• Das europäische EFFIS-System erfasst nahezu in Echtzeit Waldbrände wie in der Gohrischheide und Gösselsdorf mithilfe von Satelliten.
  • Die EFFIS-Karte zeigt, wann und wo neue Brandherde entstanden sind – und gibt so Hinweise auf die Dynamik der Feuer.
  • Die Erkennung basiert auf Temperaturunterschieden, ist aber nicht fehlerfrei – Rauch, Wolken oder andere Wärmequellen können die Daten verfälschen.

Das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus bietet mit dem European Forest Fire Information System (EFFIS) ein zentrales Instrument zur Überwachung und Analyse von Waldbränden in Europa und darüber hinaus. Aktuell finden sich auf der Karte der EFFIS-Webanwendung auch Daten zu den Bränden in der Gohrischheide und in Gösselsdorf.

Effis erkennt aktive Feuer mithilfe von Satellitendaten nahezu in Echtzeit. Grundlage der Erkennung sind thermische Anomalien – also ungewöhnlich hohe Temperaturen auf der Erdoberfläche, die im Vergleich zur Umgebung auf ein aktives Feuer hindeuten. EFFIS greift dabei auf Daten des NASA-Systems FIRMS (Fire Information for Resource Management System) zurück, das Informationen von zwei Satellitensystemen liefert: MODIS und VIIRS.

Brände in Gösselsdorf und in der Gohrischheide in Effis

Die nachfolgenden Abbildungen zeigen, wie EFFIS die beiden Feuer in Sachsen und Thüringen abgebildet hat. Dreiecke zeigen gemeldete Feuer laut MODIS, Rechtecke und Kreise laut VIIRS. Violette Symbole zeigen Brandstellen der vergangenen sechs Stunden, rote Markierungen zeigen Brandstellen, die in den vergangenen zwölf bis 24 Stunden registriert worden sind. Rosa Symbole zeigen neu entdeckte Brandstellen der vergangenen sechs bis zwölf Stunden an. Die Daten aus der Gohrischheide lassen auf eine dynamische Entwicklung in der letzten Nacht schließen.

Die Abbildung von 9:48 Uhr am 3. Juli zeigt den Brand in der Gohrischheide – wie er im EFFIS-System kartiert worden ist. Deutlich zeigen sich dabei die Brandstellen, die schon am Vortag durch die Satelliten erkannt worden sind (rot) und jene, die erst in den sechs Stunden zuvor dazugekommen sind (violett). Die Daten legen nahe, dass sich der Brand über Nacht weit ausgebreitet haben dürfte.Bildrechte: MDR (Screenshot Effis, 3. Juli)

Weniger dicht und weniger weitläufig sind die gemeldeten Brandstellen in Thüringen. Aber auch hier ist die Entwicklung dynamisch.

Die Abbildung zeigt die erkannten Brandstellen des Waldbrandes in Gösselsdorf um kurz nach 11 Uhr am 3. Juli – und wie sich der Brand in den 12 Stunden zuvor in nordöstliche Richtung ausgedehnt haben dürfte.Bildrechte: MDR (Screenshot Effis, 3. Juli)

Über die Satelliten-Systeme MODIS und VIIRS

Während MODIS eine räumliche Auflösung von einem Kilometer bietet, liefert VIIRS mit 375 Metern deutlich feinere Daten und kann auch kleinere Brände erfassen oder die Ausdehnung großer Feuer präziser abbilden. Die Erkennung erfolgt durch Algorithmen, die Temperaturunterschiede zwischen potenziellen Brandherden und ihrer Umgebung analysieren. Wird ein signifikanter Unterschied festgestellt, wird der Punkt als sogenannter Hotspot markiert. Diese Hotspots werden auf Karten dargestellt und bis zu sechsmal täglich aktualisiert – in der Regel innerhalb von zwei bis drei Stunden nach dem Satellitenüberflug.

Allerdings ist bei der Interpretation Vorsicht geboten: Nicht jeder Hotspot ist tatsächlich ein Waldbrand. Auch andere Wärmequellen wie Industrieanlagen oder landwirtschaftliche Feuer können erfasst werden. Um Fehlalarme zu minimieren, filtert EFFIS die Daten mithilfe eines Algorithmus, der unter anderem die Landnutzung, die Nähe zu Siedlungen und die Vertrauenswürdigkeit der Messung berücksichtigt. Umgekehrt kann bei starker Rauchentwicklung oder dichter Wolkenbedeckung gegebenenfalls nicht jeder Hotspot erkannt werden.

EFFIS hilft bei Lageeinschätzung und Schutzmaßnahmen

Die Daten aus dem EFFIS-System helfen nicht nur bei der Lageeinschätzung, sondern auch bei der Planung von Schutzmaßnahmen. Für die Einsatzkräfte vor Ort sind sie ein wichtiges Werkzeug – auch, wenn sie die Realität am Boden nicht vollständig abbilden können. Laut dem EFFIS-System wurden in Europa seit Jahresbeginn übrigens bereits über 215.000 Hektar Waldfläche kartiert, die durch Brände zerstört wurden – mehr als doppelt so viel wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

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