Sinkender EZB-Leitzins: Finanzexperte rät Kunden zu schnellem Handeln
Inhalt des Artikels:
- Werden Tagesgeldsparer diese Zinssenkungen überhaupt spüren?
- Wie wirkt sich diese Zinssenkung auf die Börsenmärkte aus?
- Was bedeutet die Zinssenkung für Menschen, die sich eine Immobilie zulegen wollen?
- Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann sagt, wir hätten mit diesen Zinsen einen "konjunkturantreibendes, expansives Niveau" erreicht. Was meint er damit?
MDR AKTUELL: Herr Tenhagen, werden Tagesgeldsparer diese Zinssenkungen überhaupt spüren?
Tenhagen: Ja, die werden die Zinssenkung demnächst spüren. Wenn Sie jetzt noch überlegenen, Tagesgeld anzulegen, dann machen Sie das am besten an diesem Wochenende. Und schauen Sie, dass Sie noch mal so ein garantiertes Tagesgeld für 2,4 oder 2,5 Prozent bekommen für die nächsten vier, fünf Monate. Das ist das, was sie sich sichern können. Sie werden sehen: Nächste Woche, übernächste Woche werden diese Angebote weniger werden und runtergehen. Und dann wird man sich auf das neue Gleichgewicht bei zwei Prozent einpendeln. Denn das ist das, was Banken von der Europäischen Zentralbank bekommen.
Ist ein viertel Prozentsatz ein hoher Verlust?
Nein, die Zinsen gehen ja in der Tendenz weiter nach unten. Und wenn ich jetzt für fünf Monate 2,4 Prozent kriegen kann [...], dann mach ich das jetzt. Und ansonsten hab' ich ja vielleicht tatsächlich noch ein Tagesgeld, wo ich bis Juni oder Juli oder August sogar noch ein bisschen mehr bekomme.
Wie wirkt sich diese Zinssenkung auf die Börsenmärkte aus?

An der Börse ist es zunächst positiv aufgenommen worden. Wir hatten ja [am Donnerstag] wieder Rekordkurse beim DAX, weil Unternehmen preiswerter Geld aufnehmen können, wenn die Zinsen sinken. [Hinzu kommt die] Ankündigung des Bundesfinanzministers, dass man demnächst Investitionen besser abschreiben kann und sein Geld schneller zurückbekommt. [...] Ich kann preiswerter den Kredit aufnehmen und ich bekomme schneller vom Finanzamt das Geld zurück. Das ist für Unternehmen, die das machen können, schon attraktiv.
Apropos Kredite: Was ist jetzt mit denen, die sich eine Immobilie zulegen wollen?
Das ist der schwierigste Teil. Also Immobilienkredite laufen nicht so wie die kurzfristigen Zinsen bei der EZB. Ein Immobilienkredit läuft ja immer über zehn oder 15 oder 20 Jahre. Deswegen muss man da ein bisschen genauer gucken. Meistens geht es eher darum, wieviel Zinsen es für deutsche Staatsanleihen gibt. Das ist zumeist der Maßstab für Immobilienkredite. Da sehen wir das wahrscheinlich noch nicht so deutlich. Im Gegensatz zu Ratenkrediten, zum Beispiel fürs Auto oder für die neue Küche. Da könnte man schnell was sehen.
Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann sagt, wir hätten mit diesen Zinsen einen "konjunkturantreibendes, expansives Niveau" erreicht. Was meint er damit?
Er meint genau das, was ich eben versucht habe, zu sagen: Wenn die Zinsen sehr niedrig sind, dann nehmen die Leute mehr Kredite auf, um irgendwas zu bezahlen, weil die Zinsen ja so schön niedrig sind. Und das treibt die Konjunktur, bringt uns volkswirtschaftlich ein Stück weit voran. Aber wenn die Konjunktur zu sehr angetrieben wird, dann ist das eben so, dass Bauen zum Beispiel teurer wird, weil viele Auftraggeber da sind und zu wenig Baufirmen, die es machen können. Also, dass Arbeit auch wieder teurer wird. Weil immer dann, wenn durch diese niedrigen Zinsen viel Nachfrage entsteht und dem kein so großes Angebot gegenübersteht, gehen die Preise halt hoch. [...] Dann würde die Inflation womöglich wieder raufgehen.
Das Gespräch führte Hanno Griess.
MDR (dni)
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