Die Nilgans stammt ursprünglich aus Afrika. Schon seit dem 18. Jahrhundert wurde sie in Europa als Ziergeflügel gehalten. Seit den 1970er-Jahren aber breitet sie sich schnell aus. Ursprung davon war eine Population in den Niederlanden, wahrscheinlich aus entflohenen Vögeln. Die Ausbreitungswelle zieht sich am Rhein und seinen Nebenflüssen entlang, immer weiter in Richtung Osten und Süden.

Laut Deutschem Jagdverband (DJV) hat das nun zum ersten Mal dazu geführt, dass in Deutschland mehr Jagdreviere ein Nilgans- als ein Graugans-Vorkommen meldeten. "Hotspots" sind demnach Bremen, Hamburg und Nordrhein-Westfalen, wo es kaum noch Reviere ohne Nilgänse gibt.

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Für Sachsen, Bayern und Schleswig-Holstein liegen in dieser Auswertung zwar keine Daten vor. Aber aus anderen Erhebungen weiß der DJV, dass Nilgänse auch dort schon heimisch sind.

Die schon immer heimische Graugans ist in Sachen Verbreitung damit nur noch die Nummer zwei der wilden Gänsearten in Deutschland. Sie wurde nur in 51 Prozent der Reviere gesichtet, die Nilgans dagegen in 54 Prozent. Auch in Thüringen hat die Nilgans der Graugans deutlich den Rang abgelaufen, wie die Grafiken des DJV zeigen.

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Auch mehr Graugänse als früher, aber Nilgänse breiten sich noch schneller aus

Auch die gesichteten Brutvorkommen der Nilgans stiegen laut DJV-Daten rasant: 2023 meldeten 26 Prozent der Reviere ein solches Vorkommen, eine Steigerung um mehr als das 2,5-fache seit 2009. Die Zahl der Graugans-Brutvorkommen stieg im selben Zeitraum zwar ebenfalls, aber bei weitem nicht so stark.

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Nilgans verdrängt andere Vögel

Nilgänse sind gegenüber anderen Wasservögeln deutlich aggressiver als Graugänse, vor allem zur Brutzeit. Dabei hängt die Aggressionsbereitschaft mehr von der Vogeldichte am Gewässer und weniger vom Futterangebot ab. Attacken von Nilgänsen betreffen meist Stockenten. Manchmal enden diese Attacken mit dem Tod von Stockentenküken. Diese Revierkämpfe dürften mit dazu beigetragen haben, dass es laut DJV-Statistiken tendenziell immer mehr wilde Gänse, aber immer weniger wilde Enten in Deutschland gibt.

An größere Vögel wagen sich Nilgänse zwar nicht direkt heran. Aber sie können Störche und Greifvögel am Brüten hindern, indem sie deren Brutplatz übernehmen. In menschlichen Siedlungsbereichen sorgt die Nilgans zudem durch Verkotung von Liegewiesen und Badegewässern für Konflikte, und auf landwirtschaftlichen Flächen können Fraßschäden entstehen, so der Deutsche Jagdverband.

Nilgans steht auf der Liste invasiver Arten

2017 hat die EU die Nilgans auf die rechtsverbindliche Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung gesetzt. Auf dieser Liste stehen beispielsweise auch der Waschbär, das Grauhörnchen und der Marderhund. Für alle Arten auf der Liste gilt ein Verbot von Einfuhr, Haltung, Zucht, Transport, Erwerb, Verwendung, Tausch und Freisetzung. Aber auch "wirksame Managementmaßnahmen" werden von den EU-Mitgliedsstaaten gefordert.

Für die Nilgans konkret fordert der DJV eine bundesweite Bejagung nach einheitlichen Standards als wesentlichen Teil des Managements, "um weitere ökologische und ökonomische Schäden nachhaltig zu verhindern", wie es in einer Mitteilung heißt. Es brauche in der Kulturlandschaft eine Regulation durch Jagd, sagt DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke.

Naturschützer haben Bedingungen für Jagd

Naturschützer hingegen sagen, die Jagd habe kaum einen Effekt auf die Bestandsentwicklung. Der Nabu schätzt die ökologische Schädlichkeit der Nilgans in Deutschland zudem als gering ein. Eine Bejagung zur Bestandsreduzierung lehnt der Verband daher ab. "Als einziges Argument für eine Bejagung der Nilgans zählt für den NABU dabei jedoch die sinnvolle Nutzung der Vögel", heißt es in einer Stellungnahme. Gemeint ist damit der Verzehr als Wildfleisch.

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