Gaskraftwerke geplant – Ostdeutschland warnt vor Benachteiligung
- Die Bundesregierung plant den Bau neuer Gaskraftwerke – LEAG will dafür alte Kohlestandorte wie in Lippendorf und der Lausitz nutzen.
- Sachsen-Anhalts Energieminister Willingmann will Schkopau zum Gaskraftwerk umbauen, doch ob der Standort zum Zug kommt, entscheidet eine Auktion der Bundesnetzagentur im Rahmen der Kraftwerksstrategie.
- Ein geplanter Süd-Bonus für neue Gaskraftwerke sorgt für Kritik – LEAG und der DGB warnen vor einer Benachteiligung Ostdeutschlands.
Thomas Brandenburg will bauen. Nicht nur ein Gaskraftwerk, sondern gleich mehrere. Der Ingenieur ist beim Energiekonzern LEAG als Vorstand für die grüne Kraftwerksstrategie zuständig.
Er würde die neuen, wasserstofffähigen Gaskraftwerke dorthin stellen, wo bisher alte Kohlemeiler Strom liefern. Für Schwarze Pumpe in der Lausitz und Lippendorf bei Leipzig lägen schon konkrete Planungen vor: "Wir haben an den Standorten immer den Zugang zum Höchstspannungsnetz. Wir haben in der Regel einen Gasanschluss liegen. Wir haben teilweise eine Anbindung an das Wasserstoffnetz in Aussicht gestellt bekommen. Das ist zumindest in Lippendorf unmittelbar der Fall."
Außerdem seien es bestehende Kraftwerksstandorte, wo bereits das Personal des Energiekonzerns sitze, sagt Brandenburg: "Und die gesamte Infrastruktur von der Kantine über die Werkstatt. Alles, was man ringsum von so einem Kraftwerk braucht, ist da."
Tatsächlich dürfte es in den kommenden Jahren einen kleinen Boom beim Bau von Gaskraftwerken geben. Rund vierzig könnten entstehen, wenn – wie im Koalitionsvertrag vereinbart – 20 Gigawatt an "gesicherter Leistung" zugebaut werden. Diese wasserstofffähigen Kraftwerke könnten Strom in sogenannten Dunkelflauten liefern.
Viele Interessenten für neue Gaskraftwerke
Sachsen-Anhalts Energieminister Armin Willingmann will auch für Schkopau so ein Kraftwerk. Dort steht der größte Kohlemeiler des Bundeslandes: "Wir halten sehr viel davon, dass Schkopau umgebaut wird und dass Schkopau eines dieser künftigen Gaskraftwerke werden kann. Wir wissen, dass es nach dem Gesetz 2038, nach den Betriebsplänen 2034 dort eine Ende haben wird mit der Braunkohleverstromung." Deswegen sei es hilfreich, schon jetzt die Pläne in Angriff zu nehmen, daraus ein Gaskraftwerk zu machen, sagt Willingmann.
Doch am Ende könnte es mehr Interessenten für den Bau neuer Gaskraftwerke geben als Deutschland benötigt. Das überrascht nicht, denn wo ein Kraftwerk steht, gibt es Jobs, siedelt sich energieintensive Industrie an, fließen Steuergelder.
Wer ein Kraftwerk wohin bauen dürfe, entscheide aber letztlich die Bundesnetzagentur über Ausschreibungen, sagt der Strommarkt-Experte Mirko Schlossarczyk: "Am Ende wird es so sein, dass über die Kraftwerksstrategie entsprechend Auktionen stattfinden werden, wo potenzielle Betreiber oder Projektierer ihre Angebote abgeben werden, was sie sich für Kosten für neue Kraftwerksstandorte leisten können beziehungsweise wollen." Dabei spielten auch Netzkosten und Infrastrukturkosten eine Rolle. Die günstigsten Standorte werden den Zuschlag bekommen. Wobei die konkreten Regeln die Politik aufstellt.
Süd-Bonus sorgt für Kritik
Wirtschaftsministerin Katherina Reiche ließ bereits durchblicken, dass sie neue Gaskraftwerke vor allem im Süden Deutschlands sieht – wo viel Industrie sitzt. Bei der Standortauswahl will sie eine Art Süd-Bonus geben, eine Bevorzugung bei der Ausschreibung.
Thomas Brandenburg von der LEAG findet das falsch: "Wenn Kraftwerksstandorte, die im Süden von Deutschland stehen, systematisch bevorzugt werden im Vergleich zu Kraftwerksstandorten in Norddeutschland, vor allem aber auch in Ostdeutschland, dann ist das ein Problem, das wir so nicht akzeptieren wollen."
Auf Unverständnis stößt der Süd-Bonus auch beim Deutschen Gewerkschaftsbund in Sachsen. Er warnt davor, die ostdeutschen Länder bei der Standortauswahl zu benachteiligen. Denn die neuen Kraftwerke böten Kohlearbeitern im Mitteldeutschen und Lausitzer Revier eine neue Beschäftigungsperspektive.
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