Die Notdurft rückt wieder in den Fokus der Kommunen
- Leipzig hat aktuell 22 öffentliche Toiletten, andere Städte wie Magdeburg und Erfurt wollen ebenfalls mehr bauen.
- Grimma hat nur zwei Toiletten, die wegen Vandalismus geschlossen sind, und plant mehr bei steigender Besucherzahl.
- Die Aktivistengruppe "Klo:lektiv fordert mehr Aufmerksamkeit für das Problem der schlechten Toilettenversorgung.
- Leipzig gilt als Vorreiter mit einem eigenen Toilettenbeauftragten in der Stadtverwaltung.
Es ist ein warmer windiger Junimorgen im Leipziger Lene-Voigt-Park. Marco Schlütter, Referent für Sanitäranlagen der Stadt Leipzig, steht neben einer der zwei öffentlichen Toiletten, die er vor knapp zwei Jahren für die Parkbesucherinnen und -besucher aufstellen lassen hat. Für das Interview gehen wir in die Toilette hinein. Es riecht kaum.
Schlütter erklärt: "Wenn man in die Toilette reinkommt, sieht man, sie ist sehr simpel ausgestattet. Es gibt ein Urinal, das ist ein so genanntes Hock-Steh-Urinal, das kann von einer weiblich und von einer männlich gelesenen Person genutzt werden, es gibt eine Sitztoilette mit Haltebügeln für Menschen, die im Rollstuhl sitzen und die Toilette benutzen wollen, es gibt einen Desinfektionsspender, es gibt kostenlose Hygieneartikel."
Viele Städte sehen Nachholbedarf
Insgesamt gibt es in Leipzig aktuell 22 öffentlich zugängliche Toiletten. Nachgefragt in Magdeburg, Erfurt und Dresden heißt es jeweils, dass alle Städte in den letzten Jahren das Thema öffentliche Toiletten in den Fokus genommen hätten und mehr davon in die Städte bringen wollten. Auch im sächsischen Grimma gebe es Nachholbedarf, gibt Bürgermeister Tino Kießig zu. Aktuell gibt es zwei öffentliche Toiletten für die 28.000 Einwohner. Aufgrund von Vandalismus sind allerdings beide geschlossen.
Kießig würde die öffentlichen Toiletten aktuell eher nicht so gern benutzen. "Dass man da gerne draufgeht, würde ich nicht unterschreiben wollen. Das ist aber auch in erster Linie kein städtisches Problem, sondern ein gesellschaftliches, dass fremdes Eigentum leider den ein oder anderen nicht dazu bringt, ordentlich damit umzugehen." Spätestens, wenn Grimma Ende 2026 an die S-Bahn angeschlossen wird, will Kießig sich für mehr öffentlich zugängliche Toiletten in Grimma einsetzen. Denn dann rechnet er mit mehr Besuchern in seiner Stadt.
"Klo:lektiv" beklagt schlechte Toiletten-Versorgung
Mehr Aufmerksamkeit für öffentliche Toiletten in der Gesellschaft und in der Wissenschaft will das "Klo:lektiv" erreichen. Sabine Bongers-Römer ist Mitglied der Aktivistengruppe und hofft darauf, dass das schlechte Image von öffentlichen Toiletten sich ändert. Für Bongers-Römer zeigt die schlechte Versorgung in deutschen Städten, dass die Planung von öffentlichen Orten, wie Marktplätzen oder Parkanlagen, offenbar von Menschen komme, die diese Orte selbst eher nicht nutzten. Die Lebensrealität vieler Menschen werde nicht mitgedacht; dass viele Menschen viel Zeit im öffentlichen Raum verbrächten, etwa "Kind zur Kita bringen, einen Einkauf machen, zur Arbeit gehen, Kinder wieder abholen, vielleicht auf den Spielplatz gehen".
Leipzig als Vorbild?
Bisher würde das Thema eher in den Genderstudies behandelt, dabei wäre es eigentlich wichtig, auch zukünftige Stadtplaner und Architekten für das Thema öffentliche Toiletten zu sensibilisieren, findet Bogers-Römer, die eigentlich Geologin ist. Für sie sollte die Stadt Leipzig, die mit Marco Schlütter als erste einen Toilettenbeauftragten in der Stadtverwaltung installiert hat, ein Vorbild sein. In Leipzig fange man gerade erst an, die öffentlichen Toiletten so zu verteilen, wie es die Stadtbevölkerung brauche, sagt Schlütter.
"Wir in der Stadt Leipzig sind natürlich auch der Meinung, dass die öffentlichen Toiletten, die wir aktuell haben, für ungefähr 630.000 Menschen und die ganzen Touristinnen und Touristen, die die Stadt täglich besuchen, nicht ausreichen." Deswegen habe die Stadtverwaltung ein Konzept erarbeitet, das im März vom Stadtrat einstimmig beschlossen worden sei. In absehbarer Zeit werden 12 weitere öffentliche Toiletten in Leipzig zu finden sein, die kostenlos und für alle Geschlechter geeignet sind und die mindestens einmal am Tag gereinigt werden.
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