Gibt es in diesem Jahr besonders viele Zecken?
Sachsen und das südöstliche Thüringen sind bereits seit längerem Risikogebiete für die von Zecken übertragene Krankheit FSME. Praktisch gesehen ist in Deutschland südlich einer Linie von Frankfurt/Main nach Cottbus die Gefahr, von Zecken gestochen zu werden, besonders hoch. Weiter nördlich gibt es nur wenige solcher Gebiete. In Sachsen-Anhalt haben Dessau-Roßlau und Anhalt-Wittenberg diesen Status vom Robert-Koch Institut erhalten.
Ganz Deutschland ein Zecken-Risikogebiet?
Das bedeutet allerdings nicht, dass der Rest des Landes von Zecken verschont bleibt, sagt Gerhard Dobler. Er ist Leiter des Nationalen Konsiliarlabors für Frühsommer-Meningoenzephalitis am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr und damit so etwas wie der oberste Zeckenwächter des Landes. Nach seiner Einschätzung sollte ganz Deutschland als Risikogebiet und die bisherigen Risikogebiete als Hochrisikogebiete bezeichnet werden.
Wird 2025 ein Zecken-Jahr?
Vor allem Hundebesitzer in Thüringen berichten über mehr Zecken in diesem Jahr. Auch in Bayern, wo Dobler forscht, wurden mancherorts besonders viele Zecken gesichtet. "Diese hohen Zahlen erklären sich durch den milden Winter, in dem viele Zecken wohl gut überleben konnten und jetzt im Frühjahr aktiv geworden sind", sagt Gerhard Dobler. Ob der Trend anhält, wird sich erst noch zeigen. Um belastbare Zahlen dafür zu bekommen, kann jeder mithelfen, als Hobbyforscher und Zecken-Zähler.
Der Naturschutzbund Deutschland ruft Bürgerinnen und Bürger dazu auf, gefundene Zecken zu melden. Wer etwa in der Kniekehle oder der Achselhöhle eines der achtbeinigen Tiere entdeckt, kann ein Foto davon machen und dem Nabu-Naturgucker online melden. Wichtig dabei: Zecken unbedingt erst entfernen und dann fotografieren. Die Aktion findet zusammen mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) statt. Tierbesitzer sollten auch bei Hunden und Katzen entdeckte Zecken melden.
"Wir möchten untersuchen, wie sich im Zuge des Klimawandels die geografische Verbreitung von Buntzecken und anderen Zeckenarten in Deutschland weiterentwickelt", sagte Christina Strube, die als Professorin der Hochschule eine Arbeitsgruppe leitet, die unter anderem von Zecken übertragene Krankheiten erforscht.
Bauch und Rücken der Zecke fotografieren
Wenn Sie die Zecken entfernen, sollten Sie sie allerdings möglichst nicht zerquetschen – was gelegentlich vorkommen kann, schon aus einem durchaus verständlichen Ekel vor den Spinnentieren, den man als Hobbyforscher überwinden muss. Denn die Fotos sind wichtig, da es nicht leicht ist, die Arten zu unterscheiden, sagt Veterinärmedizinerin Strube. "Am besten sollten die Zecken von der Ober- und Unterseite fotografiert werden, damit wir sie identifizieren können."
Nach Angaben des Nabu gibt es in Deutschland 20 Zeckenarten. Durch ihren Stich können sie Krankheiten wie Lyme-Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Lyme-Borreliose betrifft verschiedene Organsysteme, insbesondere die Haut, das Nervensystem und die Gelenke. FSME kann Entzündungen der Hirnhäute, des Gehirns und des Rückenmarks auslösen. Durch den Klimawandel könnten sich Zecken aus dem Mittelmeerraum und Südosteuropa mit neuen Krankheitserregern bei uns ausbreiten.
Nicht alle Zecken stammen von hier
Mit den Daten soll auch geklärt werden, welche Tierarten von welchen Zeckenarten besonders oft befallen werden und welche Körperregionen am häufigsten betroffen sind. "Wir möchten vor allem Menschen mit Hunden oder Katzen dazu aufrufen, an unserer Meldeaktion teilzunehmen. Detaillierte Angaben zu den Beobachtungen sind dabei von großer Bedeutung. Unser Meldeformular sollte darum vollständig ausgefüllt werden", sagt Milena Stillfried vom Nabu. "Da Zecken oftmals erst einige Zeit nach einem Spaziergang oder einer Reise entdeckt werden, kann es sein, dass der Fundort nicht dem tatsächlichen Lebensraum der Tiere entspricht. Diese Angaben sind für die Forschende wichtig, wenn Zecken in Regionen gefunden werden, in denen ihr Vorkommen bisher noch nicht bekannt war."
Links/Studien
Ihre Zeckenfunde und -bilder können sie beim Naturgucker melden.
pm/dpa
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke