Jugend musiziert: Bundeswettbewerb startet mit weniger Teilnehmern
- Für den Bundeswettbewerb Jugend musiziert vom 5. bis 11. Juni haben sich aufgrund neuer Regeln weniger Talente als sonst qualifiziert.
- Der Deutsche Musikrat hatte aus finanziellen Gründen eine Begrenzung der Plätze angestrebt.
- Bereits im Vorfeld wurde kritisiert, dass junge Musikerinnen und Musiker dadurch verunsichert würden.
Erstmals ist der Bundeswettbewerb Jugend musiziert in Wuppertal zu Gast. Wie der Deutsche Musikrat mitteilt, sind in diesem Jahr über 1.800 junge Musikerinnen und Musiker aus dem gesamten Bundesgebiet in 1.157 öffentlichen Wertungsspielen zu hören. Der Wettbewerb läuft vom 5. bis 11. Juni 2025 und endet mit vier Preisträgerkonzerten.
Diskussion um erschwerte Teilnahme
Vorangegangen war in diesem Jahr eine öffentliche Debatte um die neuen Teilnahmebedingungen. Bei Jugend musiziert spielen junge Musikerinnen und Musiker zunächst in den Landeswettbewerben vor einer Fachjury, die sie bewertet und anschließend Punkte vergibt. 25 Punkte können maximal erspielt werden.

Hatte man diese oder 24 Punkte im Landeswettbewerb erreicht, war das bisher ein sicheres Ticket zum Bundeswettbewerb. Dieses Mal gewann man damit zwar noch einen Preis beim Landeswettbewerb. Um auf Bundesebene weiter zu kommen, war aber eine zusätzliche Jury-Nominierung nötig. Für Teilnehmende mit 23 Punkten endete der Wettbewerb auf Landesebene.
In Thüringen hätte sich das in "deutlich reduzierten" Zahlen bemerkbar gemacht, sagt Constanze Dahlet vom Landesmusikrat Thüringen. Die 23 Punkte hätten etwa die Hälfte der Teilnehmenden ausgemacht. In Sachsen-Anhalt sähe es ähnlich aus.
2025 neu: Kontingente für Startplätze auf Länder verteilt
Zum ersten Mal hat der Deutsche Musikrat die Zahl der Teilnehmenden am Bundeswettbewerb Jugend musiziert eingeschränkt. Der war zuletzt zu groß, und die Gelder waren zu knapp, wie der Musikrat auf seiner Website bekannt gab.

Zu diesem Zweck wurden nun Kontingente an die Länder verteilt. Musikerinnen und Musiker, die am Landeswettbewerb teilgenommen hatten, mussten in diesem Jahr von der Jury nominiert werden. Anschließend entschied der Deutsche Musikrat, wer teilnehmen darf. Constanze Dahlet vom Landesmusikrat Thüringen bedauert daran vor allem, dass man Teilnehmer durch ein solches Vorgehen verunsichere. Man könne keine Garantie geben, dass man weiterkomme.
"Unwürdig" – sächsischer Musikrat übt scharfe Kritik
Torsten Tannenberg vom Sächsischen Musikrat bezeichnet die Regelung als "unwürdig" – sie habe viel Unruhe in den Wettbewerb gebracht und Teilnehmende sowie auch Eltern verunsichert.
Wir müssen grundsätzlich über dieses Punktesystem reden, das verbraucht ist

Kindern und Jugendlichen schwer vermittelbar
Maja Schütze sieht das ähnlich. Sie ist Mandolinistin und hat schon häufig an Landes- und Bundeswettbewerben bei Jugend musiziert teilgenommen, kennt daher gut die Perspektive der Kinder und Jugendlichen. In der aktuellen Regelung sieht sie die Gefahr, junge Menschen zu demotivieren. Man übe dafür, erbringe eine gute Leistung und würde eigentlich eine Weiterleitung bekommen, bekommt sie aber letztendlich doch nicht, so Maja Schütze. "Das finde ich einem Kind schwer zu vermitteln."

Chancen durch neue Regeln bei Jugend musiziert?
Dass man mit 23 Punkten nicht mehr teilnehmen könne, findet sie nachvollziehbar. Torsten Tannenberg vom Sächsischen Musikrat sieht in dieser Regelung sogar die Chance, das Niveau auf Bundesebene aufrechtzuerhalten und sagt, der Blick der Jurys sei dadurch geschärft worden, nur noch Spitzenleistungen zum Bundeswettbewerb weiterzuleiten.
Auch Constanze Dahlet vom Landesmusikrat Thüringen bestätigt, dass die Punkte-Wertungen in den vergangenen Jahren kontinuierlich nach oben gegangen sind. Sie beobachtet, dass Preise unter dem ersten oder zweiten weniger gewertschätzt wurden. Dahlet hofft, dass Landeswettbewerbe wieder für mehr Musikerinnen und Musiker zugänglich sind, wenn die Spitzenleistungen in Zukunft auf Bundesebene ausgetragen werden: "Das, finde ich, ist auch die Chance, dass man sagt, auch ein dritter Preis ist eine Leistung, die man sich erarbeitet hat und das wollen wir auszeichnen."

Musikrat sicherte Nominierten mit 24 und 25 Punkten Teilnahme zu
Die Zahlen der 24- und 25-Punkte-Wertungen in den Landeswettbewerben in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist im Vergleich zu den Vorjahren in etwa stabil geblieben. Die geringere Zahl an Weiterleitungen zum Bundeswettbewerb ist vor allem dadurch zustande gekommen, dass für Musiker und Musikerinnen mit 23 Punkten der Wettbewerb vorbei war.
Schon vorab sicherte der Deutsche Musikrat zu: Werden die Kontingente aller Länder nicht überschritten, erhalten alle Nominierten einen Platz. Noch im April nach dem Ende der Landeswettbewerbe verkündete er: Alle Nominierten dürften am Bundeswettbewerb teilnehmen. Damit durften alle Musikerinnen und Musiker, die 24 oder mehr Punkte im Landeswettbewerb erspielt haben, nun doch nach Wuppertal fahren.

Punktesystem bei Jugend musiziert neu gestalten
Also viel Lärm um nichts? In diesem Jahr sei es noch einmal gut ausgegangen, sagt Torsten Tannenberg vom Sächsischen Musikrat. Er betont aber auch: Eine derartige Verunsicherung der Teilnehmenden wie in diesem Jahr möchte er für weitere Jahrgänge vermeiden. "Wir werden darauf drängen, dass das Verfahren, so wie wir es in diesem Jahr gemacht haben, kein gutes ist."
Noch in diesem Jahr sind Gespräche der Landesmusikräte mit dem Deutschen Musikrat geplant, um eine Lösung zu finden – und auch darüber zu sprechen, wie man das Punktesystem bei Jugend musiziert grundsätzlich in Zukunft gestalten kann.
Quellen: MDR KULTUR (Gloria Weimer), Redaktionelle Bearbeitung: vp
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