Temu, Shein und Co.: EU will Päkchen von Onlinehändlern aus Drittstaaten besteuern
- Zwei Euro sollen nach dem Wunsch der EU-Kommission auf private Pakete anfallen.
- Zollbehörden in der EU sollen Lieferungen strenger kontrollieren.
- Chinesische Online-Händler nehmen Europa und Deutschland stärker in den Blick.
Die Europäische Kommission plant eine Zusatzgebühr auf Päckchen aus Ländern außerhalb der EU. Dem EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič zufolge soll es sich um zwei Euro pro Paket handeln. Die Gebühr soll steigende Kosten beim Zoll wegen der großen Zahl von Bestellungen bei Billig-Onlinehändlern wie Shein oder Temu decken.
Neu ist der Gedanke nicht: Die EU-Kommission hatte eine solche Gebühr erstmals im Februar ins Spiel gebracht. Nun will Brüssel nach Aussage des Handelskommissars die Gebühr auf Sendungen an private Haushalte vorschlagen. Für Päckchen an Warenhäuser soll demnach eine Abgabe von 50 Cent fällig werden.
Noch mehr Pakete in der EU erwartet
Šefčovič betonte, die Gebühr solle "von der Plattform bezahlt werden", auf der Verbraucherinnen und Verbraucher bestellt hätten. Onlinehändler könnten die Gebühr aber an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben, indem sie die Preise erhöhen.
Im vergangenen Jahr waren 4,6 Milliarden Päckchen in die EU eingeführt worden, das entspricht etwa 145 Sendungen pro Sekunde. 91 Prozent dieser Päckchen kamen aus China. Die Zahlen beziehen sich auf Sendungen mit einem Wert von weniger als 150 Euro. Diese Päckchen sind in der EU aktuell zollfrei.

Dies könnte sich ändern, wenn die Verhandlungen über eine Reform der gemeinsamen Zollregeln vorangehen. Die EU-Kommission hatte in diesem Rahmen vorgeschlagen, die Ausnahme abzuschaffen.
Qualitäts- und Gesundheitsmängel bei Billig-Waren
Brüssel verweist zudem auf Tests von Verbraucherorganisationen, nach denen mehr als 90 Prozent der Produkte von Plattformen wie Shein oder Temu nicht EU-rechtskonform sind und etwa giftige Chemikalien enthalten. Die Zollbehörden sollen Lieferungen in die EU nach Vorstellung der Kommission deshalb schärfer kontrollieren.
Gegen die Billig-Händler Shein und Temu laufen in Brüssel Ermittlungen wegen möglicher Verstöße gegen EU-Gesetze zum Verbraucherschutz und gegen die Regeln für Online-Plattformen. Die EU-Verbraucherschutzbehörden hatten im Februar unter anderem ein schärferes Vorgehen gegen Shein angekündigt, gegen Temu läuft bereits ein offizielles Verfahren der EU-Kommission.
Handelsverband sieht Anzeichen für Europa-Fokus
Der deutsche Handelsverband HDE beobachtet indes, dass chinesische Onlinehändler wie Temu oder Shein ihren Fokus verstärkt auf Europa und Deutschland richten. "Sichtbar ist, dass die beiden Unternehmen sich deutlich gen Europa orientieren, weil der US-Markt für diese Unternehmen aufgrund der Zollpolitik uninteressant geworden ist", sagte der stellvertretende HDE-Hauptgeschäftsführer Stephan Tromp am Montag.

Der HDE beobachte, "dass Temu und Shein ihre Ausgaben für digitale Werbung nach Europa umgelenkt haben". Diese seien im April und im Mai um 40 Prozent und mehr gestiegen. "Das ist ein klares Indiz, dass die Verbraucher hier verstärkt auf Temu und Shein und andere Anbieter aufmerksam gemacht werden sollen", fügte Tromp hinzu.
Die Download-Zahlen für die Apps von Temu und Shein gingen bereits nach oben, sagte Tromp. Es bleibe nun abzuwarten, ob dies auch zu stärkeren Käufen der Verbraucher bei den Anbietern führen werde.
AFP/Reuters(lik)
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