Traum der Alchemie erfüllt? Teilchenforscher stellen aus Blei Gold her
Der Traum, aus billigeren Rohstoffen Gold herzustellen, ist ein lang gehegter. Doch von Erfolg gekrönt war er bisher nicht. Im Deutschland des frühen 18. Jahrhunderts etwa behauptete Johann Friedrich Böttger, ihm sei das Kunststück gelungen, Silber in Gold verwandeln zu können. Ein Versprechen, was er nicht halten konnte und was ihm eine Haft in Meißen einbrachte. Dort versuchte er sein Glück, angetrieben vom klammen sächsischem Kurfürsten August dem Starken. Gold konnte Böttger nie herstellen, allerdings gelang ihm 1708, zusammen mit Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, eine andere Entdeckung – zufällig stellen die beiden Porzellan her. Den Weltruhm des Meißner "weißen Golds" konnte der vermeintliche Alchemist nicht mehr erleben, denn Böttger starb 1719, gerade einmal 37 Jahre alt, an den Folgen der jahrelangen Exposition giftiger Gase, die aus den Brennöfen seiner Labore strömten.

Kein sagenhafter Goldschatz im Teilchenbeschleuniger
Was dem gebürtigen Schleizer vor 300 Jahren verwehrt blieb, ist jetzt Forschern in der Schweiz gelungen. Physiker haben am europäischen Kernforschungszentrum Cern in Genf aus Blei Gold gemacht. Bei der Kollision von Bleikernen fast bei Lichtgeschwindigkeit sei die Umwandlung von Blei in Gold durch einen neuen Mechanismus gemessen worden, teilte die Organisation in Genf mit. Das Cern macht aber gleich klar: Ein sagenhafter Goldschatz, wie ihn sich August der Starke in Sachsen erträumt hatte, wird nicht entstehen.
Am maßgeblich aus Deutschland mitfinanzierten Cern wird nach dem Ursprung der Welt geforscht. Bei hochenergetischen Kollisionen von Bleikernen kann Plasma entstehen, von dem man annimmt, dass es in der millionstel Sekunde nach dem Urknall das Universum erfüllte, berichtet das Cern. Daraus dürfte die heute bekannte Materie entstanden sein.
Wie gewonnen so zerronnen: Winzige Goldmengen zerfallen wieder
Wenn die Bleikerne in den 27 Kilometer langen Tunnel des Teilchenbeschleunigers LHC auf Kollisionskurs gejagt werden, kommt es aber viel häufiger vor, dass die Bleikerne haarscharf aneinander vorbeifliegen. Das intensive magnetische Feld der Kerne kann dazu führen, dass ihre innere Struktur in Schwingungen gerät und eine kleine Anzahl von Neutronen und Protonen ausgestoßen werden.
"Um Gold zu erzeugen (ein Kern mit 79 Protonen), müssen in den LHC-Strahlen drei Protonen aus einem Bleikern entfernt werden", teilt das Cern mit. Die Gesamtmenge sei aber immer noch Billionen Male weniger gewesen, als für die Herstellung eines Schmuckstücks erforderlich wäre, dämpft das Cern jegliche Hoffnung von Alchemisten. Und: "Das Gold existiert nur für einen winzigen Bruchteil einer Sekunde."
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Die Ergebnisse ihrer Versuche haben die Cern-Wissenschaftler in der Studie "Proton emission in ultraperipheral Pb-Pb collisions at √𝑠𝑁𝑁=5.02 TeV" in der Zeitschrift "Physical Review Journals" veröffentlicht. Sie wurden seit 2015 im Experiment "Alice" realisiert.
dpa/jar
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