Die Koalition aus CDU, CSU und SPD will am 6. Mai 2025 als neue Bundesregierung ihre Arbeit beginnen. Damit bekommt voraussichtlich nicht nur die erste Ostdeutsche, die ehemalige CSU-Abgeordnete Katherina Reiche, ein Ministeramt im Bereich Wirtschaft und Energie, sondern Deutschland setzt auf einen neuen, modernen Wirtschaftsmotor: die Raumfahrt.

Laut Markus Söder (CSU) soll das neue milliardenschwere Sondervermögen Infrastruktur nicht nur für Schiffswerften, sondern auch in "moderne Technologien der Zukunft" ausgegeben werden. Außerdem habe die schwarz-rote Koalition bereits Geld für die Aufstockung der deutschen Anteile an der europäischen Raumfahrtagentur Esa reserviert.

Mondkontrollzentrum: Deutschland bekommt sein eigenes Houston

Bereits heute gehören Deutschland und Frankreich zu den größten Geldgebern der Esa. Und vor einem Jahr hatten der Esa-Direktor Josef Aschbacher, Vertreter vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR und Markus Söder ein Abkommen über die Errichtung des "deutschen Houstons", eines Mondkontrollzentrums im bayrischen Oberpfaffenhofen, unterzeichnet.

"Der Bereich boomt", sagte Söder am 13. März 2024 auf einer Pressekonferenz: "Bayern ist dafür geeignet, weil wir space-minded sind und zumindest eine kleine Weltraummacht sind."

Jetzt muss Söder für Deutschland denken, auch wenn er natürlich niemals sein Bundesland hintenanstellen würde. Schließlich habe man in München die größte Fakultät für Luft- und Raumfahrt in Europa mit auf den Weg gebracht, so Söder. Neben der europäischen Raumfahrtbehörde Esa, mit der der Mond-Vertrag unterzeichnet wurde, würde sich Söder auch über die Zusammenarbeit mit der US-Behörde Nasa freuen.

"Das ist tatsächlich Realität, das ist keine Science-Fiction. Das hat einen extrem wichtigen, hohen Effekt für uns: Damit entstehen kurzfristig auch Konzepte für ein Internationales Habitat-Modul und mittelfristig die Entstehung einer Infrastruktur auf dem Mond", sagt er.

Fliegen Deutsche bald zum Mond?

Im Koalitionsvertrag wurde der Wunsch nach einem deutschen Astronauten für eine internationale Mondmission festgehalten. Das Mondkontrollzentrum ist damit nur der Anfang. Und mit dem amerikanischen Artemis-Programm sollen die nächsten Menschen zum Mond geschickt werden, um dort eine dauerhaft bewohnbare Basis auf der Oberfläche des natürlichen Erdsatelliten zu errichten.

Die ersten Schritte in Deutschland wurden dafür bereits getan. In Bremen bei Airbus wird etwa das Lebenserhaltungsmodul ESM für das US-Mondraumschiff Orion gebaut und in Köln ist auf dem Gelände des europäischen Astronautenzentrums EAC unter der Beteiligung vom deutschen Esa-Astronauten Matthias Maurer die Mondtrainingsanlage Luna entstanden.

Hier können europäische und amerikanische Astronauten unter simulierten Realbedingungen Missionen auf dem Mond proben. Dazu gehören Weltraumausflüge unter der geringen Mondschwerkraft oder die Entnahme von Bodenproben.

Deutschland bekommt eigenes Raumfahrtministerium

Die Bundesregierung plant zudem die Reformierung des Ministeriums für Bildung und Forschung zum Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt. Die CSU-Vize Dorothee Bär wird das Ministerium leiten. 

Abseits davon zeigt sich das riesige Potenzial der Raumfahrt in der wachsenden Zahl an Start-ups, die sogar eigene Raketen ins All schicken wollen, etwa von Norwegen oder aus der Nordsee. In Taufkirchen bei München sitzt die Ariane Group, die für den Bau der europäischen Ariane-6-Rakete zuständig ist.

Große Unternehmen wie Airbus sind schon längst im Geschäft. Airbus hat zwei Hallen für den Bau einer kommerziellen Raumstation geplant, eine auf einem Grundstück der Nasa in den USA, die andere wurde in Bremen eröffnet.

