• Auch wenn es in Mitteldeutschland generell sehr trocken ist – Leipzig sticht nicht besonders heraus.
  • Die Seen im Neuseenland beeinflussen nur bodennahe Luft – nicht aber die Kaltfronten.
  • Im Sommer sind viel mehr Regengebiete zu sehen, als es tatsächlich regnet. Menschen führen dies irrtümlich auf die Seen zurück.

Vergleicht man die Region um Leipzig mit dem Rest von Deutschland, dann regnet es hier tatsächlich weniger. Dasselbe gilt für den Norden Thüringens und das südliche Sachsen-Anhalt, erklärt Sebastian Balders vom Deutschen Wetterdienst.

Das sei aber kein neues Phänomen: Die Mittelgebirge machen die Region zur trockensten in Deutschland: "Also sprich das Erzgebirge, Thüringer Wald, bis zum Südharz und dem Nordharz auch. Das ist quasi, wenn man so will, so eine U-Form und hält die Niederschläge aus Westen ab. Und da der Niederschlag bei uns meistens aus Westen kommt, verdunstet dieser Niederschlag oder prallt gegen die Mittelgebirge und regnet sich dort ab. Und dann ist sozusagen nichts mehr da für das Tiefland."

Leipzig kein besonders regenarmer Fleck

Dass es aber innerhalb dieses Tieflands in der Stadt Leipzig besonders wenig regnen würde, zeigten die Wetterdaten nicht: "Das kann man so pauschal nicht sagen. Es gibt schon Beobachtungen, die zeigen, dass es tendenziell in den Wintermonaten weniger regnet, verglichen mit den letzten 30, 40 Jahren. Allerdings gibt es da wiederum auch im Sommer jetzt einen Anstieg zu verzeichnen zum Beispiel durch Starkregenereignisse, dass da wieder mehr Niederschlag fällt."

In den vergangenen fünf Jahren sei insgesamt durchaus ein Niederschlagsdefizit zu verzeichnen gewesen, ergänzt Meteorologe Balders. Doch daran seien nicht die Seen im Neuseenland Schuld – zumal es die ja auch schon viel länger gebe.

Seen beeinflussen nur bodennahe Luft – nicht die Kaltfronten

Zwischen den Seen und dem Niederschlag gibt es keinen Zusammenhang, sagt auch Andreas Marx, Hydro-Meteorologe am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung – kurz UFZ. Die hätten nämlich nur Einfluss auf das sogenannte Mikroklima: "Das Mikroklima heißt, dass in der Größenordnung von etwa 250 Meter um die Seen herum die Temperaturen niedriger sind und die relative Luftfeuchte ein bisschen höher, aber einen direkten Einfluss auf den Niederschlag gibt es nicht."

Die Seen beeinflussen also die bodennahe Luft, aber nicht die höheren Atmosphärenschichten. Und dort entstehen unter anderem die Kaltfronten, die oft Regen mit sich bringen.

Regengebiete täuschen die Wahrnehmung der Menschen

Aber wie kommt es dann zu dem Gerücht, die Seen würden der Stadt den Regen klauen?

UFZ-Forscher Marx sagt, das liege unter anderem an den Erfahrungen der Menschen: "Die Fragen, ob die Seen das Wetter beeinflussen, werden eigentlich vor allem im Sommer gestellt. Und das kann man auch erklären. Im Sommer wird’s ja sehr viel wärmer als im Winter, wir haben einen höheren Wasserbedarf und gleichzeitig ist der Regen im Sommer anders als im Winter. Im Sommer haben wir mehr Gewitterniederschlag – das heißt, sehr kleinräumigen Niederschlag. Kleinräumig heißt, da regnet es ungefähr aus dem Quadratkilometer sehr stark raus und wenn man paar Kilometer wegkommt, regnet es gar nicht mehr. Das heißt aber auch, wir sehen vor allem im Sommer regelmäßig, dass Regen scheinbar auf uns zukommt und dann scheinbar abdriftet und uns eben nicht trifft."

Deshalb sieht man im Sommer viel mehr Regengebiete in der Ferne als es dann tatsächlich regnet, so Marx. Und das erklärten sich viele Menschen dann mit dem Einfluss von Gewässern. Doch die Messdaten zeigten: Diese vermeintlichen Wetterscheiden gibt es gar nicht.

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