• In Sachsen wird am heutigen Mittwoch das Kanzleigut Halsbrücke weiter durchsucht. Bereits gestern waren fünf Objekte der Anhänger des "Königreichs Deutschland durchsucht worden.
  • Der selbsternannte König des Königreichs Deutschland, Peter Fitzek, wurde am Hauptsitz der Gruppierung in Halsbrücke bei Freiberg festgenommen. Tiere wurden beschlagnahmt und Vermögenswerte wurden sichergestellt.
  • Laut Landesverfassungsschutz Sachsen zeigen die Immobilienkäufe der Gruppierung deren Expansionspläne, der Landrat von Mittelsachsen zeigte sich erleichtert.

Die Razzia im Umfeld des Vereins "Königreich Deutschland" wird in Sachsen fortgesetzt. Wie eine Sprecherin im Landeskriminalamt (LKA) am Mittwochmorgen MDR SACHSEN sagte, konzentriert sich der Polizeieinsatz nun auf das Kanzleilehngut Halsbrücke. Dort müssen beispielsweise landwirtschaftliche Geräte und Dinge aus einer Art Hofladen sowie Hoftiere gezählt und gesichert werden. Die Durchsuchungen in vier weiteren Objekten sei abgeschlossen. Laut LKA sollen bei den Durchsuchungen Beweismittel gesichert werden.

Polizei sichert Beweismittel

Bei der Razzia in Sachsen waren am Dienstag insgesamt fünf Objekte durchsucht worden, laut LKA vor allem Wohnungen und Geschäftsräume von Anhängern und Geschäftspartern des verbotenen Vereins. Zwei Personen wurden festgenommen. Durchsucht wurden nach MDR-Recherchen das Kanzleilehngut in Halsbrücke bei Freiberg, eine Pension in Dresden-Hosterwitz und Objekte in Rathmannsdorf bei Bad Schandau, in Döbeln und Leipzig-Mockau.

Der Inhaber der Pension in Dresden-Hosterwitz findet sich auch im Impressum des Kanzleilehnguts in Halsbrücke als Betreiber wieder.

Tiere beschlagnahmt

Wie ein MDR-Reporter berichtet, mussten in Halsbrücke die Bewohner des Kanzleilehnguts das Gelände verlassen. Den Mitgliedern der Vereinigung "Königreich Deutschland" wurde laut LKA die Verbotsverfügung ausgehändigt. Ihre Personalien seien aufgenommen worden. Die Tiere des Lehnguts, Rinder und Schweine, wurden beschlagnahmt. Die Landesdirektion Sachsen will sich darum kümmern, dass sie dort weiter versorgt werden.

Königreich-Gründer Fitzek in Halsbrücke festgenommen

Der Gründer des "Königreichs Deutschland", der 59 Jahre alte Peter Fitzek, wurde den Angaben nach in Halsbrücke festgenommen, Hauptsitz und Zentrale der Gruppierung. Der 28 Jahre alte Martin S., der ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern gehört, wurde in Döbeln festgenommen.

Wie der Generalbundesanwalt informierte, sind die Beschuldigten dringend verdächtig, sich "als Rädelsführer in einer kriminellen Vereinigung mitgliedschaftlich betätigt" zu haben. Peter Fitzek werden zudem unerlaubte Einlagen- und Versicherungsgeschäfte vorgeworfen.

Peter Fitzek, selbsternannter König von Deutschland, ist am Dienstag in Halsbrücke festgenommen worden.Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Zuvor hatte Bundesinnenminister Dobrindt den Verein "Königreich Deutschland" verboten. Eine Klage gegen das Verbot ist möglich. Allein in Sachsen hatte der Verein nach Verfassungsschutz-Angaben zuletzt 300 Mitglieder. Insgesamt werden der Reichsbürger-Szene in Sachsen rund 3.100 Personen zugerechnet, darunter 79 Rechtsextremisten. Das geht aus der letzten Antwort des Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken von Ende Januar hervor.

Landesverfassungsschutz: Immobilienkäufe zeigen Expansionsbestrebungen

Das "Königreich Deutschland" ist schon lange im Fokus der Verfassungsschützer, sagt Dirk-Martin Christian, Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz (LfV) Sachsen. Die Immobilienkäufe der Gruppierung in Sachsen zeigten ihre Expansionsbestrebungen und dienten dem Ziel, "pseudo-staatliche Parallelstrukturen in Form sektenähnlicher Siedlungsgemeinschaften aufzubauen", so Christian.

Das "Königreich Deutschland" warb laut Landesverfassungsschutz Sachsen – zuletzt von seinem Standort Halsbrücke aus – fortwährend bundesweit um neue "Staatsangehörige" und Geldgeber. "Dabei sprach die Gruppierung nicht bloß Privatpersonen an, sondern bemühte sich auch um Gewerbetreibende, die zum "Königreich" übertreten und in deren Parallelstrukturen einzahlen sollten." Nach Erkenntnissen des Landesverfassungsschutzes war die Mitgliederstruktur in Sachsen heterogen und zu einem erheblichen Teil von Personen aus den alten Bundesländern geprägt.

Bündnis "MitWirkung" Halsbrücke spricht von Sekte

Siegfried Clausnitzer aus Halsbrücke engagiert sich im Bündnis "MitWirkung", das schon länger vor dem "Königreich Deutschland" warnt. Auch, weil es alle Merkmale einer Sekte zeige: "Oft hört man, 'na die tun doch gar nichts.'" Clausnitzer zufolge, sollte man sich fragen, wie man sich fühlen würde, wenn ein Verwandter sich dieser Vereinigung anschließen würde." Bei einem jungen Mensch, der sein Leben noch vor sich hat, sich so alle Möglichkeiten verbaut, fände er das sogar gefährlich. "Weil das ganze Leben dann auf den Führer der Sekte ausgerichtet ist und es kein Wenn und Aber mehr gibt."

