Was bleibt vom Solar Valley bei Bitterfeld-Wolfen?
- Das einst florierende Solar Valley ist fast verschwunden – chinesische Billigimporte und fehlende Fördermittel setzen der deutschen Solarindustrie zu.
- Trotz Rückschlägen wird das Solar Valley neu belebt – mit neuen Firmen, Baurecht und Hoffnung auf Wirtschaftshilfen bleibt der Standort attraktiv.
- Das Aus des Solar Valleys sei politisches Versagen – die Regierung habe die Solarindustrie kampflos aufgegeben, findet ein ehemaliger Angestellter.
Mit Uwe Schmorl kann man trefflich über alte Zeiten plaudern. Der 61-Jährige war einst der erste Angestellte von QCells, jener Firma, die vor zwanzig Jahren das Solar Valley gründete. Ein Industriepark bei Bitterfeld-Wolfen, in dem eine Fabrik neben der anderen eröffnete.
Deutsche Solarzellen waren damals gefragt. "Mit 14,6 Prozent Wirkungsgrad – das war damals Weltspitze", sagt Schmorl: "Das war so eine fantastische, so eine geile Stimmung. Das kann man nicht beschreiben. Das werden wir nie wieder erleben. Also das waren wahnsinnig tolle Zeiten."
Einst arbeiteten im Solar Valley 3.000 Leute. Heute forschen noch rund 400 Mitarbeiter im Auftrag von HanwhaQCells an neuen Produkten. Uwe Schmorl steht vor seiner ehemaligen Fabrik. Ein Mähroboter dreht einsam Runden.
Gegenüber ist mit Meyer Burger nun der letzte Hersteller an Billig-Importen Chinas gescheitert. Schmorl hat es nicht überrascht: "Wenn die kommen, dann kommen sie. Und nicht nur ein bisschen, sondern dann sind sie da. Mit den Preisen können sie nicht mithalten. Das war unmöglich. Wenn man keine Subventionen und Fördermittel kriegt, ist man chancenlos gegen die Chinesen."
Hoffnung auf den Aufschwung
Dass das Solar Valley trotzdem weiterlebt, daran arbeitet Clemes Mai. Er leitet den Technologiepark Mitteldeutschland, wie das Gelände offiziell heißt. Schon vor zehn Jahren, nach den ersten Solar-Pleiten, suchte der Verband Alternativen. Mit Erfolg. Clemens Mai fährt übers Gelände: "Hier haben wir links FEV. Die testen diese Autobatterien unter Extrembedingungen. Rechts sehen wir HiSurf. Die warten diese kleinen Flurfahrzeuge, die man auf den Flughäfen findet."
Zu den großen Neuansiedlungen gehört eine Papierfabrik. In diesem Jahr soll auch in die Halle des insolventen Solarherstellers Solibro wieder Leben einziehen. Trotzdem hat Mai noch Platz. In Summe 130 Hektar – ein Drittel des Industrieparks: "Unser Vorteil ist, dass auf den vorhandenen Flächen bereits Baurecht besteht. Das heißt, es gibt gültige Bebauungspläne der Kommunen, so dass man theoretisch morgen einen Bauantrag stellen könnte."
Um die Attraktivität des Standorts zu erhöhen, sollen in zwei Jahren Güterbahngleise in den Industriepark führen. Trotzdem, sagt der Standort-Manager, hielten sich Investoren gerade wegen der Wirtschaftskrise zurück: "Wir hoffen auf die Wirtschaftspakete der neuen Bundesregierung, dass dort ein Aufschwung wieder passiert. Weil – wie gesagt – Potenzial ist da. Wir erhoffen uns wieder vermehrt Anfragen."
Kritik an der Politik
Dass es heute im Solar Valley so leer ist, hätte man verhindern können. So sieht es jedenfalls Uwe Schmorl, der viele Jahre Betriebsrat bei QCells war. Rückblickend sagt er, die Bundesregierung hätte ihre Vorzeigeindustrie retten müssen: "Die Solarindustrie dieser Welt entstand in Thalheim. Das hat man einfach kaputtgehen lassen. Ich habe in Berlin von der Regierung die Antwort gekriegt: Wir legen uns wegen der kleinen Solarindustrie nicht mit China an. Punkt. Man hat zugeguckt, wie man uns erschießt."
Eine Wiederauferstehung hält Schmorl für unwahrscheinlich. Trotzdem kommt er noch gern ins Solar Valley. Für Interviews, um Kollegen zu treffen. Er sagt, wenn er hier auf der Hauptstraße, der Sonnenallee, steht, empfinde er immer noch Stolz.
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