Nachwuchs für die Bundeswehr – Freiwilligkeit oder neue Pflicht?
- CDU‑Verteidigungsexperte Thomas Röwekamp setzt statt der alten Wehrpflicht zunächst auf gezielte Ansprache durch Fragebögen.
- Bundeswehrverbandschef André Wüstner hält es für unrealistisch, die Nato‑Zielstärke allein mit Freiwilligen zu erreichen.
- Verteidigungsminister Boris Pistorius will in seinem Gesetzentwurf Klauseln verankern, die bei zu wenigen Freiwilligen eine rasche Reaktivierung der ausgesetzten Wehrpflicht ermöglichen.
CDU-Verteidigungsexperte Thomas Röwekamp schließt eine Rückkehr zur alten Wehrpflicht aus. Der Vorsitzende des Bundestags-Verteidigungsausschusses sagte MDR AKTUELL, man setze zunächst im kommenden Jahr auf die gezielte Ansprache durch Fragebögen. Dann werde man sehen, ob das die Bereitschaft zum Dienst in der Bundeswehr erhöhe.
Es sei wichtig verpflichtende Elemente für die Zukunft zu planen, "für den Fall, dass sich nicht genug junge Menschen freiwillig für den Dienst bei der Bundeswehr entscheiden", sagte Röwekamp. Dazu könnte auch eine verpflichtende Musterung zählen. Notfalls müsse es auch Möglichkeit geben, junge Männer verpflichtend zur Bundeswehr einzuziehen.
80.000 Soldaten fehlen
Bundeswehrverbandschef André Wüstner hält es jedoch für unrealistisch, dass die Bundeswehr allein durch Freiwillige mehr Personal gewinnt. Im Interview bei MDR AKTUELL sagte er: "Wenn Deutschland diese Woche zusagt, die Nato-Planungsziele erfüllen zu wollen, dann wird man auch den zweiten Schritt gehen müssen und über diesen neuen Wehrdienst – in Klammern inklusive Pflicht – debattieren müssen."
Wüstner verwies auf die Nato-Vorgabe, die Truppe von derzeit 180.000 auf 260.000 aktive Soldaten aufzustocken. Zusätzlich brauche man 200.000 einsatzbereite Reservisten. "Und natürlich würden wir uns alle wünschen, dass das freiwillig gelingt. Mir fehlt allein der Glaube." Er fügte hinzu: "Wir haben einen Regenerationsbedarf von 30.000 Soldaten pro Jahr. Wie das ohne Pflicht gehen soll, konnte mir noch keiner sagen."
Es sei deshalb richtig, dass die Bundesregierung plane, bei Bedarf auf ein Pflichtmodell umzuschalten. Er vermute, dass Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) dazu noch in der Sommerpause einen Gesetzentwurf vorlegen werde.
Gesetzentwurf soll Reaktivierung ermöglichen
Pistorius erklärte in der ARD‑Sendung "Caren Miosga", sein geplanter Gesetzentwurf solle bereits Klauseln enthalten, mit denen eine ausgesetzte Wehrpflicht rasch reaktiviert werden könne, falls die Zahl der Freiwilligen nicht ausreiche. Auch Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) hatte zuletzt Vorbereitungen für eine etwaige Wiederaufnahme der Wehrpflicht gefordert.
MDR/dpa (jst)
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke