Wie ein Schüleraustausch zwischen Ost und West aussehen könnte
- Landesschülerrat Matthieu Hoffmann sieht im Austausch eine Chance auf gegenseitiges Verständnis.
- Der Lehrerverband begrüßt die Idee grundsätzlich, warnt aber vor einer Verpflichtung.
- Freiwillige Austauschprogramme gibt es bereits – wie zum Beispiel das "sächsische Geschichtscamp".
Matthieu Hoffmann ist 16 Jahre alt, lebt in der Nähe von Chemnitz und besucht in Stollberg das Carl-von-Bach-Gymnasium. Als stellvertretender Vorsitzender des Landesschülerrates Sachsen kann er Stimmungen in Ost wie West ausloten: "Es gibt ja die Bundesschülerkonferenz, wo aus allen Bundesländern die Schülervertretungen zusammenkommen und man sieht dort auch in den Bildungssystemen Unterschiede." Er glaubt, dass ein Schüleraustausch dazu beitragen könnte, Vorurteile gegenüber Ost und West abzubauen.
Ich glaube, so ein Schüleraustausch kann stark dazu beitragen, ein Grundverständnis zu schaffen, wie die anderen leben.
Sächsischer Lehrerverband gegen Pflicht
Der sächsische Lehrerverband begrüßt die Idee von Sozialministerin Petra Köpping. Landesvorsitzender Michael Jung warnt aber davor, einen Ost-West-Schüleraustausch zur Pflicht zu machen. "Die Lehrerinnen und Lehrer haben natürlich als Hauptaufgabe – die wenigen, die noch da sind – Unterricht zu machen und letztendlich die Lehrpläne und Unterrichtsstunden abzusichern."
Er sieht auch ein finanzielles Problem: "Wir haben ja nicht mal für Vertretungslehrer Geld, wer bezahlt das dann? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Schülerinnen und Schüler bzw. die Schule das dann aus der eigenen Tasche bezahlen soll." Auf freiwilliger Basis gebe es schon heute Projekte für einen ost-west-deutschen Schüleraustausch, so Jung.
Sächsisches Geschichtscamp für Schüler aus Ost und West
Das Bildungsministerium Baden-Württemberg verweist auf Nachfrage schriftlich auf ein Beispiel: "Seit 2012 führt das Land Sachsen jedes Jahr das 'Sächsische Geschichtscamp' durch, Dauer jeweils fünf Tage. Die Länder Sachsen und Baden-Württemberg haben eine gute Kooperationstradition, daher findet das Geschichtscamp seit 2019 als gemeinsames schulisches Kooperationsprojekt der beiden Bundesländer statt, jedes Jahr an einem anderen Ort in Sachsen."
Bis zu 60 Schüler der Klassen neun bis 13 – je zur Hälfte aus Sachsen und Baden-Württemberg – setzen sich dabei mit der Geschichte der DDR auseinander. So entstehen Filme, Audio-Reportagen oder Lesungen.
Noch intensiverer Austausch gewünscht
Einen noch intensiveren Schüleraustausch zwischen Ost und West wünscht sich Sven Teuber, der Bildungsminister von Rheinland-Pfalz: "Aus meiner kommunalpolitischen Arbeit habe ich enge Beziehungen nach Weimar zu unserer Partnerstadt und das schätze ich sehr. ich erfahre da eine große Bereicherung und ich würde mich freuen, wenn wir Schülerinnen und Schülern auch diese Art der Bereicherung zugute kommen lassen und durch den Austausch zwischen Ost und West einen Beitrag zur Verständigung leisten können."
Matthieu Hoffmann vom Carl-von-Bach-Gymnasium in Stollberg kann sich auch gut vorstellen, für einige Zeit im Schuljahr mal direkt in den Westen zu ziehen: "Auf jeden Fall müsste es eine längere Zeitspanne sein, so einen Monat schätze ich da als sinnvoll ein. Ich glaube, die Schüler müssten dann in die Schulen gehen, um die Erfahrungen des Bildungswesens mitzubekommen. Vielleicht aber auch in dem privaten Umfeld eintauchen, um die Systeme dort mit zu erkennen." Das für einige Wochen selbst zu erleben, würde gegenseitiges Verständnis ganz bestimmt fördern.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke