Inhalt des Artikels:

  • Zulässige Höchstgrenze an Fremdstoffen bei drei Prozent
  • Kommunen kontrollieren verschieden
  • Mehrkosten für Mieter durch Sonderentleerungen möglich
  • Kompostierbare Bio-Mülltüten gehören für die meisten Entsorger nicht in die Bio-Mülltonne

Zulässige Höchstgrenze an Fremdstoffen bei drei Prozent

Ab 1. Mai gelten strengere Grenzwerte für das, was nicht in den Biomüll gehört. Es geht um die Verringerung der Menge an sogenannten Störstoffen. Laut einer Novelle der Bioabfallverordnung dürfen dann drei Prozent nicht überschritten werden. "Zu den Fremdstoffen gehören neben Kunststoffen auch Steine, Glas, Keramik und Metalle", erklärt der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU). Der Anteil der daran enthaltenen Kunststoffe darf dabei nicht mehr als ein Prozent betragen. Damit soll erreicht werden, dass noch weniger Mikroplastik in die Böden und damit in den natürlichen Kreislauf gelangt.

Zu den Fremdstoffen gehören neben Kunststoffen auch Steine, Glas, Keramik und Metalle.

Verband Kommunaler Unternehmen (VKU)

Kommunen kontrollieren verschieden

Ob in der Biotonne dann drin ist, was auch reingehört, prüfen die Kommunen laut VKU mit verschiedenen Methoden: "Einige Entsorgungsunternehmen arbeiten mit einer KI oder Detektoren, die die Tonne scannen, bei anderen überprüfen die Müllwerker den Inhalt per Sichtkontrolle." Ob bei Falschbefüllung ein Bußgeld fällig wird, kann jede Kommune in ihrer Abfallsatzung selber festlegen. "Bußgelder im Falle einer fehlbefüllten Biotonne werden nach uns vorliegenden Informationen in der Regel nicht verhängt ", so das Bundesumweltamt auf MDR-Nachfrage. "Vorrangig besteht die Sanktion einer fehlbefüllten Biotonne darin, diese entweder durch den Abfallbesitzer nachsortieren zu lassen oder sie wird stehen gelassen und als Restabfall entleert", heißt es in dem Schreiben weiter.

Dies ist jetzt bereits Praxis in den Kommunen. "Unsere bisherige Verfahrensweise ändert sich nicht", schreibt der Abfallentsorgungs- und Stadtreinigungsbetrieb der Stadt Chemnitz. Ein Bußgeld für fehlbefüllte Behälter sei bisher dort nicht in der kommunalen Abfallgebührensatzung verankert und nicht geplant. In Halle gibt es das bislang laut Hallescher Wasser und Stadtwirtschaft GmbH auch noch nicht. Bei der Stadt Dessau-Roßlau könnten bereits 5.000 Euro Bußgeld verhängt werden, "für Abfälle in nicht dafür vorgesehenen Abfallbehältern", wie die Stadt auf MDR-Nachfrage mitteilt. Ebenso ist das in Jena. "In Fällen von wiederholten oder vorsätzlichen Fehlbefüllungen können Bußgelder von bis zu 5.000 Euro verhängt werden. Dies ist in der Satzung über die Abfallwirtschaft in der Stadt Jena vom 7. Dezember 2023 nach § 23 Abs. 3 festgelegt/festgehalten", so der Kommunalservice der Stadt Jena.

Mehrkosten für Mieter durch Sonderentleerungen möglich

"Sollte die Biotonne jedoch wiederholt falsch befüllt werden, wird sie möglicherweise als Restmüll abgeholt und entsorgt. Dies löst die mit einer Sonderleerung verbundenen höheren Kosten aus, die in jedem Fall von Bürgerinnen und Bürgern zu tragen sind", erklärt der VKU auf seiner Homepage. Wie die Stadt Weimar mitteilt, ist die Entsorgung deutlich teurer. Der Preis richte sich nach der Größe des Behälter.

Wie hoch sind dann also die Mehrkosten für den Abfallerzeuger? Hinsichtlich der Kosten kommt es auf die Größe der Behälter an. Die Entsorgung von Restabfall ist deutlich teurer als die Entsorgung von Bioabfall. Wir rechnen am Beispiel in Dessau Roßlau vor: Die Bioabfallgebühr für eine 120 Liter große Tonne beträgt dort 3,15 Euro. Wird sie als Restmüll abgeholt, würden daraus 12,86 Euro. Bei 240 Liter stiegen die Kosten von 6,30 Euro auf 17,72 Euro. "Die korrekte Befüllung der Biotonne liegt in der Verantwortung der Haushalte beziehungsweise Eigentümer, die bei Verstößen auch die entsprechenden Mehrkosten tragen", so der Kommunalservice Jena. In Dresden steigen nach Angaben der Stadt die Kosten bei einem 80 Liter großen Behälter um 9,03 Euro und bei 1.100 Litern um 44,28 Euro. In Chemnitz beträgt die zusätzliche Gebühr laut ASR 18,85 Euro bei Behältern bis 240 Liter und 21,76 Euro bei Behältern ab 660 Liter.

Landet schlecht sortierter Biomüll in den Abfallanlagen, entstehen dort höhere Kosten für das dann notwendige Nachsortieren. "Letztendlich müssen kostenintensive technische Lösungen zur Separierung der Störstoffe auf der Entsorgungsanlage aufgewendet werden, die Kosten sind dann auf alle umzuschlagen", erklärt die Stadt Weimar.

Kompostierbare Bio-Mülltüten gehören für die meisten Entsorger nicht in die Bio-Mülltonne

Was viele nicht wissen, auch als kompostierbar gekennzeichnete Tüten gehören jetzt bereits schon für viele Entsorger nicht in den Biomüll. Sie verotten einfach zu langsam. "Auch wenn die Hersteller dieser Beutel ihr Produkt als 'biologisch abbaubar' zertifizieren, bezieht sich diese Aussage nicht auf den realen Verwertungsprozess. Das liegt zum einen daran, dass die Verweilzeit der Bioabfälle dadurch zu lang ist. Die maximale Verweilzeit in der Kompostieranlage beträgt sechs bis acht Wochen. Zum anderen ergibt sich das Problem, dass die nicht zersetzen Plastikteilchen weiterhin als Mikroplastik im Kompost verbleiben. Das wirkt sich natürlich ausgesprochen negativ auf die Qualität des Kompostes aus und damit können die Betreiber der Kompostieranlage die zulässigen Grenzwerte für Fremdstoffe nicht mehr einhalten", erklärt dazu der Entsorger im Landkreis Altenburger Land. Alternativ könne der Biomüll in Papierüten oder in Zeitungspapier eingewickelt in die Biomülltonne gegeben werden. In Jena-Lobeda läuft nach Angaben des Kommunalservices Jena derzeit ein Pilotprojekt, bei dem Papiertüten kostenlos an Haushalte in Wohngebieten verteilt werden, um mehr für das Thema zu sensibilisieren.

Transparenzhinweis: In einer ersten Fassung hieß es in der Überschrift "Bio-Mülltüten gehören nicht in die Bio-Mülltonne". Wir haben das um die Angabe, wie viele Entsorger sie prozentual ablehnen, präzisiert.

MDR (cbr)

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