Bund plant Ausbau öffentlicher Orte zu Schutzräumen – Kommunen wollen Geld
- Wegen fehlender Schutzräume und wachsender Unsicherheit steigt die private Nachfrage.
- Der Bund will öffentliche Räume wie Tunnel oder U-Bahnhöfe zu Schutzräumen ausbauen, doch die Kommunen benötigen dafür finanzielle Unterstützung
- Krisenexperte Fekete empfiehlt, Schutzräume als multifunktionale Mehrzweckräume für verschiedene Krisen wie Hochwasser, Pandemie oder Luftangriff vorzuhalten.
Aktuell gibt es in Deutschland noch 579 öffentliche Schutzräume – das reicht für knapp 480.000 Menschen in Deutschland, also nur einen Bruchteil der Bevölkerung. Viele hätten deshalb die Sorge: Was ist, wenn? Das beobachtet Peter Aurenhammer. Ihm gehört die Firma "Deutsches Schutzraum-Zentrum" – sie ist spezialisiert auf den Bau von Schutzräumen.
Bei Kundinnen und Kunden, die gerade ein Haus bauen, nimmt er eine starke Nachfrage wahr: "Dann finden sie heraus, dass Nachbarländer wie die Schweiz eine Schutzraumquote von über 100 Prozent hat. Oder auch in Norwegen oder Finnland. All die Länder haben Schutzraumplätze für die Bevölkerung."
Viele Leute seien unsicher, ob es auch noch die nächsten 70 Jahre friedlich bleibe, erzählt Aurenhammer: "Lieber haben als brauchen und wer weiß, was unsere Kinder mal erleben dürfen."
Ausbau von Tunneln, Kellern und Tiefgaragen
Doch zumindest im öffentlichen Raum soll jetzt vorgesorgt werden. Der Chef des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz hatte angekündigt, mögliche Schutzräume wie Tunnel, U-Bahnhöfe, Tiefgaragen oder Keller öffentlicher Gebäude auszubauen. Sie sollten auch mit Nahrung, Toiletten oder Feldbetten versorgt sein.
Thüringens Innenminister Georg Maier sagt dazu: "Das ist schon machbar. Ich denke, dass Kapazitäten, die sich potenziell als Schutzraum eignen, vorhanden sind. Nur, die alten Schutzräume gibt es nicht mehr in der Weise. Die allermeisten wurden anderweitig verwendet oder gar beseitigt. Da muss man wahrscheinlich wieder bei Null anfangen. Aber besser man hat als man hätte."
Finanzierungsfrage
Ähnlich sieht das Timm Fuchs. Er ist Referatsleiter für Bevölkerungsschutz beim Deutschen Städte- und Gemeindebund. Jetzt gehe es darum, für die Schutzräume ein Konzept zu entwickeln und dann zügig loszulegen, betont er.
Für die Kommunen sei das ein Kraftakt, denn vielen gehe es finanziell sehr schlecht, sagt Fuchs: "Das heißt, wir werden aus eigener Kraft diese Infrastruktur, diese Schutzräume nicht erstellen können. Deshalb erwarten wir neben dem Konzept vom Bund, dass für die Finanzierung gesorgt wird. Das ist wie ein Marathonlauf in der Finanzierung und da brauchen wir eine langfristige Unterstützung."
Doch Timm Fuchs macht klar: Man könne sowieso nicht alle Menschen mit öffentlichen Schutzräumen versorgen. Private Vorsorge halte er deshalb für genauso wichtig.
Schutzräume mit mehreren Zwecken
Alexander Fekete kann verstehen, dass es vielen Menschen da mulmig wird. Er ist Professor für Risiko- und Krisenmanagement an der Technischen Hochschule in Köln. Fekete betont, dass die Bedrohung auch in ein, zwei Jahren wieder vorbei sein könne – deshalb sollten Schutzräume gleich mehrere Nutzen haben: "Ob wir ein Hochwasser oder eine Pandemie haben – Mehrzweckräume, Anlaufstellen, warme Stuben, kalte Stuben. Dass man ein Konzept hat, wenn tatsächlich was wäre wie ein Luftangriff. Dass man überhaupt einen Plan hat. Das muss man schon machen."
Wie das Konzept für die Schutzräume konkret aussieht, will das Bundesamt für Bevölkerungsschutz im Sommer bekanntgeben.
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