Labor-Drohnen starten in Regelbetrieb
Inhalt des Artikels:
- Künstliche Intelligenz zur Entwicklung und Dokumentation
- Bundesverband der Luftfahrtindustrie: Zahl der Drohnen steigt
- Sonder-Genehmigungen in den USA, mehr Risikofreude in China
- Krankenhaus verspricht sich Halbierung der Transportzeiten
In Dippoldiswalde legt ein Team um Philip Büchler letzte Hand an eine Drohne an, richtet Antennen und Steuerruder, kämpft mit schwachem GPS. Fast eine Stunde und jede Menge Absprachen vor Ort und mit Kollegen weltweit braucht es, dann erklingt ein scharfes Surren und das futuristische Flugobjekt steigt senkrecht in die Luft.
Der Schweizer Drohnenhersteller Jedsy hat Büchler nach Ostsachsen geschickt, um mit dem Personal von German Copters DSL den Drohnenflug auf einer genau geplanten Route zu üben; um die Strecke in Betrieb zu nehmen, die die Fluggeräte von German Copters seit Donnerstag absolvieren: Sie nehmen in Dippoldiswalde Proben mit medizinischem Material an Bord, Blut und andere Proben, und fliegen etwa 20 Kilometer bis zum Stadtrand von Dresden. Dort müssen die Proben wegen der Sicherheitsvorkehrungen für den Flughafen für die "letzte Meile" doch noch einmal ins Auto umgeladen werden.
"Die Drohne", erzählt Büchler, "fliegt autonom die ganze Strecke ab. Selbst wenn der Pilot die Verbindung verliert, kann sie weiterfliegen." Gehe die Verbindung verloren, bewege sich die Drohne zu einem vordefinierten Landeplatz und lande dort sicher. Zudem beobachte die Pilotin – in dem Fall von Kroatien aus – über vier Kameras und Daten-Parameter den Flug und könne im Notfall über eine Notlandung entscheiden.
Künstliche Intelligenz zur Entwicklung und Dokumentation
Jedsy hat bei der Entwicklung bereits Künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt, wie Büchler erzählt. Man habe KI für Simulationen und für Lösungsansätze technischer Probleme genutzt sowie zur Auswertung der Vorschriften der Luftfahrtbehörde. Ausgestattet sind die Drohnen aber noch nicht mit KI – auch wenn es bereits KI-Anwendungen gibt, die den Fluggeräten beispielsweise automatisches Ausweichen ermöglichten. "Ein wichtiger Punkt", meint Büchler. Eben jene Überwachung, die jetzt ein Pilot übernehme, wolle Jedsy in Zukunft angehen – braucht dafür aber auch eine entsprechende Lizenz.
Bundesverband der Luftfahrtindustrie: Zahl der Drohnen steigt
Lizenzen und Regularien – Drohnen in die Luft zu bekommen, ist in Europa nicht ganz einfach, das merkt auch der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie an. Doch trotz regulatorischer Herausforderungen und infrastruktureller Hürden steigt dem Verband zufolge die Zahl der Fluggeräte in Deutschland jährlich um 14 Prozent. "Der Markt für Drohnen in Deutschland wird bis 2030 voraussichtlich von 574 Millionen Euro auf fast 3 Milliarden Euro anwachsen", sagt eine Sprecherin. Sie berichtet von einem starken Wachstum bei der kommerziellen Nutzung zum Beispiel zur Vermessung, Überwachung von Infrastruktur oder der Umwelt.
Die Regulierung in Europa hat aber offenbar nicht nur Nachteile. Sie sei Fluch und Segen zugleich, sagt Jean Daniel Sülberg vom Nationalen Erprobungszentrum für Unbemannte Luftfahrtsysteme des DLR in Cochstedt. Weil die Unternehmen wegen der Nachweispflichten mehr Vorlauf bräuchten, hänge Europa in den aktuellen Pilotprojekten den USA oder China etwas hinterher. Doch seien einmal all diese Pflichten erfüllt, kämen die Entwicklungen schneller in die Breite, würden Ausnahmegenehmigungen überflüssig.
Sonder-Genehmigungen in den USA, mehr Risikofreude in China
Anders in den USA: Dort gebe es beispielsweise für Amazon Drohnen-Ausnahmegenehmigungen für eine Stadt – für den Nachbarort schon nicht mehr, meint Sülberg. Und noch einmal ganz anders China: Das sei im Vergleich zu Europa deutlich aggressiver, auch mit Blick auf das Risikopotenzial. "Also die gehen deutlich mehr Risiken für ihre Bevölkerung ein in der Implementierung von solchen Sachen und haben dadurch auch tatsächlich mehr Flüge in einigen Regionen".
Ab jetzt jedenfalls steigen die Drohnen auch in Ostsachsen auf – und dürfen dabei auch dicht besiedeltes Gebiet überfliegen. Ein Zukunftsversprechen für die Region – in der die Wege zu den Spezialisten allzuoft sehr lang sind –, auf das auch die Collm Klinik in Oschatz setzt. Das Krankenhaus hat sich auf Operationen von Hüfte und Knie spezialisiert, aber auch andere Gelenke werden hier operativ versorgt. Die Klinik führt Stefan Härtel. Neuerdings ist der Klinikchef auch Flugleiter.
Krankenhaus verspricht sich Halbierung der Transportzeiten
Härtel plant schon länger mit den Drohnen von German Copters. Von den Drohnen verspricht sich Härtel die Halbierung der Transportzeiten von beispielsweise Laborproben. "Aktuell beauftragen wir ein Taxiunternehmen, was ortsansässig ist und was da auch für uns ausgezeichnete Dienstleistungen erbringt. Wir haben aber immer wieder Themen – Verkehr, Stau, Unfälle." Eine Drohne könne die Distanz zu den Speziallaboren in Riesa, Meißen oder Leipzig deutlich schneller überwinden als ein Auto.
Man müsse einfach mit der Zeit gehen, meint Härtel: "Wir freuen uns eigentlich auch auf den Einsatz der Drohne. Weil das sicher auch unseren Alltag maßgeblich entlastet."
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