Inhalt des Artikels:

  • 1) Harzer Schmalspurbahnen rund um den Brocken
  • 2) Schmalspurbahn im Zittauer Gebirge
  • 3) Lößnitzgrundbahn von Radebeul nach Radeburg

1) Harzer Schmalspurbahnen rund um den Brocken

Die Züge von Wernigerode hinauf zum Brockenplateau sind die Haupteinnahmequelle der Harzer Schmalspurbahnen. "Die heißt nicht nur Brockenbahn. Sie ist auch von den Einnahmen der größte Brocken. Wir haben über die Jahre hinweg gleichbleibend rund dreiviertel der Einnahmen, die auf die Brockenbahn kommen", erklärt Dirk Bahnsen, Sprecher Harzer Schmalspurbahnen, gegenüber dem MDR-Magazin Umschau.

Harzquerbahn, Selketalbahn und Brockenbahn

Mit der Harzquerbahn kommt man von Wernigerode bis nach Nordhausen, mit der Selketalbahn von Quedlinburg bis zur Eisfelder Talmühle und mit der Brockenbahn von Drei Annen Hohne hinauf auf das 1.141 Meter hohe Brockenplateau. Ein besonderes Schauspiel ist das Zusammentreffen der drei Dampflokzüge auf dem Bahnhof Drei Annen Hohne, das mehrmals täglich im Regelbetrieb stattfindet.

Bedient wird durch die Harzer Schmalspurbahn ein Streckennetz von 140 Kilometern. Obwohl 2024 mit weit über einer Millionen Fahrgästen ein neuer Rekord eingefahren und die Einnahmen um sechs Prozent gesteigert werden konnten, wurde das Geschäftsjahr mit einem Defizit von 5,6 Millionen Euro abgeschlossen.

Hohe Instandhaltungskosten

"Hauptkostentreiber sind die Instandhaltungskosten. Da haben wir im Fahrzeugbereich schon Kostensteigerungen von fast 300 Prozent im Einzelfall. Wir haben bei dem Thema Gleisbau Kostensteigerungen von fast 200 Prozent. Das sind Dinge, mit denen wir beim Zeitpunkt des Abschlusses der Verkehrsverträge nicht kalkuliert haben", so Bahnsen. Das Defizit haben der Freistaat Thüringen, vor allem aber das Land Sachsen-Anhalt, ausgeglichen. Insgesamt flossen 2024 über 25 Millionen Euro an die Harzer Schmalspurbahnen. Jetzt steht das Unternehmen auf dem Prüfstand. Ein externes Gutachten soll die Weichen für die Zukunft stellen.

"Das kann ja nicht so weiter gehen, dass wir jetzt jedes Jahr ein erhöhtes Defizit haben. Da müssen wir gegensteuern. Und da suchen wir nach Möglichkeiten, wie wir das am besten bewerkstelligen können", sagt Bahnsen. Bis zum Sommer soll ein Entwicklungskonzept vorgelegt werden. Zum 1. März wurden zunächst schon einmal die Preise angehoben: Die einfache Fahrt zum Brocken kostet jetzt 38 Euro, Hin- und Rückfahrt 57 Euro.

Neue Strecken sollen hinzukommen

Die Harzer Schmalspurbahnen wollen vor allem mit der Harzquer- und der Selketalbahn neue Kunden gewinnen. Eine Erweiterung des Streckennetzes steht zur Debatte. Die Verlängerung der Gleise von Hasselfelde bis zur Westernstadt Poolmann-City soll bald in Angriff genommen werden. Mit dem eisernen Feuerross direkt hinein in den wilden Westen, so hofft man, könnte eine ganz neue Harzattraktion entstehen.

Eine zweite Neubaustrecke könnte von Elend nach Braunlage in Niedersachsen gehen, mit 1,4 Millionen Übernachtungen einer der wichtigsten Urlaubsorte im Harz. Mit dem Zug von Wernigerode zum Skigebiet Wurmberg könnte in ein paar Jahren schon möglich sein. "Wir bauen keine Museumsstrecke, sondern es soll eine Alternative zum Straßenverkehr sein. Jeder, der in Braunlage Urlaub macht, fährt nach Wernigerode und umgekehrt. Nur passiert das im Moment viel mit dem motorisierten Individualverkehr. Es gibt bestehende Busverbindungen, aber unser Ziel ist es, und auch der Politik, dort Alternativen auf der Schien zu schaffen", erklärt Bahnsen.

Wir bauen keine Museumsstrecke, sondern es soll eine Alternative zum Straßenverkehr sein.

Dirk Bahnsen, Sprecher Harzer Schmalspurbahnen

2) Schmalspurbahn im Zittauer Gebirge

Durch das Zittauer Gebirge fährt die Schmalspurbahn der Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft. Über 16 Kilometer erstreckt sich das Schienennetz. Von Zittau aus geht es entweder nach Johnsorf oder nach Oybin. Manchmal mit der Dampflok 99 787. Das Besondere: Diese Lok wird nicht mit Kohle, sondern bereits mit Öl befeuert und das bereits seit einem Jahr im Testbetrieb. Damit ist es auch die erste Öl-Dampflok.

Dampflok fährt mit kostengünstigerem Öl

"Der größte Vorteil ist die universelle Einsetzbarkeit der Lokomotiven, egal ob Waldbrandwarnstufe fünf besteht oder nicht", sagt Uwe Jachmann, Betriebsleiter der Zittauer Schmalspurbahn, gegenüber dem MDR-Magazin Umschau. "Wir haben geringere Kosten gegenüber der Kohlelokomotive. Das hängt mit dem Beschaffungspreis und der technischen Ausrüstung zusammen. Und einen dritten Vorteil gibt es noch: Wir erzeugen weniger CO2 bei der Verbrennung von Heizöl als bei der Verbrennung von Steinkohle", so das Fazit von Jachmann.

