• In Riesa stellt Feralpi Baustahl her, der direkt nach dem Guss ohne erneutes Erhitzen energieeffizient weiterverarbeitet werden kann.
  • Mitten in der Wirtschaftskrise fließen 220 Millionen Euro in grüne Industrie – doch wegen globaler Unsicherheiten bleibt die erhoffte Konjunkturerholung fraglich.
  • Wegen hoher Stromkosten drängt das Werk in Riesa auf Entlastung von der Politik.

Wer alte und neue Schwerindustrie an einem Ort erleben will, glühenden Stahl und moderne Walzen, der muss nach Riesa kommen. Hier produziert Feralpi Stahl für die Bauindustrie.

Personalchef Kai Holzmüller steht neben einem Kran, der das Rohmaterial zum Werk hebt: Schrott aus Deutschland, Polen und Tschechien: "Der Schrott kommt eben einerseits über Lkw und zum anderen über die Schiene. Der komplette Schrott wird hier gekippt und auf seine Reinheit kontrolliert. Weil es wichtig ist, dass hier Metallschrott angeliefert wird und keine anderen Abfälle."

Direkt vom Guss ins Walzwerk

Der Schrott wandert in elektrisch betriebene Öfen und wird zu langen Blöcken gegossen – zu sogenannten Knüppeln. Anschließend werden diese zu Stäben gewalzt. Bisher mussten die Knüppel dafür erst abkühlen und fürs Walzen erneut auf Hochtemperatur gebracht werden. Das neue Walzwerk kann sie direkt nach dem Guss weiterverarbeiten.

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Das spare sehr viel Energie, sagt Werksleiter Uwe Reinecke: "Dazu werden die warmen Knüppel über einen 300 Meter langen Rollgang auf die Reise geschickt. Die Temperatur, die dort verloren geht, wird mit Strom betriebenen Öfen wieder ausgeglichen. Da steckt grüne Energie dahinter."

Dann beginne der Walzprozess, erklärt Reinecke: "Hinter dem Walzprozess gibt es eine lange Abkühlungsstrecke, um das Material dann soft abzukühlen, damit es auch die optimalen Festigkeitswerte erreicht."

Wirtschaftskrise und Unsicherheit durch Zollpolitik

Das neue Walzwerk soll vollständig emissionsfrei arbeiten und die Stahlproduktion ökologischer machen. Die italienische Feralpi-Gruppe hat in Riesa dafür rund 220 Millionen Euro investiert. Trotz Wirtschaftskrise. Nun hofft das Unternehmen auf eine ordentliche Konjunktur.

Doch ob die kommt? Zumindest in der Gesamtwirtschaft sehe es trotz der ein oder anderen Investition noch nicht so gut aus, sagt Oliver Holtemöller vom Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung Halle: "Die Wirtschaftskrise, die Deutschland durchläuft, ist noch nicht vorbei. Das gilt für Ost- und für Westdeutschland. Allerdings nähern wir uns dem Boden. Es kommen weniger schlechte Nachrichten. Es ist aber nicht davon auszugehen, dass wir jetzt eine ganz schnelle Erholung bekommen."

Für die schnelle Erholung sei die Unsicherheit noch zu groß. Und diese Unsicherheit entstehe vor allem durch die schwankende Zollpolitik der USA, sagt Holtemöller.

Horrende Energiepreise

In Riesa sind zudem die hohen Energiepreise noch ein Thema. Das Stahlwerk benötigt so viel Strom wie sämtliche Haushalte Dresdens zusammen.

Werksleiter Uwe Reinecke sagt, was er zur Senkung der Energiepreise im Koalitionsvertrag gelesen habe, gefalle ihm gut: "Jetzt müssen auch Taten erfolgen. Das heißt: Es reicht nicht nur zu sagen: Wir wollen die Netzentgelte reduzieren, wir wollen die Strompreiskompensation verlängern, wir wollen einen Industriestrompreis, wir wollen die Stromsteuer minimieren. Jetzt kommt es darauf an, dass es auch Taten geben wird."

In einem Punkt hat die Politik schon gehandelt. Das im März beschlossene Sondervermögen, finanziert aus 500 Milliarden Euro neuen Staatsschulden, soll vor allem in Infrastruktur fließen – in Brücken oder auch Schulen. Es ist ein Konjunkturprogramm für die Bauindustrie. Und die braucht Baustahl – zum Beispiel aus Riesa.

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