• Trotz früherer Erfahrungen wurden laut Thüringer Lehrerverband kaum Konsequenzen gezogen: Klassen sind überfüllt und das Personal überlastet.
  • Lehrer René Michel fordert vom Kultusministerium klare Vorgaben zur Sicherheit, da viele Schulen nicht über grundlegende Technik wie Amokalarm oder abschließbare Türen verfügen.
  • Der Sächsische Lehrerverband fordert mehr Schulpsychologen, um auffällige Schüler unterstützen zu können.

Auf Social Media kursieren Videos: Zu sehen ist eine Wiese, dahinter das weiße Schulgebäude. Schüsse fallen. Der Amoklauf in Graz macht viele Menschen traurig und betroffen, auch Tim Reukauf vom Thüringer Lehrerverband. Ihn erinnert Graz sofort an den Amoklauf in Erfurt im Jahr 2002.

Damals hätten die Schulen viele Lehren gezogen, sagt Reukauf: "Damals war es so, dass selbst die Polizei festgestellt hat, das alles recht chaotisch war und keiner wusste, wer für was zuständig ist. Damals sind die Schülerinnen und Schüler auch auf die Straße gegangen für beispielsweise kleinere Klassen, damit sowas auffällt, wenn ein Schüler auf die schiefe Bahn gerät."

Doch genau das ist laut Reukauf in den letzten Jahren nicht passiert. Stattdessen würden die Klassen immer voller und die Lehrkräfte immer gestresster. Deshalb fordert Reukauf an jeder Schule multiprofessionelle Teams – also Schulsozialarbeiterinnen oder Schulpsychologen.

Sicherheitsmängel bestehen

Doch im Falle eines Amoklaufs seien manche Schulen auch einfach räumlich nicht gut ausgestattet. Reukauf sagt: "Ich kann Ihnen in Thüringen von Schulen berichten, wo es nicht mal Klassenzimmertüren gibt, die, man normal zuschließen kann." Im Notfall könnten die Lehrkräfte die Türen bei einem Amoklauf nicht einmal abschließen oder verbarrikadieren.

Auch René Michel fordert beim Thema Sicherheit klare Vorgaben vom Kultusministerium. Er ist Lehrer an einer Oberschule in Sachsen und Sprecher des Sächsischen Lehrerverbands: "Sicherheitstechnik muss durch die Schulträger für alle Schulen zur Verfügung gestellt werden.  Es ist keine Vorgabe, dass jede Schule einen Amokalarm hat. Es gibt Schulen, da ist das nicht der Fall. Da müssen Kolleginnen und Kollegen mit dem eigenen Telefon ins Klassenzimmer gehen. Es ist dann auch schwer, die Polizei zu informieren, wenn man erstmal bis zum Sekretariat laufen müsste, um das nächste Telefon anzusteuern."

Michel erklärt, an seiner Schule gebe es in jedem Klassenraum einen Amokalarm-Knopf – mit direkter Meldung an das Sekretariat und die Polizei.

Mehr Schulpsychologen nötig

Doch auch der Sächsische Lehrerverband fordert mehr Schulpsychologen, um auffällige Schüler früh zu erkennen, etwa Mobbingopfer. Clemens Arndt vom Landesamt für Schule und Bildung in Sachsen sagt dazu: "Das würden wir uns wünschen. Wir sind aber froh, dass wir in den letzten Jahren die Anzahl der Schulpsychologen im Freistaat Sachsen schon erheblich erhöhen konnten, sodass wir schon in der Lage sind, relativ zeitnah zu reagieren. Dennoch ist die Idee, an jeder Schule jemanden zu haben – sehr charmant, aber personell gar nicht umzusetzen." Das Landesamt für Schule und Bildung hat dazu mitgeteilt: Im letzten Doppelhaushalt, für 2023/24 wurde die Zahl der Schulpsychologen verdoppelt: von 58 auf Stand jetzt 109.

Die beiden Lehrer betonen, dass es jetzt erstmal wichtig sei, mögliche Ängste der Schülerinnen und Schülern aufzugreifen. Indem man ihnen zum Beispiel erklärt, dass ein Amoklauf im besten Fall sehr selten passiert.

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