Bildungsgewerkschaft GEW gegen Genderverbot an Thüringer Schulen
- Der Rat für deutsche Rechtschreibung begrüßt gendergerechte Sprache, hat Sonderzeichen zum Gendern aber bisher nicht in sein Regelwerk aufgenommen.
- Anders als in Sachsen und Sachsen-Anhalt ist das Gendern an Thüringer Schulen nicht explizit verboten.
- Die GEW in Thüringen spricht sich für einen offenen und liberalen Umgang mit geschlechtergerechter Sprache an Schulen aus.
Die FDP wollte es schon mal. Die AfD sowieso. Das BSW und die CDU auch: Ein Genderverbot an Thüringens Schulen. Doch umgesetzt hat es die neue Landesregierung bisher nicht.
Aus dem CDU-geführten Thüringer Bildungsministerium heißt es dazu schriftlich: "Im Regierungsvertrag zwischen CDU, BSW und SPD wurde die Festlegung getroffen, dass Grundlage für den Sprach- und Schriftgebrauch an den Thüringer Schulen die Regeln des Rates der deutschen Rechtschreibung sind. Die Umsetzung dieses im Regierungsvertrag vereinbarten Ziels ist derzeit noch in Vorbereitung." Wie eine solche Regelung konkret aussehe, könne man deshalb noch nicht sagen.
Rat für deutsche Rechtschreibung begrüßt gendergerechte Sprache
Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat im vergangenen Juli sein Regelwerk zur deutschen Rechtschreibung aktualisiert. Neue Fremdwörter wie "Fake-News" zum Beispiel kommen nun vor. So genannte Wortbinnenzeichen wie der Doppelpunkt, Gender-Unterstrich oder das Gender-Sternchen sind aber nicht enthalten, erklärt Marco Gierke aus der Geschäftsstelle des Rats für deutsche Rechtschreibung.
Das wird im Regelwerk auch begründet: "Neu darin ist im Bereich Zeichensetzung ein Passus zu den Sonderzeichen zur gendergerechten Schreibung. Darin wird festgestellt, dass es nicht zum Kernbereich gehört." Gendergerechte Sprache begrüße man aber. Lehrerinnen und Lehrer oder Lehrkräfte beispielsweise sind Orthografie-konform.
Regelungen zum Gendern an Schulen sind Ländersache
Marco Gierke vom Rechtschreibrat hebt hervor, "dass die Bewertungspraxis der zuständigen Schulpolitik obliegt und außerhalb des Zuständigkeitsbereichs des Rats liegt". Die Kultusministerkonferenz hat die aktualisierten Rechtschreibregeln als verbindlich für Schulen erklärt. Bis spätestens zum Schuljahr 2027/2028 ist Zeit für die Umsetzung. Das betrifft vor allem Lehrmaterial und Wörterbücher.
Doch ob Gendern in Schulaufsätzen dann rot angestrichen oder sogar mit Punktabzug sanktioniert wird, bleibt Ländersache. Sachsen-Anhalt und Sachsen haben bereits ein explizites Genderverbot, Thüringen noch nicht.
GEW-Sprecher: Gendern weder erzwingen noch verbieten
"Wir als größte Bildungsgewerkschaft setzen uns sehr dafür ein, dass es auch so bleibt", sagt Michael Kummer, Sprecher des Thüringer Landesverbands der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (kurz: GEW). Er findet, die Schulen sollten ihre Freiheit behalten.
"Also wir sind da sehr für eine Offenheit. Und es darf natürlich niemand zum Gendern gezwungen werden. Es darf aber auch nicht verboten werden. Also wir haben da eher einen liberalen Ansatz und keinen, sagen wir mal, Hardliner-Ansatz, den die CDU zumindest angekündigt hat, aber im Moment auch nicht durchzieht."
Er ist froh, dass "an der Genderfront in Thüringen", wie er sagt, im Moment eigentlich Ruhe eingekehrt ist.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke