Klimawandel: Wie historische Parks mit Schäden umgehen
Inhalt des Artikels:
- Ilmpark in Weimar: Hitze macht Bäumen zu schaffen
- Georgengarten in Dessau: Eine Million Euro für Restaurierungspläne
- Park und Schloss Branitz bei Cottbus: Baumuniversität soll Parks zukunftsfähig machen
Ilmpark in Weimar: Hitze macht Bäumen zu schaffen
Der Klimawandel wirkt sich auch auf Bäume in historischen Parkanlagen aus und stellt die Betreiber vor neue Herausforderungen. So hat jüngst die Klassikstiftung Weimar Alarm geschlagen: Die Beseitigung von Schäden, die dem Klimawandel geschuldet sind, lässt die Kosten explodieren. 50 Millionen Euro könnten dafür in den nächsten zehn Jahren zusammenkommen. Denn: Das UNESCO-Weltkulturerbe der Ilmpark wirkt zwar auf den ersten Blick wie eine intakte, grüne Parklandschaft, doch zwischen dem Grün finden sich immer wieder geschädigte, vertrocknete Pflanzen. Das betrifft sogar Bäume, die direkt an der Ilm stehen.
Die Schäden entstehen durch zu hohe Temperaturen und durch Strahlung, wie Andreas Pahl, Gartenreferent der Klassikstiftung Weimar im Verbrauchermagazin Umschau erklärt: "Es gibt wissenschaftliche Messungen an der Rinde und am Blatt, die dann 42, 43 Grad und darüber hinaus nachweisen. Da sind natürlich Schäden an den Leitungsbahnen auch irreversibel." So kann das Wasser aus der Wurzel nicht mehr die Kronenspitzen erreichen.
Die größten Verluste an historischem Baumbestand gab es in Weimar nach den Dürrejahren 2018 und 2019, doch das Baumsterben findet kein Ende. Die Kosten für die Entnahme abgestorbener Bäume und den Verschnitt toter Zweige sind noch immer wesentlich höher als früher. "Vor knapp 20 Jahren waren das pro Parkanlage bei der Klassikstiftung vielleicht vier, fünf Fällungen und vielleicht zehn, fünfzehn Kronenpflegungen. Heute haben wir ein Baumteam, das Ausschreibungspakete von mehreren hunderttausend Euro bewegen muss", so Pahl. Die Gärtner kommen mit dem Ersatz der entnommenen Bäume kaum nach.
Schädling sorgt für Baumsterben
Nicht nur die Hitze, sondern auch Schädlinge sorgen für Probleme. Zum Beispiel sind Fichten vom Borkenkäfer befallen. Diese sollen nicht mit neuen Fichten ersetzt werden, sagt Gartenreferent Andreas Pahl: "Es macht keinen Sinn, diese Fichten vielleicht in zehn, 15 Jahren an die nächste Generation Borkenkäfer zu verlieren. Möglich wäre eine Ersatzbaumart: vielleicht Douglasie oder eine Weißtanne, die ein bisschen fester ist."

Georgengarten in Dessau: Eine Million Euro für Restaurierungspläne
Der Georgengarten ist Teil des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches und somit auch UNESCO- Weltkulturerbe. Der Park ist in einem schlechten Zustand, denn fast die Hälfte des Altbaumbestandes ist geschädigt. "Das sind die alten Bäume, die Kulissengeber, die eigentlich auch die Würde und die Größe ausmachen. Die zeigten also in den Kronen die Reaktionen auf Trockenheit", erläutert Kirsten Lott, Referatsleiterin für Stadtgrün in Dessau-Roßlau. Die meisten der geschädigten Bäume wurden bereits gefällt.
Kirsten Lott versucht, dieser Entwicklung auch Positives abzuringen: Durch das Fällen der vielen kranken Bäume entstand Platz für neue Gestaltungsideen. Zum Beispiel könnte der verschwundene Obstgarten des Prinzen Georg wieder entstehen. Auf den freigewordenen Flächen sollen wieder die alten Kirschbaumreihen gepflanzt werden, die es früher einmal gab. "Das hätten wir uns nicht getraut, wenn die Schäden durch Trockenheit und Krankheit nicht aufgetreten wären", sagt Lott. Über eine Million Euro hat das Bundesbauministerium für diese Restaurierungspläne bewilligt.
Park und Schloss Branitz bei Cottbus: Baumuniversität soll Parks zukunftsfähig machen
Einer der schönsten Landschaftsgärten Europas und UNESCO-Weltkulturerbe ist der Schlosspark in Branitz. Allerdings hat man auch dort schon seit Längerem mit den Folgen des Klimawandels zu tun. "2021 war es besonders brutal für unsere Gärtnerinnen und Gärtner, als wir über 500 Eichen fällen mussten, um hier das Übergreifen von Schädlingen und großen Krankheitserregern auf den Park abzuhalten", erzählt Stefan Körner, Vorstand der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz.
Bereits 2011 wurde die Alte Pücklersche Baumschule wiederbegründet. Pückler nannte sie Baumuniversität, da er sich auch mit dem Verpflanzen sehr großer Bäume beschäftigte. "Das war zunächst ein gartendenkmalpflegerisches Projekt. Das sollte nur schön aussehen. Dann wurde relativ schnell klar: Mit den Folgen des Klimawandels hat das auch eine ganz wichtige Stützfunktion für die Produktion von gesunden und resistenten Bäumen für die Branitzer Parklandschaft", so Körner.
Bäume aus anderen klimatischen Regionen als mögliche Lösung
2022 entsteht mit der Neuen Branitzer Baumuniversität am Rande des Parks auf dem Gelände einer ehemaligen Großgärtnerei ein Bundeskompetenzzentrum zu den Folgen des Klimawandels für historische Gartenanlagen. Fast zehn Millionen Euro stellen Bund und das Land Brandenburg dafür bereit.
"Wir gucken nicht nur auf das Gehölz, sondern schauen uns auch die Standortbedingungen generell an. Wie ist eigentlich die Bodenqualität, wo der Baum wächst? Woran muss er sich anpassen? Wie sieht es mit der Wasserverfügbarkeit aus?", erklärt Juliane Ribbeck-Lampel, Projektleiterin der Branitzer Baumuniversität in der Umschau. Zudem achte man auf Schadbilder wie Insekten – die auch Nützlinge sein können – und die Luftqualität. Das komplexe Thema des Klimawandels in seiner Umfänglichkeit zu betrachten und zu reflektieren, sei ein Anliegen der Baumuniversität.
Schon jetzt laufen erste Versuche mit möglichen Ersatzpflanzungen für klimagestresste Parkbäume, so zum Beispiel mit Eichen aus unterschiedlichen klimatischen Regionen der Welt, wie Ribbeck-Lampel erläutert: "Wir haben welche aus Tatschikistan, aus Usbekistan, aber auch aus Nordchina. Ganz interessant ist zum Beispiel die 'Quercus haas': Eine Eichenart, die aussieht wie unsere heimische Stieleiche, aber aus dem Kaukasus kommt. Sie passt vermutlich auch gut ins Denkmalbild des Parks." Ein weiterer Vorteil dieser kaukasischen Eiche: Sie kommt sowohl mit kalten Wintern als auch mit heißen, trockenen Sommern zurecht.

Forschung soll anderen Parks helfen
Die Baumuniversität arbeitet eng mit Professoren und Studenten der Brandenburgischen Technischen Universität zusammen, zum Beispiel wenn Bodenuntersuchungen gemacht werden. Die Ergebnisse dieser Forschungen sollen allen historischen Gärten in Deutschland zu Gute kommen, so Ribbeck-Lampel: "Unser Ziel ist es, eine Plattform dafür zu bilden und einzuladen. Die Arme weit aufzumachen und zu sagen: Kommt gerne her, guckt, forscht mit uns, nehmt mit, was ihr braucht und gebt das gerne weiter."
MDR (jvo)
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