Viermal täglich fährt die Schmalspurbahn von Zittau bis Oybin. Sind die alten Kohleloks im Einsatz, verbrauchen die an einem Tag zwei Tonnen Steinkohle. Beim aktuellen Preis sind das Kosten zwischen 1.100 und 1.200 Euro. Die neue Öl-Dampflok verbraucht bei gleicher Strecke etwa 1.000 Liter Öl für aktuell rund 900 Euro. Hinzu kommen die eingesparten Kosten für Schlacke und Ascheentsorgung. Das Dampflokfeeling bleibt erhalten: Die Lok pfeift und schnauft nur der Ruß fällt weg.

"Für mich als Lokführer hat sich am Ende nichts geändert. Die Lok fährt sich noch genauso. Sie fährt ja genauso mit Dampf wie die Kohlelok", sagt Lokführer Maximilian Schöne. Das Befeuern ist jetzt weniger anstrengend. "Es ist körperlich etwas einfacher hier. Aber es hat beides seinen Reiz und es ist beides schön", so Heizer Tom Kühfuß.

Weniger Fördermittel für 2025 zugesagt

Die Zittauer Schmalspurbahn konnte 2024 mit 251.000 Fahrgästen einen Besucherrekord verzeichnen. Doch wegen der angespannten Haushaltslage setzt der Freistaat Sachsen den Rotstift bei den Fördermitteln an. Die sächsischen Dampfeisenbahnen sollen zusammen statt bisher elf Millionen nun zehn Millionen Euro bekommen.

"Das heißt für uns natürlich auch, den Gürtel enger schnallen. Da gibt es nichts zu deuteln", sagt Thomas Zenker, Oberbürgermeister der Stadt Zittau. Er setzt aber auch auf Initiativen von Händlern und aus der Gastronomie. "Es gibt im Moment starke Bemühungen, auch regional dort etwas mit abzufangen, um nicht in harte Konsequenten gehen zu müssen", erklärt Zenker. Aktuell kostet die einfache Fahrt von Zittau nach Oybin zwölf Euro, Hin und zurück 18 Euro.

Das heißt für uns natürlich auch, den Gürtel enger schnallen.

Thomas Zenker, Oberbürgermeister von Zittau

3) Lößnitzgrundbahn von Radebeul nach Radeburg

In Radebeul startet die Lößnitzgrundbahn von der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft. Diese betreibt drei Strecken in Sachsen: Neben der Lößnitzgrundbahn von Radebeul nach Radeburg auch die Weißeritztalbahn von Freital nach Kipsdorf und die Fichtelbergbahn von Cranzahl nach Oberwiesenthal.

Für die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft sind die im Vergleich zum Vorjahr geplanten zehn Prozent Fördermittelkürzung des Freistaates eine Katastrophe. Auch wenn die Staatsministerin für Infrastruktur betont: "Seit vielen Jahren bekennt sich der Freistaat Sachsen zu den Sächsischen Schmalspurbahnen. Ich kann Ihnen versichern, dass auch in Zukunft diese Eisenbahnen im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel unterstützt werden.“

"Von diesem Bekenntnis kann ich leider keine Steinkohle kaufen und auch keine Löhne bezahlen. Das ist das Problem", sagt Roland Richter, Geschäftsführer der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft, gegenüber dem MDR-Magazin Umschau.

Gedanken zu Einsparungen von Strecken und teureren Fahrkartenpreisen

Die Kürzung der Fördermittel bedeutet 2025 ein Loch von 800.000 Euro. Die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft denkt darüber nach, die Strecke der Lößnitzgrundbahn zu halbieren. Alle Züge von Radebeul würden dann bereits in Moritzburg enden. Ob die Fahrpreise zu halten sind, wird sich zeigen. Mit der Fichtelbergbahn für 9,50 Euro bis Oberwiesenthal, das könnte bald Vergangenheit sein. Doch schreckt das Besucher nicht doch ab? "Auf dem Brocken habe ich keine Alternative. Da kann ich entweder laufen oder mit der Brockenbahn fahren. Nach Oberwiesenthal kann ich mit dem Auto fahren. Bis Moritzburg oder Radeburg und auf der Weißeritztalbahn genau das Gleiche. Das heißt, da ist die Preiselastizität eine andere als dort, wo ich ein gewisses Monopol habe", weiß Roland.

Im schlimmsten Fall müsste der Betrieb der Weißeritztalbahn aufgegeben werden. Dabei hatte man die in der Flut 2002 völlig zerstörte Strecke erst wieder aufgebaut. Zehn Jahre brauchte der Wiederaufbau und kostete 25 Millionen Euro. "Das ist ja nicht unser Geld gewesen, sondern Steuergeld, Geld vom Freistaat Sachsen. Die Übereinkunft damals war, ihr müsst auf diesen Strecken dann auch dauerhaft schienengebundenen Personennahverkehr machen. Es muss die finanzielle Basis für den Betrieb da sein und die wird im Moment in Frage gestellt", sagt Roland.

Es muss die finanzielle Basis für den Betrieb da sein und die wird im Moment in Frage gestellt.

Roland Richter, Geschäftsführer der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft

MDR (cbr)

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