Landrat von Mittelsachsen erleichtert über Verbot

Der Landrat von Mittelsachsen Sven Krüger ist in erster Linie froh über die Entscheidung aus Berlin. "Ich hab das heute früh mit Erleichterung wahrgenommen, dass hier an der Stelle deutschlandweit konsequent gehandelt wurde. Es sei schwierig,  gewesen, in Halsbrücke eine Institution zu haben, "die eigentlich die Regeln unseres Zusammenlebens ablehnt", so Krüger.

Wichtige Anlaufstelle für Reichsbürger eliminiert

Der sächsische Grünen-Innenpolitiker Valentin Lippmann sprach von einer "längst überfälligen Entscheidung" und bezeichnete die Gruppierung als "gefährliche Ansammlung von Waffenfanatikern und Demokratieverächtern". Durch das Vereinsverbot werde der ständig steigenden Zahl an Reichsbürgern zumindest eine wichtige Anlaufstelle entzogen, so Lippmann. In einem weiteren Schritt müssten nun die Finanzierungsmethoden der Gruppierung vollumfänglich aufgedeckt werden.

Bundesweite Razzia nach Verbot durch Innenminister

Bundesweit wurden am Dienstag Vereinsliegenschaften in sieben Bundesländern durchsucht, neben Sachsen in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Neben den zwei Festnahmen in Sachsen wurde außerdem Benjamin M. in Brandenburg festgenommen und Mathias B. in Rheinland-Pfalz.

Wer ist Peter Fitzek? (zum Ausklappen)

Peter Fitzek gründete 2012 in der Lutherstadt Wittenberg den Fantasiestaat "Königreich Deutschland" und ließ sich selbst zum "König" dieses "Staates" krönen. Nach den Recherchen des SWR hat er Hunderte Anhänger rekrutiert und Millionen Euro an Spenden gesammelt. In den letzten Jahren kam er immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Im Jahr 2024 verurteilte das Landgericht Dessau-Roßlau ihn wegen Körperverletzung und Beleidigung zu acht Monaten Haft. Er soll eine Frau gegen eine Tür gestoßen und dann nach ihr getreten haben. Gegen das Verfahren legte er Berufung ein, der Fall muss neu verhandelt werden.

Fitzek betrieb außerdem ohne Genehmigungen über mehrere Jahre hinweg eine eigene Bank und mehrere Versicherungen wie eine "Gemeinwohlkasse" in Dresden. Im August 2017 wurde Fitzek durch das Landgericht Dessau wegen illegaler Geschäfte mit der "NeuDeutschen Gesundheitskasse" und Fahrens ohne Führerschein zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt. Im Februar 2019 wurde er aus der Haft entlassen. Mit seinen Anhängern hat Fitzek zudem Immobilien saniert und dort Seminare angeboten.

Quellen: Staatsanwaltschaft Dresden, Bafin, Bundesamt für Verfassungsschutz

Das Wolfsgrüner Schlösschen in Eibenstock (Erzgebirgskreis) wurde von Anhängern des "Königreichs Deutschland" genutzt. Es wurde von der Finanzaufsicht Bafin beschlagnahmt. (Archivbild)Bildrechte: MDR/Wiebke Müller

Fitzek und drei weitere Männer in Haft

Auch ihnen wird die Betätigung in einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Mathias B., der aus Ludwigshafen stammt, soll Fitzek bei den Einlagengeschäften als Gehilfe unterstützt haben. Zwei der Männer sitzen bereits in Untersuchungshaft. Das bestätigte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Mittlerweile sind alle vier Haftbefehle, darunter der in Vollzug gesetzt worden, teilte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft mit.

Gibt es Ähnlichkeiten mit Reichsbürgern um Prinz Reuß?

Eine akute Gefährdungslage durch das "Königreich Deutschland" soll nach Angaben des Verfassungsschutzes nicht bestanden haben. Anders verhielt es sich mit den Mitgliedern der Reichsbürger-Gruppe um den Adligen Heinrich XIII. Prinz Reuß, die im Dezember 2022 bei einer Anti-Terror-Razzia der Polizei in mehreren Bundesländern sowie im Ausland festgenommen wurden. Sie sollen gewaltsame Umsturzpläne verfolgt haben. Die Ermittler stellten damals Hunderte Waffen und Tausende Munitionsteile sicher. In Sachsen gab es damals Durchsuchungen bei mehreren Menschen. Auch Firmen, darunter in Olbernhau im Erzgebirge, wurden durchsucht.

Gegen das "Königreich Deutschland" mit bundesweit rund 6.000 Mitgliedern wird laut Bundesinnenministerium vor allem wegen wirtschaftskrimineller Strukturen ermittelt.

MDR (cnj/wim/ali)

Weiterführende Links

  • Reichsbürgerszene: Razzia im Umfeld von verbotenem Verein "Königreich Deutschland"Video
  • 14. März 2025Beleidigung und Körperverletzung: Reichsbürger Peter Fitzek muss erneut in Haftmit Audio
  • 26. Oktober 2023Bürger wehren sich gegen Reichsbürger in Halsbrücke
  • 06. Juli 2023Halsbrücke wehrt sich gegen Grundstücksverkauf an Reichsbürger
  • 07. Mai 2022Reichsbürger planen Siedlung auf Bärwalder Schlossgelände
  • 21. April 2017Peter Fitzek: "König von Deutschland" ohne Königreich

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