In Dresden gibt es weniger Turmfalken als noch vor fünf Jahren. Das hat Dirk Hanke festgestellt, der sei Jahren Turmfalken-Küken beringt. "Vor fünf, sechs Jahren hat es noch um 200 Brutpaare in Dresden gegeben, während zuletzt nur noch 80 Brutpaare nachgewiesen werden konnten." Der Turmfalken-Kenner und ehrenamtliche Beringer hat in dieser Woche drei Küken in fast 40 Metern Höhe auf dem Kirchturm der Versöhnungskirche in Dresden markiert.

Daten aus Dresden gehen nach Hiddensee

"Ich melde sämtliche Daten, die ich dieses Jahr erhoben habe an die Vogelwarte Hiddensee", erklärt Hanke. Wenn ein Turmfalke gefunden werde, könne man sehen, "wann er beringt worden ist, von wem und wo". Im Kirchturm hatte er dieses Mal nur drei flauschige Falkenküken in den Händen, "währenddessen vor fünf Jahren noch fünf bis sechs Junge in den Nestern drin waren". Dirk Hanke führt das auf Nahrungsmangel zurück.

Turmfalken sind an ihrer rotbraunen Oberseite erkennbar. Sie bevorzugen strukturreiche Landschaften in der Nähe des Menschen (Symbolfoto).Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Falken in Not: Beutiere sterben aus

Die Wildvogelhilfe des Naturschutzbundes Leipzig (Nabu) kennt den Nahrungsmangel als Problem, nennt aber die Bautätigkeit des Menschens als Grundursache. Obwohl Turmfalken und ihre Niststätten streng geschützt sind (nach §44 Bundesnaturschutzgesetz), ist die Tierart in Gefahr. Seit Jahren würden die Umweltschützer mangelernährte junge Turmfalken bergen. Die Elternpaare fänden nicht genug Futter. Auf seiner Homepage zählt der Nabu die Ursachen dafür auf:

  • Der Mensch verbaut Grünflächen, Wiesen, Felder und Brachen mit Beton und Glas, was vielen Tier- und Pflanzenarten den Lebensraum raubt und Turmfalken die Jagdgebiete.
  • Türme und Gebäude werden saniert, geschützte Nistplätze zerstört, Ersatznisthilfen bei Bauprojekten nicht errichtet. Kurzum: "Vielfach werden die Höhlen und Nischen einfach wegsaniert."
  • Erschöpfte junge Falken prallen gegen Glasscheiben oder kollidieren mit Autos bzw. werden von ihnen überrollt, weil ihnen Freiraum zum Fliegen fehlt.
  • Vogeleltern trauen sich im dichten Verkehr nicht zum Boden, "somit sind die Jungtiere zum Verhungern verurteilt".


Quelle: Wildvogelhilfe Leipzig

Gebäudebrüter auf Sachsens Türmen

Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen engagiert sich mit dem Nabu für Vogelschutz. Auf Hunderten Gebäuden und Kirchtürmen nisten Dohlen, Schleiereulen, Mauersegler, Turmfalken, aber auch Fledermäuse in eigens eingerichteten Nistkästen und Nistplätzen. Vielerorts sind diese Gebäude an der Nabu-Plakette "Lebensraum Kirchturm" erkennbar. In Sachsen sind Turmfalken aber auch auf Wassertürmen und Rathaustürmen zu finden, wie auf dem Neuen Rathaus in Leipzig zum Beispiel.

Dirk Hanke (li.) und Johannes Strümpfel beringten drei Turmfalken-Küken auf dem Turm der Versöhnungskirche in Dresden.Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Kontrollieren, reinigen, abwarten

In der Dresdner Versöhnungskirche steigt Dr. Johannes Strümpfel vom Förderverein der Kirche seit Jahren regelmäßig 185 Stufen hinauf, kontrolliert und reinigt den Nistplatz. Die Kirchgemeinde lässt mit Fotos im Gemeindeblatt am Leben der Falken-Küken teilhaben. Mitte Juli sind die Kleinen dann so kräftig, "dass sie erste Flugversuche machen. Sie können dann auch nochmal vorbeikommen und sich in den Nistkasten reinsetzen", erzählt Strümpfel. Dann heißt es für ihn aufs nächste Frühjahr warten und hoffen, dass wieder Turmfalken Eier ablegen aus denen ab April Küken schlüpfen.

MDR (kk/Dany Striese)

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