit 2.639. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl führen Bremen (7,17 Räumungen pro 10.000 Einwohner), Sachsen-Anhalt (6,16) und Berlin (6,15) das Negativranking an. Sachsen liegt mit 5,86 Räumungen je 10.000 Einwohner auf dem fünften Platz.

Sachsen und Sachsen-Anhalt mit steigenden Zahlen

In Sachsen wurden im vergangenen Jahr 2.367 Wohnungen zwangsgeräumt, etwa 90 mehr als 2023. Auch Sachsen-Anhalt verzeichnete einen leichten Anstieg von 1.309 Räumungen im Jahr 2023 auf 1.322 2024. In beiden Bundesländern zeigt sich damit ein Trend steigender Wohnungsverluste.

In Thüringen war die Zahl der Zwangsräumungen leicht rückläufig. Bis Mitte 2025 wurden nach Angaben des Thüringer Justizministeriums 383 Zwangsräumungen durchgeführt. Die Gründe werden statistisch nicht erfasst, dürften aber überwiegend auf fehlende Mietzahlungen zurückzuführen sein. Auch auf Länderebene meldeten Brandenburg, Bremen und Hessen einen leichten Rückgang der Räumungszahlen.

Linken-Politikerin fordert soziale Maßnahmen

Caren Lay bezeichnete die steigenden Zahlen als "soziale Katastrophe" und forderte, Zwangsräumungen in die Wohnungslosigkeit zu verbieten. Ihrer Ansicht nach seien mehr sozialer Wohnraum sowie ein verbesserter Kündigungsschutz für Mieter notwendig. Für Menschen über 70 Jahre plädiert Lay sogar für ein generelles Kündigungsverbot.

Ein Bericht des Paritätischen Gesamtverbandes zeigt, dass die Zahl der Menschen, die von Wohnarmut betroffen sind, zwischen 2023 und 2024 gestiegen ist. Bundesweit liegt die Wohnarmutsquote bei 22,3 Prozent – etwa 18,4 Millionen Menschen. Besonders betroffen seien junge Erwachsene bis 25 Jahre (31 Prozent) und Menschen ab 65 Jahren (29 Prozent). Auch bei Familien mit mehreren Kindern sowie Alleinerziehenden sei die Quote hoch.

Als armutsgefährdet gelten dem Verband zufolge Menschen, deren Einkommen nach Abzug von Miete, Nebenkosten und Strom weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte beträgt.

Raues Klima bei Zwangsräumungen

Gerichtsvollzieher berichten von einem zunehmend konfliktbelasteten Umfeld. Verbale Ausfälle seien häufig, zu Körperverletzungen komme es jedoch selten. In den vergangenen zehn Jahren gab es laut Ministerium zwei außergewöhnliche Vorfälle: 2017 wurde ein Gerichtsvollzieher mit einem Messer bedroht, 2021 warf ein Mensch einen Molotow-Cocktail auf einen Gerichtsvollzieher – beide Male ohne körperliche Verletzungen. Ende November 2024 kam es im Saarland zu einem tödlichen Angriff auf einen Gerichtsvollzieher während einer Zwangsräumung.

dpa (jst)

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke