Mückenfreier Mai ist nur eine Momentaufnahme
Noch sind die Abende friedlich, wissen alle, die den Frühlingsabend im Freien genießen, egal ob auf dem Balkon oder im Schrebergarten: Noch gibt es keinen Mückenalarm.

Den Grund dafür nennt Renke Lühken vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg: "Die massive Trockenheit führt dazu, dass es einfach weniger Brutplätze gibt und dadurch gibt es nicht so extrem viele Stechmücken." Lühken zufolge sind viele Feuchtgebiete ausgetrocknet, wo Mücken sonst brüten. Und auch beliebte künstliche Brutstätten wie Regentonnen sind vielerorts leergelaufen, sodass dort aktuell keine Mückenentwicklung stattfindet. In Halle/Saale wird man sich darüber freuen, denn gerade dort gab und gibt es immer wieder extreme Mückenvorkommen.
Aber generell kann sich das Mückenaufkommen überall ganz schnell ändern. Biologe Matthias Nuss aus Dresden verdeutlicht das im Gespräch mit MDR WISSEN: "Es gibt Mücken, die können sich binnen sieben Tagen zur ausgewachsenen Mücke entwickeln! Da reicht dann ein Starkregen-Ereignis, und wenn die Temperaturen stimmen, bieten die Pfützen plötzlich beste Brutbedingungen."
Überschwemmungsmücken haben gaaaanz viel Zeit
Auch Biologe Lühken weist auf diese Mücken hin und sagt: "Deren Eier sind trockenresistent. Und wenn es dann einmal stark regnet, gibt es eben doch eine Stechmückenplage."

Sein Augenmerk richtet sich eher auf die Asiatische Tigermücke (Aedes Albopictus). Lühken zufolge ist sie seit fast zehn Jahren in Süddeutschland fest etabliert, die nördlichste Population findet sich (bislang) in Berlin: "Die Art breitet sich immer weiter aus und wird zukünftig sehr wahrscheinlich zur Übertragung von wirklich tropischen Viren in Deutschland führen. Das ist unaufhaltbar."
Mückenfreier Frühling ist trügerisch
Das trockene Frühjahr ist also trügerisch. Es lässt sich nicht pauschal ableiten, ob wir viele oder wenige Mücken im Sendegebiet haben werden, selbst wenn wir derzeit laue Frühlingsabende und den Duft von Flieder, Kastanien, Akazien oder und Linden genießen, ohne uns in Antimücken-Spray-Wolken zu hüllen. Es hängt Nuss zufolge von vielen Faktoren ab, ob wir friedlich draußen sitzen können oder ob wir hektisch um uns schlagen, um Mücken abzuwehren:
Zum einen gibt es viele verschiedene Mückenarten mit sehr verschiedenen Entwicklungszyklen, zum anderen beeinflussen Niederschläge und Temperaturverläufe, ob, und wie schnell und wie viele Mücken sich entwickeln. Und nicht zu vergessen, wenn auch nur ein schwacher Trost: Mücken sind nicht nur lästig, Singvögel wissen sie als Nahrung sehr zu schätzen. Und auch die Mückenforschung, die sich über gut erhaltene Exemplare freut und an einem Mückenatlas für Deutschland arbeitet.

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