Lage bleibt ernst: Nur jeder fünfte Baum im deutschen Wald ist gesund
Der Zustand der deutschen Wälder bleibt weiterhin besorgniserregend. Das ist das Fazit der jährlichen Waldzustandserhebung 2024, die das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) aktuell veröffentlicht hat. Minister Alois Rainer sagte anlässlich der Vorstellung der Daten: "Die Baumkronen sind ein Seismograph für den Zustand der Bäume. Und der Blick nach oben in die Baumkronen zeigt: Unsere Wälder haben Dauerstress."
Regen im Jahr 2023 reichte für die Bäume nicht aus
Seit Beginn der Erhebungen hat der Anteil der Kronenverlichtung (also der Verlust von Blättern und Nadeln in der Krone) bei allen Baumarten zugenommen. Die Kronenverlichtung gilt als Indikator für die Gesundheit eines Baumes – ist sie hoch, hängt das meist mit Witterungsextremen, Schädlingen, Pilzkrankheiten oder längerfristigen Veränderungen wie dem Klimawandel zusammen. Insgesamt sind die Schäden im deutschen Wald weiterhin groß. Seit dem vergangenen Jahr stellt die Waldzustandserhebung weder eine Verbesserung noch eine Verschlechterung fest. Nachdem die trockenen Jahre 2018 bis 2020 und 2022 bleibende Schäden im Wald hinterlassen haben, konnte auch das von großen Niederschlagsmengen geprägte Jahr 2023 die Bäume nicht revitalisieren.
Größte Verschlechterung für die Eiche
Im Vergleich der einzelnen Baumarten hat die Fichte weiterhin die höchste Absterberate. Für vierzig Prozent des Bestandes gilt eine Warnstufe. Auch bei Kiefer und Buche ist die Situation unverändert schlecht, hier gilt die Warnstufe für 56 Prozent (Kiefer) und 26 Prozent (Buche). Die stärkste Verschlechterung hat im vergangenen Jahr die Eiche verzeichnet – hier ist die deutliche Kronenverlichtung von 44 auf 51 Prozent gestiegen. Besonders der Eichenprachtkäfer im Zusammenspiel mit dem Mehltau haben die Eichen in einigen Gebieten stark geschädigt. Auch der Spätfrost Ende April 2024 setzte den Bäumen zu. Allerdings ist die Eiche die durchschnittlich älteste Baumart in Deutschlands Wäldern und somit besonders anfällig für Schädlinge und Temperaturabweichungen.
Der deutsche Wald sollte eigentlich als CO2-Speicher funktionieren
Die bundesweite Waldzustandserhebung wird jährlich durchgeführt und soll einen laufenden Überblick über den deutschen Wald geben. Dafür arbeiten die Forschenden mit einem repräsentativen Stichprobennetz. Umfassender als die Waldzustandserhebung ist die Bundeswaldinventur, die alle zehn Jahre veröffentlicht wird (zuletzt 2024). Auch dieser Bericht hatte im vergangenen Jahr ein besorgniserregendes Bild gezeichnet: Die Forschenden stellten fest, dass der Wald von 2017 bis 2022 seine Kohlenstoffspeicher um drei Prozent reduziert und somit 41,5 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre abgegeben hatte.
Das könnte zum Problem werden, weil der Wald im Bundesklimaschutzgesetz als große, natürliche Kohlenstoffsenke eingeplant ist. Gemeinsam mit Mooren und der Landwirtschaft soll er bis 2030 25 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente aufnehmen, bis 2045 dann 40 Millionen Tonnen. Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung dürften erneut infrage stellen, ob der deutsche Wald diese politischen Ziele erreichen kann.
Eine ausführliche Einschätzung dazu, welche Rolle der deutsche Wald als Kohlenstoffsenke spielt und was das für die politische Zielsetzung bedeutet, lesen Sie auch in Ausgabe #185 des ARD Klima-Updates.
Links/Studien
Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2024 im Detail sind hier auf den Seiten des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat zu finden.
iz
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