Big Player der Raumfahrt: Der Traum vom Haus auf dem Mars

Am ZARM, dem Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation, an der Universität in Bremen arbeitet die Bitterfelderin Christiane Heinicke am Aufbau von Häusern für den Mond und Mars: "Es gehen viele davon aus, dass der Mars heute so aussieht, wie die Erde in Zukunft aussehen könnte. Wenn wir den Mars untersuchen, können wir daraus Rückschlüsse ziehen, wie die Erde entstanden ist und wie sich die Erde in Zukunft entwickeln könnte."

Anders als beim Mond handelt es sich hierbei nicht um Missionen, die innerhalb von wenigen Wochen beendet werden können. Alleine der One-Way-Flug dauert mit den heutigen Technologien etwa neun Monate. Entsprechend müssen die ersten Mars-Astronauten irgendwo untergebracht werden und die dafür notwendigen Habitate vor Ort aufbauen.

"Die ersten Menschen, die zum Mars fliegen, das werden überwiegend Wissenschaftler, Techniker, Ingenieure, vielleicht Handwerker, Bauarbeiter – Menschen, die dann auch anpacken können."

In zehn Jahren erleben wir Mondbergbau

Auf dem Mond kann die Menschheit die notwendigen Fähigkeiten erproben. Dort kann auch die Nutzung und der Abbau von Mondgestein eine wichtige Rolle spielen. Carsten Drebenstedt von der Technischen Universität Bergakademie Freiberg (Sachsen) forscht in diesem Feld. Die TU Freiberg bietet einen Studiengang zum Weltraum-Bergbau: Space Resources – Weltraumtechnologien.

Drebenstedt warnt zwar davor, dass nicht zu viele Rohstoffe auf einmal zur Erde gebracht werden sollen, da dies erheblichen Einfluss auf Marktpreise auf der Erde haben könnte. Dennoch ist er optimistisch bei der Mondkolonisation: "Wir beginnen mit einer Station auf dem Mond, um Rohstoffe vor Ort abzubauen, etwa für eine Forschungsstation, Habitate, Räumlichkeiten oder um Infrastruktur zu erbauen. Ich denke, dass das im nächsten Jahrzehnt passiert."

Technik aus Mitteldeutschland ist international hoch angesehen

Außerdem setzten internationale Partner bei ihrem Weg zu anderen Himmelskörpern auf eine Navigationstechnologie aus Mitteldeutschland. Die Jena-Optronik erstellt Weltraumkameras, mit denen Raumschiffe und Raumsonden sicher durchs All navigieren können. So vertraut das Orion-Raumschiff für den Flug zum Mond auf den Star-Tracker, welcher aktuelle Aufnahmen vom Sternenhimmel mit einem Reservoir von Sternenkarten abgleicht. Auch die AFC-Kamera von Jena-Optronik half der europäischen Asteroiden-Mission Hera im März 2025 dabei, sicher am Mars und seinem Mond Deimos vorbeizufliegen.

Und nur ein paar Wochen davor wurden Sensoren vom Leibniz-Institut für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT) mit der Athena-Landefähre vom privaten US-Unternehmen Intuitive Machines zum Mond geschickt. Ein hüpfendes Mondfahrzeug sollte damit in einem nahegelegenen Mondkrater nach Wasservorkommen suchen. Da die Landefähre beim Aufsetzen auf die Oberfläche umgekippt ist, kam es jedoch nicht zum Einsatz der IPHT-Sensoren.

Stark umkämpfter Markt: Kann Deutschland konkurrenzfähig bleiben?

Deutschland spielt bereits heute auf dem internationalen Raumfahrtmarkt eine wichtige Rolle und große Raumfahrtakteure wie die Nasa greifen auch auf mitteldeutsche Technik zurück. Die Konkurrenz ist dennoch groß. SpaceX dominiert derzeit den Raketen- und Internetsatelliten-Markt. Zudem drängt gerade der Amazon-Gründer Jeff Bezos mit seiner Kuiper-Konstellation auf den Markt für Internet aus dem Weltraum. Aber auch die Volksrepublik China oder Indien investieren massiv in die Weltraumforschung. China hat bereits eine eigene Raumstation und war auch mit seinen Mondmissionen erfolgreich.

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